Gröschls Mittwochskommentar: 48/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 27.11.2019 14:06 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Geht es schon auf die Nerven das Nachhaltigkeitsthema? :-) Fürchte: you better get used to it! Verschwinden wird es nämlich wahrscheinlich eher nicht, es sei denn entweder a) wir (die Menschheit) kriegen nichts auf die Reihe und verschwindet oder b) die Klimaveränderung ist nicht (auch nicht inkrementell) humaninduziert, wir können nichts machen und verschwinden…. Die Aussichten sind wohl in beiden Fällen mittelgut. :-) Abgesehen von der jedenfalls existierenden Grundproblematik, dass sich das Klima verändert und sich die Erde erwärmt, gibt es eine Reihe unterschiedlichster Aspekte bei der ganzen Thematik, die in extremo vom Plastiksackerl (bzw. dessen Nichtverwendung) über den CO2 Austausch von Kreuzfahrtschiffen bis hin zu Genderdiversity in Unternehmen reicht. 

Unter Umständen liegt in der Unübersichtlichkeit und Vielschichtigkeit des Themas auch das politische Problem, wobei die Gretl uns da eh schon viel geholfen hat. Weil irgendein Killerargument gegen was auch immer findet sich natürlich immer, insbesondere bei einem so weiten Themenkreis. Zuletzt gesehen im europäischen Parlament, wo sich irgendeine AFD Abgeordnete mit inhaltlich sicher nicht zu entkräftenden Argumenten (weil auch im Windturbinenbau sicher irgendwelche bösen Dinge verarbeitet werden) zu Wort gemeldet hat. Aber der Beispiele gibt es selbstredend unzählig viele. Das Veränderung Angst hervorruft ist nichts Neues, aber das in vielen Bereichen Verbesserungspotential besteht, ist wohl auch zu begreifen ohne siebzehn Whitepapers lesen zu müssen.  

Ein viel bemühtes Argument ist immer, dass es nichts bringt, wenn wir was tun, weil solange die Chinesesen/USA/etc. nicht…. Geschenkt! China wird müssen, weil die unmittelbaren Auswirkungen der Umweltverschmutzung insbesondere in urbanen Bereichen massiv gesundheitsschädlich sind und man durch die Ein-Kind-Politik auch so schon ein Demographie Problem hat. Ein Faktum am Rande: in China wurden in den letzten sechs Jahren rund eine halbe Million E-Busse auf die Straße gebracht. Indien etc. wird hier schon schwieriger auf Linie zu bringen sein, aber das in Demokratien (im Guten wie im Schlechten) alles ein bisserl schwieriger ist, weiß man ja. Abgesehen davon haben wir unsere Fair-Share an Ressourcenverwendung ja auch schon in Anspruch genommen und tun dies durch Auslagerung von Produktionsstätten nach z.B. China nach wie vor. 

Also: jeder Widerstand ist Zwecklos! Gretl Rulez! :-)

Für unsere Industrie liegt in der ganzen Thematik, abgesehen von der Möglichkeit eine Vorreiterrolle bei etwas zu übernehmen, das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit nicht einmal vom überzeugtesten, Banken hassenden Anarcho für gänzlich schlecht empfunden werden kann, die Chance nach vielen Jahren des ETF Wahnsinns (es gibt auch nachhaltige ETFs, ich weiß ;-)) in der Selektion von Unternehmen und Veranlagungsarten zumindest einen gewissen Mehrwert zu bringen. Ein Schelm wird hier gleich auch an höhere Fees denken. ;-)  

Hätten wir also den Mega-Trend in der Finanzindustrie identifiziert, der fraglos durch erhöhte Flows in die Guten und vice versa weniger Interesse (oder wie bei unserem neuen Lieblings L/S Manager Eco Advisors sogar Leerverkäufen) bei den weniger Guten auch das globale Marktgeschehen beeinflussen wird, können wir uns kurzfristigeren, profaneren Dingen zuwenden.  

Die Märkte scheinen sich in Ruhe, Frieden und in bester Stimmung in das Thanks Giving Wochenende zu verabschieden. Ob diese noch bis Ende Dezember anhalten wird, wird sich weisen. Fundamental ist wenig Neues zu erwarten und auf Tweets kann man sich ja kaum vorbreiten. 2020 verspricht jedenfalls wieder ein Jahr massiver Zentralbank-Aktivität zu werden. Noch mehr Easing. Normalerweise mögen das die (Aktien)Märkte, möglicherweise ist viel zu viel dann aber doch irgendwann genug und wir finden nächstes Jahr heraus ob die Inflation ein Gespenst, ein (hässliches ?) Entlein, oder doch ein (schwarzer?) Schwan ist. Vielleicht findet sich in den großen europäischen Volkswirtschaften doch noch jemand, der die monetäre Expansion mit fiskalpolitischen Maßnahmen unterstützt und so den Trigger liefert…. Who knows? :-) 

Ein Frage, die mich seit längerem bewegt, möchte ich zum Abschluss noch stellen: Wie ist das eigentlich, wenn die Arbeitslosenrate längerfristig unter der natürlichen Arbeitslosigkeit (wo auch immer die genau sein mag!) verbleibt? Muss man dann davon ausgehen, dass xyz Prozent der Erwerbstätigen entweder unwillig oder unqualifiziert sind das zu tun, was sie tun? Wahrscheinlich, oder?! Wir haben es also aufgrund der expansiven Geldpolitik des letzten Jahrzehntes nicht nur zwangsläufig mit einer (Teil)Fehlallokation des Kapitals sondern wahrscheinlich auch des Faktors Arbeit zu tun. Das würde freilich nicht nur den Untergang der Sozialdemokratie in der Steiermark erklären, sondern auch für die Zukunft vieler Unternehmen nichts Gutes erwarten lassen….  

Und aus! :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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