Gröschls Mittwochskommentar: 50/2019

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 11.12.2019 11:06 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

So, this is Christmas, and what have you done? –  Lennon, 1971. (Kurzbio: Independence Day (1996). Julius Levinson: All you need is love, John Lennon, smart man, shot in the back very sad. :-)) Thematisch fügt sich hier nun auch gleich alles vollkommen ungeplant *lol* wunderbar zusammen, ist es doch an der Zeit im vorletzten Mittwochsmail des Jahres 2019  ein wenig zurückzublicken und Personen und Ereignisse auszumachen die das vergangene Jahr geprägt haben.

Nun ist das, bezogen auf die Person(en), relativ einfach, wie unser aller Niki Lauda (möge er in Frieden ruhen!) wohl gesagt hätte. Hat doch in den letzten zwölf Monaten niemand anderer mehr Staub – meistens via Twitter - aufgewirbelt als der US Präsident Donald John Trump. (Allerdings dicht gefolgt von seinem britischen Kollegen Boris Johnson, aber dazu später!) Dass Independence Day die Filmvorlage für seine Präsidentschaft geliefert haben könnte, ist nicht ganz von der Hand zu weisen, sieht er doch Amerika von überall her bedroht und einfach hat er´s ja bekanntlich auch ganz gern. :-) Ob das in seinem Falle ein positives Ende nehmen wird, werden wir sehen bzw. werden nachfolgende Generation zu beurteilen haben.

Auf der (Yes I mean it! :-)) positiven Seite der bewegensten Menschen des Jahres 2019 - wobei es sowohl interessant als auch signifikant ist, dass es diese Jahr eigentlich nur um Personen und nicht um Ereignisse gegangen ist, was daraufhin deutet, dass eigentlich nichts passiert ist – ist jedenfalls die Klima-Gretl zu vermerken. Dass Personen und Persönlichkeiten, die im Lichte der Scheinwerfer stehen, immer auch kritisch beurteilt werden (siehe oben, auch DJ Trump hat offensichtlich seine Huldiger ;-)), liegt in der Natur der Sache, aber das Fräulein Thunberg hat da schon einiges bewegt. Und ja, ich höre Euch Klimawandelskeptiker, Autobauer, Vielflieger, Steakesser und „Die anderen sind viel schlimmer“ Mantristen. Helfen wird´s uns allen nicht. Diesmal erleben wir eine tatsächliche Disruption, nicht so eine lauwarme Sache wie die Digitalisierung, der wir seit 40 Jahren hinterherlaufen. Also anpassen, mitspielen oder von den künftigen Generationen gefressen werden! Zu recht! :-) 

Nummer drei gesamt und Nummer zwei bei den wirklich fragwürdigen Erscheinungen des Jahres 2019 nimmt fraglos der derzeitige und möglicherweise morgen bestätigte britische Premier Boris Johnson ein. Wie Lord Patten in der FT vom Montag zitiert wird: “He’s not interested in governing — he’s interested in getting to the top,”. “That’s the long and the short of it. He’s capable of anything. He doesn’t believe in anything except Boris Johnson.” Denke, das kann auch der nicht so intime Kenner der Situation auf der Insel bestätigen. Das wirklich schlimme an der Geschichte ist aber, dass all die autokratischen Exzentriker, mit denen wir es in den vergangenen Jahren zu tun bekommen haben, nur ein Symptom für die allgemeine Verunsicherung sind. Im Zweifel folgt die Herde anscheinend doch lieber dem Schaf, das am lautesten blöckt…

Ebenfalls in die Geschichte eingehen dürfte das vergangen Jahr für die Sozialdemokratie in Deutschland und Österreich. Ob sich Labour da morgen anschließt ist noch offen, wäre aber möglich, wobei Jeremy Corbyn mit seinen Enteignungsphantasien, in einer ganz anderen Liga spielt als vergleichbare Protagonisten hierzulande, sieht man eventuell von Herrn Kühnert in Deutschland ab. Die Analyse ist diesfalls erfreulicherweise auch eine kurze: keine Inhalte um sich zu differenzieren, charismalose Parteispitzen gepaart mit wirtschaftlichem Unvermögen und dem (glücklichen) Umstand, vieles an Rechten und Sozialleistungen, für die seit der industriellen Revolution gekämpft wurde, erreicht zu haben. Ein Neustart aus der Mitte dürfte wohl schwer fallen.

Gestärkt aus 2019 hervorgehen sehen sich wohl der russische Präsident Vladimir Putin und sein chinesischer Amtskollege Xi Jinping, nicht weil sie wahnsinnig viel richtig gemacht haben, sondern weil sie, ob des Geschreis ihres Gegenübers einfach nicht zu Wort kommen mussten und auch sonst auf ihre Baustellen in bewährt absolutistischer Manier den Deckel fest draufgedrückt haben und dieser zumindest bis jetzt nicht weggeflogen ist. Ein wenig wehtun dürfte Putin jedenfalls die Entscheidung der WADA, das offizielle Russland von den großen Sportveranstaltungen der nächsten vier Jahre auszuschließen, aber sei´s drum, wenigstens hat der Westen wieder einmal sein wahres Gesicht als Volksfeind Nummer 1 gezeigt und damit kann man bekanntlich ganz gut arbeiten… ;-)

Die österreichische Unperson des Jahres ist zweifellos der verbleichende FPÖ Star HC Strache und da hätten doch viele gedacht, dass sein ehemaliger Innenminister in der Fantasieuniform eigentlich der viel bösere ist. ;-) Ob sich aus den restlichen der anderen Fraktionen, wobei hier insbesondere die Türkisen und die Grünen gefordert sind, noch jemand wird positiv hervortun können, wird sich zeigen. Hier gilt einmal mehr: die Hoffnung stirbt zum Schluss!

Das war also (schon fast) das Jahr 2019. Was bleibt ist die Erinnerung und das Bewusstsein, dass die Finanzmärkte sich kaum bis gar nicht um Politik, Weltwirtschaft und Binnenkonjunktur gekümmert haben. Die ;-) Prognose für 2020 folgt nächsten Mittwoch, wobei eine Katze kann ich schon heute aus dem Sack lassen: So einfach wie dieses Jahr wird´s sicher nicht mehr! :-)

Glück auf!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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