Gröschls Mittwochskommentar: 13/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 27.03.2019 13:40 Uhr
Florian Gröschl, Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Zugegeben, wir sind alle schon etwas ermüdet von dieser höchst unglücklichen Brexit Geschichte, aber ganz ohne geht´s dieser Tage einfach nicht. Kann sich noch jemand an Peter Cornelius´ Reif für die Insel erinnern? Hat er sicher anders gemeint damals, aber treffender geht´s kaum!  Reif, reif, reif, reif für die Insel. I bin reif, reif, reif überreif. Und i frag mi warum i no' da bin, für's aussteig'n bin i scheinbar zu feig. :-) Hoffe damit nicht gegen irgendein neues Urheberrechtsgesetzt verstoßen zu haben… Wobei man dem durchschnittlichen britischen MP da durchaus recht geben muss, manchmal ist ein bisserl weniger Mut, nicht ganz daneben. Was passieren wird, ist natürlich nach wie vor nahezu unprognostizierbar. Ein harter Brexit, den offensichtlich bis auf ein paar Unbelehrbare tatsächlich keiner (mehr) will, kann, wenn der Grad an Verbockung so weitergeht, durchaus immer noch passieren. Alles andere steht in den Sternen, dass dem May Deal doch noch zugestimmt wird, halte ich persönlich für relativ unwahrscheinlich, selbst wenn Herr Johnson, der seine Felle davon schwimmen sieht, wohl lieber irgendeinen Austritt hätte als gar keinen, was ja auch nicht mehr ganz auszuschließen ist.

Sicher scheint unterdessen, dass sich Frau May, alsbald in den – wohlverdient oder nicht – Ruhestand verabschieden wird können, wobei eine ehrenhafte Entlassung dabei doch eine gewisse Ironie darstellen würde. Irgendwie ist Politik doch wie Fußball: einer wird am Ende die Verantwortung für die Niederlage übernehmen müssen. Vielleicht sollte Fr. May sich da mit den österreichischen Teamchefs der Vergangenheit und Gegenwart kurzschließen, die können das bzw. haben und hatten immer genug Gelegenheit zum Lernen. :-) Um noch ein Musikstück zu bemühen, es ist jedenfalls Damage Done (DT,2002 – hatten wir glaub ich schon ein paar Mal ;-)). Der Brexodus (das wiederum hab ich von den Goldmännern geborgt) nimmt munter seinen Lauf und, wie wir wissen, sind es normalerweise nicht die unflexiblen, etwas langsamen, die nur schleppend auf neue Entwicklungen reagieren, sondern genau die anderen. Es wird also abgesehen von der Anzahl der Menschen, die ihr Heil auf dem Kontinent suchen, auch ein gewisser Braindrain stattfinden. Aber man wollte ja eh unter sich sein….

Was ich gestern gelernt habe (danke Christoph!), ist, dass sich die Bevölkerungsmehrheitsverhältnisse, sollte UK austreten, innerhalb der EU auch deutlich verschieben. Eh klar, wenn rund 66 Mio Menschen die EU verlassen. ;-) Das für die Kernländer dabei nicht so ganz Positive ist, dass sie mithin die Bevölkerungsmehrheit von mehr als 65% verlieren. Diese wiederum, ist aber seit dem Vertrag von Lissabon für die Erreichung einer qualifizierten Mehrheit im Rat der Europäischen Union nicht unentscheidend. Wir sehen also in extremo eine Verschiebung der Kräfteverhältnisse Richtung der Visegrad und Südeuropäischen Staaten, die unterm Strich weder den Deutschen, noch den Franzosen, noch den paar anderen Netto-Zahlern, so wie wir einer sind, gefallen dürfte. Das Bauchgefühl, dass die EU mithin zu einem Manöver des letzten Augenblicks bereit sein könnte, wird damit auch nicht besser. Die Geschichte mit dem Eisberg und dem Schiff, oder war´s ne Bank ;-),  dürfte bekannt sein….

Anything else to talk about? Plenty, natürlich, aber nichts so binäres! Jenseits des Atlantiks ist sicherlich die Zinspolitik am spannendsten. Ist man vor kurzem noch davon ausgegangen, dass die Fed die Zinsen wohl weiter anheben wird, scheint der Markt nun beschlossen zu haben, lieber mit Zinssenkungen zu rechnen. Wobei das bei den Arbeitsmarktdaten und dem eigentlich recht moderaten Öl-Preis, möglicherweise doch ein bisserl weit hergeholt scheint. Mal sehen! Die Bereitschaft zur kurzfristigen Anpassung ist auf den Märkten jedenfalls gegeben, wie letzten Freitag zu spüren war, für eine nachhaltige Korrektur fehlt aber bis dato der Auslöser. Mauern und Mondlandungen helfen zwar nicht unmittelbar, aber man muss DJ Trump eines schon lassen, die Symbolik trägt sicherlich mehr zum subjektiven Erreichungsgefühl seines Ziels Make Amerika great again! bei, als der, im Übrigen von Bob der Baumeister geborgten Spruch, Wir schaffen das! seines Vorgängers.

Noch Fragen? Nicht? Fein! :-) Eventuell wissen wir ja nächste Woche schon mehr…

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH


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