Und das Chaos schreitet munter fort! :-) Da die Gemengelage immer unübersichtlicher wird, der Finanzmarkt aber bekanntermaßen durchaus eindimensional in seiner Konzentrationsmöglichkeit ist und dementsprechend alle Augen momentan auf den Sino-US Trade Deal gerichtet sind, dessen Ausgang ob der handelnden Personen (einer ;-)) leider überhaupt nicht zu prognostizieren ist, ist es wohl Zeit sich anderen Themen zuzuwenden. Überhaupt scheint es ja so zu sein, dass der Schaden ohnehin schon angerichtet ist und es tatsächlich nur mehr um einen Begrenzung desselben gehen kann. Denn auch wenn die monetären Auswirkungen durch Rücknahme und einem durch Stimulantien allfälligen Ausgleich begrenzt werden könnten, wird der Vertrauensschaden und der kalte Handelskrieg uns jedenfalls weiter begleiten. Damage Done! (DT nix Neil Young ;-))
Neben den überregionalen Problematiken, die China aktuell und in Zukunft beschäftigen werden, scheint der chinesischen Führung auch die Lage in Hongkong immer mehr zu entgleiten. Tragischerweise ist es wohl nur mehr eine Frage der Zeit bis es nach den ersten (Schuss)verletzten zu den ersten Toten kommen wird. Bisher verhält sich die internationale Gemeinschaft (so es sowas überhaupt noch gibt) bemerkenswert ruhig, was vor dem Hintergrund der ökonomischen (und natürlich militärischen) Schlagkraft Chinas nachvollziehbar erscheint, ob es deswegen richtiger wird, kann man natürlich hinterfragen. Ob es allerdings was nützen würde, wenn sich Volksvertreter westlicher Prägung zu Wort melden würden, um sich in inner-chinesische Angelegenheiten einzumischen, darf bezweifelt werden. Der CIA ist überall, wo´s nach Destabilisierung riecht höchst wahrscheinlich ohnedies am Werk…. (sagen mir meine Verschwörungstheoretiker-Freunde ;-))
Wie eine allfällige Lösung, die ein wie auch immer geartetes Nachgeben Pekings beinhaltet, ausschauen könnte, erschließt sich mir bis dato jedenfalls nicht. Es dürfte, um hier einen weiteren Euro für´s Phrasenschwein zu generieren :-), also zuerst noch einmal schlimmer werden, bevor es wieder besser wird und wohl nicht in einer Stärkung der Honkonger Demokratiebewegung enden. Das Aufbegehren des Volkes ist aktuell aber keineswegs nur ein chinesisches Problem, steht inzwischen halb (ein bisserl Polemik sei mir erlaubt) Südamerika in Flammen. Herr Morales scheint es hinter sich zu haben, in Chile köchelts, Venezuela ist sowieso nur mehr ein Ort verbrannter Erde und Argentinien hantelt sich von einem Default zum nächsten (und findet immer wieder Dumme, die die Angelegenheit finanzieren…), um nur die aktuell lautesten Kandidaten zu nennen.
Man kann sich des Eindrucks, dass es sich hier um einen sich ausbreitenden Flächenbrand handeln könnte, eigentlich nicht erwehren, wobei mir Südamerika-Experten natürlich widersprechen mögen(werden?! :-)). Das böse Fachwort heißt hier, glaub ich, Conatgion-Risk… Naja, wir werden sehen, vielleicht löst sich ja eh alles im allgemeinen bevorstehenden Weihnachtsfrieden in Wohlgefallen auf.
Überhaupt scheint die Volkszufriedenheit, misst man sie an der Anzahl der Demonstrationen gegen was auch immer und der durchschnittlichen Dauer von Regierungen (in der westlichen Welt), sich einem neuen Tiefpunkt zu nähern. Verdenken kann man´s natürlich niemanden, hat es die Politik in fast allen großen Fragen von Klimaschutz über Pensionsreformen bis zum Brexit usw. geschafft eigentlich keinerlei (befriedigende) Antworten/Lösungsvorschläge zu liefern. Halten wir also unserem jungen Kandesbunzler die Daumen! :-) Falls der auch nichts zusammen bringt, dann bleiben nur mehr diverse Religionsgemeinschaften…..
Was gibt es auf der harten ökonomischen Front zu berichten? Alibaba hat in der ersten Stunde des Singles Day letzten Montag rund dreizehn Mrd USD umgesetzt, bis zur ersten Milliarde dauerte es überhaupt nur 68 Sekunden…. Geld dürfte in der chinesischen Volkswirtschaft also einiges unterwegs sein. Wieviel von den gesamt über 30 Mrd USD, die an diesem Tag umgesetzt wurden, in domestic produzierte Waren geflossen ist, war für mich jetzt nicht herauszufinden, mutmaßen würde ich aber, dass es deutlich mehr war als im Jahr zuvor.
Auf der anderen Seite der Welt bereiten wir uns unterdessen auf die Rede von FED Chairman Powell vor dem Kongress (Humphrey–Hawkins) vor. Er dürfte durchblicken lassen, dass die FED ganz entgegen ihren Gewohnheiten (bis auf 2016 war sie in den letzten zehn Vorwahljahren immer irgendwie aktiv) 2020 die Füße stillhalten wollen würde, was uns auch irgendwie nicht weiterhilft. Wenigstens kann dann niemand sagen, Powell hätte sich in die eine oder andere Richtung drängen lassen…
Und die Moral von der Geschicht´? Mein Lieblings-Wellen-Zähler spricht der Jahresendrally die notwendige Kraft ab, um wirklich bis zum Ende des Jahres durchzuhalten und der Bund scheint hier auch einen Boden zu suchen. Zweiteres könnte daran liegen, dass viele Trendfolger bereits positioniert sind und aus der fundamentalen Abteilung kein großer Verkaufsdruck – Stichwort Wiederveranlagung - kommen sollte. Fehlt nur noch, dass sich die flexibleren unter den Asset Allokatoren überlegen, Gewinne mitzunehmen…. Wir sehen also, es ist wie immer alles drinnen und das nächste Jahre wird, wie immer ;.), sowieso besonders schwierig!
Glück auf!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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