Gröschls Mittwochskommentar: 11/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 13.03.2019 08:02 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Sell the May and go away! – eventuell wird das ja die britische Strategie der nächsten Wochen. Nur mit dem Zurückkommen im September wird´s möglicherweise ein bisserl schwierig. Aber da wir ja gerade History in the making erleben, erspar ich uns jede weitere Mutmaßung, wie die Sache ausgeht. Sicher dürfte zur Stunde nur sein, dass der Vertrag, der über die letzten zwei+ Jahre verhandelt wurde, in die Rundablage gehört.

Es fällt mir eigentlich auch schwer, mir was zu wünschen, weil ganz ins Innerste schauend, kann man schon ein bisserl andiniert sein, ob der britischen Allüren. Interessant wäre den Schaden, den die EU durch einen ungeordneten Brexit erleiden würde, zu quantifizieren, einfach um „unseren“ Schmerz messen zu können. Der Insel dürfte ein abruptes Ausscheiden jedenfalls kaum gut tun!

Die wesentlichen Neuigkeiten der vergangenen Woche kamen auf dem Kontinent allerdings von Herrn Draghi, der auch über sein präsidentiales Abdanken hinaus eine zinslose Geldpolitik mit weiteren langfristigen Refinanzierungsfazilitäten bekannt gegeben hat. Keine Ahnung was man dazu sagen kann, möglicherweise: Zuerst verbummelt & dann verbockt! ;-) Jedenfalls hat sich mithin die europäische Zentralbank langfristig die wesentlichen Möglichkeiten der Geldpolitik genommen. Drucken kann und wird sie natürlich weiterhin. Will man der Geschichte etwas Positives abgewinnen, dann passiert aktuell genau das, was rund um die Finanzkrise eigentlich als einzige Möglichkeit gesehen wurde, wie es zu einer Entschuldung der Einzelstaaten kommen kann, nämlich durch Inflationierung der Staatschulden.

Für Deutschland und vergleichbare Bonitäten funktioniert das natürlich prächtig. Bei einer zehnjährigen Nominalrendite nahe null und einer p.a. Inflation, die wahrscheinlich nahe zwei Prozent liegt, braucht´s gar nicht mehr viel Wachstum und ein kleines Defizit ginge sich auch noch aus, um den Schuldenberg real nicht wachsen zu lassen. Dass das allerdings nicht für alle von unseren mehr oder weniger lustigen Mitgliedern gilt, liegt auf der Hand. Was uns wieder dazu bringt, dass die ganze Sache relativ binär in ihrem Ausgang ist: entweder die EU integriert sich relativ schnell und intensiv, insbesondere in allen finanzpolitischen Aspekten, oder die Angelegenheit beginnt uns vom Süden her um die Ohren zu fliegen. Hätte man jetzt das Gefühl, dass in Brüssel die großen Volks-Kommunikatoren säßen, läge natürlich in der britischen Pleite eine ungemeine Chance. Je kühler und finsterer es auf der Insel nach einem potentiellen ungeordneten Austritt würde, desto enger und näher würden sich die verbleibenden Clubmitglieder wohl aneinander kuscheln…

In den US of A wurde unterdessen, wie es scheint die letzte große Attacke auf DJ Trump abgeblasen. Frau Pelosi schob die Entscheidung, Herrn Trump nicht impeachen zu wollen, der Angst zu, dass dies das Land spalten würde. Nun möglicherweise hat sie damit natürlich auch recht, aber vielleicht gibt´s doch gewisse Parallelen zum KHG. ;-) (siehe dazu bitte das letzte Mittwochsmail…) Herr Trump hat indes seine Twitter Aktivität in den letzten Tagen deutlich verstärkt und sieht sich offenbar als Chef-Experte in nahezu allem, so auch in Flugzeugtechnik. Wobei er sich da im Wesentlichen an Weiland Sinowatz („Es ist alles sehr kompliziert“) gehalten hat und er, Herr Trump, das überhaupt nicht gut findet. Diese Gefühl begleitet ihn möglicherweise öfter, scheint es…

Die Flugzeug Geschichte hat neben der Tragödie für die Abgestürzten und deren Hinterbliebenen und dem wirtschaftlichen Schaden für Boeing, auch einen interessanten politischen, propagandistischen Aspekt. Hatten Sie nicht das Gefühl, als China als defacto erstes Land den besagten Flieger mit einem Startverbot belegt hat, dass es sich da um eine politische Aktion handelt, um den USA eins reinzuwürgen, quasi als Retourkutsche für die Huawei Geschichte? Inwieweit hat sich diese Einschätzung, wenn überhaupt,  gefühlsmäßig geändert, jetzt nachdem unter anderen auch die EU ihren Luftraum für die Boeing 737 Max gesperrt hat? Mein Bauch ist sich nach wie vor nicht ganz sicher. Propaganda ist was schiaches, langfristiges und erfunden hat´s der Westen! :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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