Gröschls Mittwochskommentar: 39/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 25.09.2019 10:48 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Kill your idols. Scheint diese Woche allenthalben auf dem politischen Programm zu stehen, wobei das bis dato natürlich insofern nur bedingt stimmt, da sich der anarchische, basis-demokratische Aspekt bisher noch ganz gut verbirgt. Aber sei´s drum, irgendwo muss, man ja anfangen. Aufgrund der ausführlichen Medienberichterstattung kann ich mir Einzelheiten wohl sparen, deshalb nur zusammenfassend: Der Unaussprechliche hat es nun anscheinend endgültig zu weit getrieben und man startet den Versuch ein Impeachment Verfahren einzuleiten. Sein Kollege Johnson - selber Frisiersalon? ;-) – hat bereits gestern vom lokalen Höchstgericht eine auf den Deckel bekommen, wobei das, was die Briten wirklich beunruhigen dürfte, ist, dass er einfach so die Queen belogen hat. Außerdem sind da noch der türkische Präsident Erdogan, dem Teile seiner Minister den Rücken kehren, Vladimir Putin über dessen Nachfolge immer lauter diskutiert wird und King Bibi, den es ja nun schlussendlich auch erwischen dürfte.

Im Großen und Ganzen eigentlich also ganz gute Nachrichten, wenn man davon ausgeht, dass die westliche Nachkriegswelt eher von Staatsoberhäuptern und Institutionen und nicht von Führern gelenkt wurde und das System mit Abstrichen sowohl persönlicher, als auch parteilicher Natur ganz gut funktioniert hat. Was momentan allerdings fehlt sind die Kandidaten, bei denen man das Gefühl hätte, sie könnten das Ruder übernehmen, einen guten Job machen und dabei noch die Mehrheit des Wahlvolkes hinter sich bringen. Jeremy, Joe, Annegret – mehr haben wir nicht? Könnte schwierig werden….. 

Sämtliche Kommentare zur österreichischen Wahl spare ich mir an dieser Stelle ganz aktiv, sonst wirft mir nachher noch einer Wahlbeeinflussung vor. ;-)  Außerdem: Man weiß ja nie wer g´winnt… Sie kennen den Herrn Karl?! ;-) Tatsächlich scheint das Potential für Überraschungen, glaubt man den Umfragen, eher limitiert zu sein.  Wer dann letztendlich mit wem koalieren wird, ist da schon spannender, wobei ein bisserl eine liberale Beteiligung vielleicht kein Schaden wäre. :-) Naja, schau mer mal, dann seh mer schon…

Aber zurück auf die Insel. Die Niederlage für Boris Johnson war für ihn sicher keine erfreuliche, irgendwie wird er wohl aber schon damit gerechnet haben. Dass die Commons ab heute Mittag wieder sitzen, ist sicher kein Fehler. Ob und was das Ganze für Konsequenzen hat, scheint mehr als unklar. Neuwahlen dürften aktuell keine stattfinden, wahrscheinlich würde Johnson solche momentan gewinnen, wenn man ihm nicht durch die Vorlage eines unrechtmäßigen Vorschlags an die Queen einen Rechtsbruch nachweisen kann und ihn ganz wegsperrt. Was bleibt ist immer wieder das gleiche: Jeremy Corbyn - und der dürfte so oder so nicht mehrheitsfähig sein. Also gelöst ist erstmal nichts, wobei der Bauch sagt, dass die Wahrscheinlichkeit für einen (No-Deal)Brexit am 31. Oktober sich langsam aber sicher asymptotisch gegen Null bewegt. Was das für den 1. November bedeutet, scheint auch keiner wirklich zu wissen. Dass bei so viel Plan- und Strukturlosigkeit alles trotzdem mehr oder weniger seinen stabilen Lauf nimmt, das gibt’s wahrscheinlich aber wirklich nur bei den Briten. In Frankreich würden längst die Straßen brennen…

Über was oder ob überhaupt etwas passiert in den USA, ließe sich natürlich jetzt auch in aller Ausführlichkeit spekulieren, nur ist zur Stunde die Gemengelage ausgesprochen undurchsichtig. (€ 10 Euro für das Phrasenschwein ;-)) Bisher hatte er immer Glück und/oder gute Cover Ups, aber wir geben die Hoffnung nicht auf…. ;-) Die Märkte dürften mit der Gesamtsituation jedenfalls unglücklich sein, mögen sie einerseits Unsicherheit generell nicht und andererseits, sollte es tatsächlich zu einem Wechsel im Weißen Haus kommen, wird es sicher keinen kapitalmarktfreundlicheren Präsidenten geben. Kombinieren wir das nun mit den wirklich nicht sehr favorablen Wirtschaftsindikatoren (Ifo, PMI), die wir in den letzten Tagen in Europa gesehen haben, dürften es die Markteilnehmer kurzfristig schwer haben in Euphorie auszubrechen und dabei haben wir über den Nahen Osten noch gar nicht gesprochen.

Tun wir heut auch nicht, weil sich die Lage aktuell kaum verändert präsentiert. Immerhin ist es bis dato zu keiner weiteren Eskalation gekommen, was durchaus auf der positiven Seite zu verbuchen ist. Auch aus China hört man aktuell nicht allzu viel, was aber daran liegen kann, dass alles von den hier-örtlichen Chaostagen überlagert wird. Eine Meldung eines Honkongers war allerdings insofern bezeichnend als er moniert hat, dass sich Honkong von einem liberalen Stadtstaat zu einem Polizeistaat entwickelt. Nun ist das natürlich für die örtliche Bevölkerung höchst unerfreulich, allerdings fehlt mir der Glaube, dass das eine Entwicklung ist, die nach der Rückgabe an China nicht zu erwarten gewesen wäre.

Im Großen und Ganzen stehen uns also möglicherweise an den Märkten ein paar turbulente Tage ins Haus. Schlage also vor, die Situation mit professioneller Gelassenheit zu beobachten! Möglicherweise wissen wir nächsten Mittwoch bereits mehr… :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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