Man muss ja kein ausgesprochener Fan der Franzosen sein, aber die erste State of the Union Address die M. Macron, wohl schriftlich aber immerhin, da abgeliefert hat, hätte meiner Meinung nach ein bisserl mehr Beachtung verdient. Naja, wenn man der Nabel der Welt ist und Bezeichnungen und Feiertage die ganze ungeteilte Aufmerksamkeit fordern, dann kann man schon mal das Interesse für den Rest der Welt, der sich ja ohnedies um einen dreht vergessen. :-) Wer´s trotzdem lesen will und noch nicht hat: https://www.theguardian.com/commentisfree/2019/mar/04/europe-brexit-uk
Frankreich ist, wie es das ja eigentlich schon vor dem Fall von Dominique Strauss-Khan hätte sein sollen, die einzige Nation, die ein Rest-Europa hinter sich versammeln könnte. Die Deutschen dürfen aus bekannten Gründen nicht, die Klein- und Kleinststaaten würden insbesondere dann, wenn endlich das Einstimmigkeitsprinzip abgeschafft wird, wohl auch Schwierigkeiten haben, sich durchzusetzen und über den Rest breiten wir eh lieber den Mantel des Schweigens. So gesehen liegt in dem ganzen Theater um den Brexit, wie immer das letztlich ausgehen wird, eine riesen Chance, alles in Frage zu stellen, was sich da an fragwürdigen Bestimmungen, Verträgen und Mitgliedern so angesammelt hat. In diesem Zusammenhang ist es auch höchst an der Zeit alle nochmal vor die Wahl zu stellen, ob sie mitspielen wollen oder nicht. Der potentielle Ausschluss aus einer Europäischen Fraktionsgemeinschaft könnte da zum Beispiel ein Schritt in die richtige Richtung sein, weil die Hand anzupinkeln, die einen füttert, ist dann doch ein bisserl frech, oder?
Dass wir in einer Transferunion leben, dürfte inzwischen der letzte Hinterbänkler in irgendwelchen Regionalparlamenten mitbekommen haben und tatsächlich haben wahrscheinlich die meisten Steuerzahler der Geberländer auch nicht wirklich was dagegen. Wir sind´s ja eh gewohnt, in ein System einzuzahlen. Ob jetzt auf nationaler oder europäischer Ebene ist dann fast schon wurscht. Leider ist das Gefühl aktuell in zweifacher Sicht ein mittelgutes. Zum einen ist die Nachhaltigkeit der Systematik in Frage zu stellen, wenn, wie mit einem Veteranen (darf man schon sagen, hoff ich :-)) der Ö.reichschen Fondsindustrie gestern besprochen, zum Beispiel hierzulande rund ein Drittel der Bevölkerung das gesamte System erhält und zum anderen hat natürlich keiner Freude dran, wenn man Geschenke macht und dafür dann Spott, Hohn und Undank erntet. Zu polemisch? Möglich. Aber unwahr? Auch nicht, oder?
Also brechen wir eine Lanze für Europa und wenden uns der Region zu, die wohl in Zukunft, hoffentlich gemeinsam mit uns Europäern ;-), die Geschicke der Welt lenken wird: China. Gestern war´s wieder soweit: China hat ein Wachstumsziel bekannt gegeben. Diesmal als Bandbreite und keine Punktprognose, was ein Novum ist und einerseits der Unsicherheit um ein mögliches zukünftiges Handelsabkommen mit den USA geschuldet sein kann, andererseits eventuell auch als ein Schritt in Richtung westlicher Reporting-Standards gewertet werden könnte. Waren ja doch immer ein bisserl zweifelhaft diese Punktlandungen… Sämtliche Hard-Landing Fantasien scheinen zum wiederholten Male völlig übertrieben. Einmal mehr lohnt es sich, meiner Ansicht nach, darüber nachzudenken, ob ein in Prozent zum Vorjahr angegebener Wert im Falle Chinas irgendeine Aussage über irgendwas zulässt. Dies natürlich unter der Prämisse, dass die Wirtschaft wächst!
Dem Showdown immer näher kommen wir allerdings mit dem Brexit, so oder so wird es in den nächsten 23 Tagen ein bisserl mehr Klarheit geben was passiert, auch wenn es nur eine Prolongation des Dramas bis nach der EU Wahl sein könnte. Auf der anderen Seite des Atlantiks riecht es auch ein bisserl nach einer letzten Finalen Attacke auf DJ Trump. Ob diese von Erfolg gekrönt sein wird? Möglicherweise würde sich das die Mehrheit der westlichen Welt wünschen, aber um den Herrn Ainedter, oder war´s doch der Grasser, sinngemäß zu zitieren: eine Anklage, in der man nicht in wenigen (ich glaub er hat g´sagt 15) Sätzen stichhaltige Beweise vorbringen kann, dürfte nicht ganz eindeutig sein. Zeit um einen möglichen Saustall zu bereinigen hat er jetzt ja schon gehabt, der Herr Trump…
Warum der Markt in den letzten Wochen ein bisserl aus dem Fokus des Mittwochskommentars gerückt ist? Weil offensichtlich ökonomische Fakten aktuell überhaupt keine Rolle spielen und es darob für den geneigten Beobachter sehr schwierig ist, die Bewegungen selbst im Rückspiegel, wobei wir ja da eigentlich schon immer sehr gut waren ;-), zu erklären, aber wir bleiben selbstverständlich dran!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.