Gröschls Mittwochskommentar: 32/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 07.08.2019 14:33 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Ganz der aktuellen Marktstimmung entsprechend beginnen wir das heutige Mittwochsmail mit einer Todesmeldung. Harland and Wolff, die Werft die unter anderem die Titanic verantwortet hat, hat am Dienstag nach 158 Jahren Unternehmensgeschichte ihre Pforten geschlossen. Eigentlich eh toll, wenn der Ruf so unmittelbar mit einer der größten und meist/bestdokumentierten Katastrophen der christlichen Seefahrt verbunden ist. Denke, man kann davon ausgehen, dass das heute auch schneller gehen würde. Mal sehen, wie´s mit Boeing weitergeht…. ;-)

Kein Prophet muss man hingegen sein, wenn man dem unaussprechlichen, nordamerikanischen Präsidenten keine 158 jährige Geschichte prognostiziert. Das sollte sich rein biologisch hoffentlich dann doch nicht ausgehen, allerdings hat er im Gegensatz zu Harland and Wolff in kürzerer Zeit deutlich mehr Schaden angerichtet und, was noch schlimmer ist, aus seinen Fehlern offensichtlich wenig bis gar nichts gelernt. Das wiederum dürfte auch die chinesische Führung nach den letzten tarifären Attacken realisiert haben und hat ihm so, dass er´s auch versteht, sehr deutlich einfach den Stinkefinger gezeigt und ihre Währung abgewertet. Die Realisation/Bestätigung und mithin die Zerstörung sämtlicher Rückzugsmöglichkeiten durch die Punzierung Chinas als Währungsmanipulator haben sie dann gleich mitgeliefert, die Amerikaner. Medium smart, würd ich mal sagen…

Der Währungsschritt in Verbindung mit den Waffentests des nordkoreanischen Vasallen ist meiner Ansicht nach deshalb so signifikant, weil die chinesische Regierung, die bislang eher den Eindruck vermittelte, als wolle sie, ohne sich dabei massiv zu bewegen, die Gesprächskanäle offenhalten und die derzeitige Administration aussitzen, mit einer deutlich konfrontativeren Variante die Appeasement-Politik beendet bzw. offen droht, das zu tun. Die Währung abzuwerten und Volatilität (auch) auf den eigenen Aktienmärkten zuzulassen, ist die eine Sache, die andere wäre es die US Treasury Bestände deutlich zu reduzieren. Dann tät´s nämlich richtig rascheln…

Erschwerend hinzu kommt, dass China durch die nach wie vor ungelöste Situation in Hongkong mit einer harten (u.U. härteren als sonst) Haltung nach außen ein Signal nach Innen sendet. Auch ohne ein intimer Kenner der chinesischen Strukturen zu sein, kann man davon ausgehen, dass prolongierte Insubordination hier nur schwer geduldet werden kann. Eine Wiederholung eines Tia‘anmen Massakers darf für eine Macht, die eine globale Führungsrolle anstrebt/innehat, hoffentlich keine Option mehr sein. Andererseits würde ein zu nachgiebiges Vorgehen in Hongkong die Position Taiwans stärken. Wäre man jetzt ein Verschwörungstheoretiker könnte man die Aktivitäten der CIA förmlich riechen… ;-) Nichts käme den USA gelegener als Destabilisierung Chinas von Innen heraus….

Jedenfalls sehen wir uns hüben wie drüben mit einer äußerst unübersichtlichen Gemengelage konfrontiert. Das wirklich unangenehme könnte dabei allerdings sein, dass wenn zwei Stürme – die konjunkturelle Abschwächung und das global-politische Desaster - aufeinander treffen sich ganz bösartige Kreuzseen entwickeln. - Würde zum Detailstudium The perfect storm (Goerge Clooney usw) empfehlen. - Zur Stunde bzw. bereits gestern Abend war zwar eine halbherzige Gegenbewegung zu bemerken, aber die reicht bis dato nicht einmal für eine vernünftige Bullenfalle. Erschwerend kommt natürlich die saisonale bedingte Abwesenheit vieler Marktteilnehmer hinzu; größere Bewegungen (siehe dazu auch den Dezember 2018) lassen sich am besten in Zeiten geringer diskretionärer Handelsvolumina organisieren. Die Algorithmen machen ja bekanntlich keinen Urlaub und stürzen sich mit Freude auf jede ordentliche Bewegung um sie zu verstärken…. Wäre also möglich, dass da noch was kommt!

Wir empfehlen also, obwohl wir das natürlich normalerweise (mit Grund ;-))  nicht tun, sich wieder vermehrt mit volatilitätskontrollierten Absolute Return Dachfonds auseinanderzusetzen. :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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