Gastkommentar | Risiken an den Finanzmärkten nicht voll eingepreist

In den USA notieren die Aktienmärkte - gemessen am S&P 500 - auf Rekordniveau. Das ist erstaunlich, denn seit Mitte April sind die Volatilitäten wieder gestiegen – der amerikanische Volatilitätsindex VIX legte von zwölf auf zuletzt 16 Punkte zu. Es könnte noch ungemütlicher werden. Mit Investments in Infrastruktur verschaffen Anleger ihrem Depot mehr Robustheit. Markets | 02.07.2019 07:13 Uhr
Rainer Fritzsche, Mitgründer und Inhaber der OVIDpartner GmbH / © OVIDpartner GmBH
Rainer Fritzsche, Mitgründer und Inhaber der OVIDpartner GmbH / © OVIDpartner GmBH
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Ein Gastbeitrag von Rainer Fritzsche, OVIDpartner GmbH
 

Die Schwankungen an den Aktienmärkten könnten noch weiter zunehmen - möglicherweise sogar sprunghaft. Das ist für den Fall zu erwarten, dass die Anleger die verschiedenen Gefahrenherde wieder stärker adressieren. Das größte Risiko geht sicherlich derzeit von der Konjunktur aus. Vor allem die Handelsstreitigkeiten der USA mit China, aber auch mit der EU kosten Wirtschaftswachstum. Dazu kommt, dass in den Vereinigten Staaten die Steuerreform vom vergangenen Jahr aufgrund des Basiseffekts immer weniger Unterstützung liefert. Damit steigt die Wahrscheinlichkeit einer konjunkturellen Abkühlung, möglicherweise sogar einer Rezession. Gleichzeitig hinterlässt in China der Konflikt mit den USA immer tiefere Spuren. Beim Telekom-Zulieferer Huawei sind die Umsätze bereits um rund 30 Prozent eingebrochen. Die Lieferketten verlagern sich zunehmend raus aus der Volksrepublik hin zu anderen asiatischen Ländern wie Vietnam, die nicht von einem möglichen Handelskrieg betroffen sind.

Noch stemmen sich die beiden größten Volkswirtschaften der Welt gegen die Konjunkturrisiken mit einer lockeren Geldpolitik. Diese flankiert Peking mit fiskalischen Unterstützungsmaßnahmen. Ob das funktioniert, bleibt abzuwarten. Wenn die Anleger neben den konjunkturellen Risiken weiteren Krisenherde wie den nach wie vor ungelösten Brexit oder die (zu) stark steigende Verschuldung in Italien wieder verstärkt Beachtung schenken, könnte es an den Aktienmärkten wieder turbulenter zugehen.

Staatsanleihen sind keine Alternative
Bei volatileren Aktienmärkten flüchten viele Anleger reflexartig in vermeintlich sichere Anlagen. Hier sind vor allem Anleihen von als solvent geltenden Staaten zu nennen, also zum Beispiel von den USA oder Deutschland. Zehnjährige US-Treasuries rentieren immerhin noch mit knapp zwei Prozent. Allerdings kaufen sich hier Anleger aus dem Euroraum ein Wechselkursrisiko ein. Wenn die amerikanische Wirtschaft abkühlen sollte, dürfte das auch den Dollar unter Druck setzen. Eine Währungsabsicherung ist aber teuer und konterkariert die Rendite.

Bei Deutschen Bundesanleihen sieht es kaum besser aus. Sie rentieren sogar wieder im negativen Bereich. Anleger, die hier investieren, verlieren nicht nur real aufgrund der Inflation Geld, sondern sogar nominal. Spekuliert man hier nicht auf Kursgewinne, ist bei Deutschen Bundesanleihen nur eins sicher: der Vermögensverlust. 

 
An dem rekordtiefen Zinsniveau wird sich wahrscheinlich auf absehbare Zeit nicht viel ändern. Denn es besteht kaum Inflationsgefahr, obwohl die Geldpolitik der Notenbanken locker bleibt. Die Gründe dafür sind der weltweite Wettbewerbsdruck durch Billiglohnländer, die Digitalisierung, die die Produktivität steigert, und der zunehmende Onlinehandel, der durch seine hohe Transparenz die Preise drückt.

Damit dürfte der Anlagenotstand auf der Zinsseite weiter anhalten.

Regelmäßige Einkommen bei Investments in Infrastruktur
Regelmäßige, vergleichsweise stabile und hohe Ausschüttungen liefern dagegen Infrastrukturprojekte wie Mautstraßen, Eisenbahntrassen oder Flughäfen. Dasselbe gilt für Telekommunikationsnetze oder Schiffshäfen. Sie alle verfügen über wiederkehrende Cashflow-Zuflüsse, die sich gut prognostizieren lassen.

Außerdem verfügt der Bereich über gute Wachstumsaussichten. Wenn die globale Konjunktur wie erwartet nachlässt und sogar eine Rezession droht, sind schnell staatlich initiierte Infrastruktur-Programme zu erwarten, denn sie schaffen umgehend Arbeitsplätze und erhöhen das Bruttoinlandsprodukt. Langfristig besteht zudem ein enormer Nachholbedarf. Laut McKinsey Global Institut werden derzeit jährlich 2,5 Billiarden Dollar in Infrastruktur investiert. Um das Wirtschaftswachstum nicht einzuschränken wären jedoch 3,3 Billiarden Dollar nötig. Solche Summen sind nur privat finanzierbar. Dadurch eröffnen sich attraktive Investitionsmöglichkeiten.

Die verschiedenen Vehikel unterscheiden sich jedoch deutlich in ihrer Charakteristik und sind nicht allen Anlegern zugänglich. Versicherungen und andere große Geldsammelstellen tätigen gerne Direktinvestitionen. Aufgrund der hohen Einstiegsgröße kommen sie für Privatanleger kaum infrage. Außerdem verfügen sie über so gut wie keine Liquidität.

Aktien von Infrastrukturunternehmen unterliegen dem allgemeinen Aktienrisiko. Korrigieren die Märkte nach unten können sie sich der Abwärtsbewegung kaum entziehen. Außerdem sind Investitionen in Eigenkapital, also in Aktien, in verschiedenen Fällen schlechter gestellt, als solche in Fremdkaptal, also Anleihen. So genießen Zinsen eine höhere Priorität als Dividenden und im Fall einer Pleite werden die Gläubiger vor den Anteilseignern bedient.

Für Aktienfonds, die in Infrastrukturunternehmen investieren, gelten dieselben Nachteile.

Anleihen bieten also eine höhere Sicherheit als Aktien und schwanken weniger. Bonds von Infrastrukturunternehmen bieten zudem häufig hohe Renditen, da viele von ihnen hoch verschuldet sind. Trotzdem ist das Ausfallrisiko vergleichsweise gering, da die Cashflow-Zuflüsse der entsprechenden Unternehmen - wie erwähnt - gut prognostizierbar sind. Einen Makel gibt es dennoch: Die Anleihen verfügen häufig über eine große Stückelung – Investments sind dann erst ab Summen von 100.000 Euro möglich.

Dieser Nachteil lässt sich durch Anlagen in Anleihefonds, die in Bonds von Infrastrukturuntern investieren, umgehen. Sie sind auch zu geringen Beträgen investierbar und breit gestreut. Gleichzeitig bieten sie eine regelmäßige Einkommensquelle und tägliche Liquidität.

Interessanterweise liefert gerade die Kombination aus Infrastruktur-Aktien- und Anleihefonds ein sehr gutes Rendite-Risiko-Profil.

 
Über den Gastautor: Rainer Fritzsche ist der Gründer und Geschäftsführer der OVIDpartner GmbH. Die Fondsboutique ist außer auf Infrastruktur-Anleihen auf nachhaltige Aktien und Investments in Wasser-Kraftwerke und Kläranlagen in Nordamerika spezialisiert.
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