Eines muss man ihm schon lassen dem Herrn Trump: für eine Überraschung ist er immer gut (und ich spreche nicht von seinen steuerlichen Verlusten aus den 90er Jahren! :-)). Als er Sonntags beschlossen hat, die US-Chinesischen Handelsgespräche, wenn nicht scheitern zu lassen, dann doch zumindest zu torpedieren, hat das inklusive seines chinesischen Gegenübers wohl so ziemlich jeden überrascht. Kalkül würd ich ihm dabei kein allzu großes zugestehen, eventuell hat er einfach nur auf Fox News gesehen, dass die US of A mit den Strafzöllen durchaus was verdient haben ohne, dass die Importe wesentlich weniger geworden sind, und das wollte er jetzt mit neuen Zöllen hebeln. Aber vielleicht ist und war auch alles ganz anders und man wollte durch die, inzwischen nicht einmal mehr ungewöhnliche, Art der diplomatischen Kommunikation allen Beteiligten einfach Zeit geben sich neu zu formieren. Eines steht nämlich jedenfalls fest, von einem, Re-Tweet (würde eventuell Erdogan machen..) bis zum Zeigen gar keiner Reaktion (die Chinesen) ist diesfalls alles „appropriate“, weil´s einfach nicht im Knigge steht…
Wie die Geschichte ausgeht wird sich zeigen. Die Frage die sich für die chinesische Seite jetzt jedenfalls stellt ist, wie zeigt man einem Amerikaner, dessen Sache die feine Klinge offensichtlich nicht ist, dass er einem grundsätzlich den Buckel runterrutschen kann, aber ohne das so deutlich zu machen, dass danach keiner mehr zurück kann? – Wird wohl keine leichte Aufgabe… Unterm Strich steht für die USA mittel- bis langfristig, meiner Ansicht nach, jedenfalls deutlich mehr auf dem Spiel als für China, sowohl was das zukünftige inländische, als auch das internationale Wachstum anbetrifft. Durch die Verankerung der Belt& Road Initiative (neue Seidenstraße) als langfristige Regierungspriorität in der Verfassung im Herbst 2017 wird sich bzw. hat sich China als Spielmacher in Asien und Afrika aber auch in Europa etabliert. Im eigenen Land gibt es aufgrund der ungleichen Wohlstandsverteilung und dem damit verbunden Wachstumspotential auch noch jede Menge Möglichkeiten.
Wirklich schade dabei ist – und ich wiederhole mich hier -, dass Europa in dem ganzen Spiel keine Rolle innehat und zwar im Sinne eines gleichberechtigten, gleich starken Mitspielers. Fürchte das wird auch nichts mehr solang die nicht ganz so weit blickenden Damen und Herren Politiker mehr Subsidiarität fordern und anstatt sich als Teil Europas zu verstehen, propagieren, dass sie sich von Brüssel nichts drein reden lassen wollen… Eigentlich fehlen mir dazu die Worte. (Tatsächlich täten mir wahrscheinlich welche einfallen, aber die sind nicht öffentlichkeitstauglich! :-))
Was aktuell jedenfalls stattfindet, ist ein bisserl eine Korrektur, wobei diese nach der V-förmigen Erholung seit dem kleinen Sell-off im Dezember ja durchaus zu erwarten war. Mal sehen, ob und wie weit das so weitergeht. Wäre man jetzt Astrologe, könnte man eventuell eine wenig ungünstige Sternen-Konstellation entdecken. Allem voran ist Mai und da gibt´s nun mal eine gewisse adverse Saisonalität. Hinzu kommt, abgesehen von der starken year to date Performance, dass wir uns - zumindest in den USA – die alten Highs ang‘schaut haben und diese als Kursziel somit draußen sind. Die Berichtssaison ist vorbei, also kommen auch von dieser Seite keinen positiven Überraschungen mehr. Dann gibt´s da noch den Brexit, die US-Chinesischen Handelsproblematiken, die der Markt gefühlsmäßig bis dato als too big to fail eingestuft hat und natürlich die Schatten, die das auf die US-Europäischen Tarifgespräche wirft. Naja und zu den restlichen inner-europäischen Problemen brauchen wir auch nicht viele Worte zu verlieren…
Wir sehen also, wenn wir den Sturm suchen, dann finden wir ihn auch. Die große Frage, die sich stellt – und es darf davon ausgegangen werden, dass ich diese hier jetzt nicht letztgültig klären werde ;-) – ist, ob die Konjunktur in den „alten “ Wirtschaftsräumen Europa, Japan und USA (obwohl die so alt gar nicht sind und China natürlich auf eine viel länger Wirtschaftsgeschichte zurückblickt…) widerstandsfähig genug ist, einen gewissen Hick-Up auszuhalten und, ob das Wachstum in den aufstrebenden Volkswirtschaften reicht, um uns weiter wachsen zu lassen. Zweiteres darf als gegeben angenommen werden, wobei, ob daran „altes“ Geld in Form von Kursgewinnen wird profitieren dürfen (zumindest kürzerfristig), muss man wohl zumindest in Frage stellen. Die anderen drei? Da ist Europa sicherlich das Sorgenkind Nummer 1, einfach weil die Struktur hier überhaupt nicht gefestigt ist. Die USA werden sich schon irgendwie neu erfinden (hoffentlich unter einem neuen Präsidenten) und Japan befindet sich im Wesentlichen seit den 80er Jahren in einer mehr oder weniger stabilen Unaufgeregtheit….
Fad dürfte uns also auch weiterhin nicht werden! :-) Möglicherweise lohnt auch in der Assetallokation nun doch endlich ein Blick über den Tellerrand der naiven Beta-Spielerein….
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH