The group of 28 attending the summit in Brussels will include a Greek leader who is facing early elections, a UK prime minister on her way out, an interim leader of Austria, and four other lame ducks. (FT) So schreibt´s mir the FT heute Früh. Im Gegensatz zu den Schweizern (die mit den Kräuterzuckerln ;-)) haben wir´s also nicht erfunden. Wiewohl wir´s aber diesmal ganz gut können mit dem politischen Chaos. Die ganze Geschichte, die sich seit dem Ibiza-Gate (wobei hier explizit darauf hingewiesen werden will, dass ein Gate ja auch ein Durchgang in eine positive Richtung sein kann) hat durchaus interessante Auswüchse angenommen. Die Bottom-Line scheint zu sein, dass jetzt ein Staatsoberhaupt mit doch eher linken politischen Wurzeln, das - im Gegensatz zu manchen anderen - mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein recht überzeugter Demokrat sein dürfte, eine Regierung zusammenstellt, die eines mit Sicherheit nicht ist, nämlich demokratisch legitimiert. Spannend, oder? :-)
Ob die Geschichte mit dem Misstrauensantrag vor allem für die SPÖ eine so schlaue war, darf bezweifelt werden. Fürchte wir stehen grundsätzlich auf Helden, insbesondere wenn sie für ihre Überzeugung (welche das auch immer sein mag ;-)) gestorben werden und dann wieder zurückkehren. Ob´s und welche Analogien es in unseren Geschichten hierzu gibt, überlass ich gern den Phantasien der LeserInnen. :-) Schwächer dürfte unser aller Kurz-Kanzler jedenfalls durch die Angelegenheit nicht werden, hat man ihm doch die Möglichkeit genommen in den nächsten paar Monaten politische Fehler zu machen und ihm zusätzlich den Boden bereitet sowohl in der F (Hofer vs. Kickl) als auch in der S (Rendi gegen Doskozil) Zwietracht zu säen, was er ja, betrachtet man die letzten Jahre, ganz gut zu können scheint…
Ebenfalls nicht ganz unkompliziert dürfte es für die Beteiligten werden, wobei wir auch hier nicht unbedingt einen basisdemokratischen Prozess erwarten dürfen, sich auf die zu besetzenden EU Top-Jobs zu einigen. Persönlich würde mir ja ganz gut gefallen, wenn Merkl Weber fallen lässt – ist eh nicht sicher, ob er der Qualifizierteste für den Job ist - und mich auf die Nachfolge von Mario Draghi als EZB Präsident in der Person von Jens Weidmann konzentrieren. Das wiederum dürfte unsere Süd-Europäischen Freunde vielleicht nicht ganz soo freuen, aber sei´s drum. Für Stabilität in der Währungsunion wäre wahrscheinlich wenigstens gesorgt.
Kurzfristig wäre Weidmann, der sich aber mit Sicherheit auch nach der Decke würde strecken müssen, wahrscheinlich kein Grund für Euphorie an den Finanzmärkten. Allerdings spielt´s unter Umständen eh schon früher Brüderlein fein und die Party geht zu Ende. Aktuell schaut es jedenfalls so aus, als würde China sich eher darauf einstellen, Herrn Trump keinen schnellen Deal zu gönnen, was zumindest zur Stunde die Märkte spürbar belastet. Überhaupt ist es um Hrn. Trump, den man zur Zeit zum Golfspielen und Kaiser Treffen nach Japan verschifft hat, gefühlsmäßig ein bisserl ruhiger geworden. Möglicherweise überlagern unsere politischen Themen auch nur alles andere.
Worauf schauen wir in den nächsten Tagen? Auf´s schottische Hochmoor… ;-) Ansonsten verstärkt auf die Markttechnik würde ich meinen. Vor dem Hintergrund der vielen KIs und Algorithmen und der vielen ETFs Investoren, die ja strukturell nur alles undifferenziert verkaufen können, sollte es, wenn sich die großen Indizes nicht rund um ihre 200-Tages Linien stabilisieren, zu weiterem Abwärtsdruck kommen. Naja, schau mer mal, dann seh mer schon!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH