Gröschls Mittwochskommentar: 20/2020

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 13.05.2020 11:10 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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So seit gestern(?) wissen wir nun endlich, wo der nächste Drawdown hingehen wird, nämlich 18% nach unten, wie uns die Goldmänner mitgeteilt haben. Tatsächlich sind die meistens recht akkurat in ihren Prognosen, wobei hier der Zusammenhang zwischen Ursache und Wirkung natürlich einer ist, den man genauer untersuchen könnte… ;-) Aber tatsächlich ist es wohl nun Zeit, nicht zuletzt weil´s Mai ist und man da ja bekanntlich ohnehin bis September alles verkaufen soll, den bisher erfolgten Rebound zu beleuchten und zwar werden wir versuchen all diese höchst komplexen Zusammenhänge in einfache Worte zu fassen und darauf zu kondensieren, was am Ende, aus einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung übrig bleiben müsste. So oder so ähnlich… :-)

Also: Wir verstehen, dass Big-Tech, wie Netflix, Google, Amazon etc., von der derzeitigen Situation natürlich profitieren, weil wenn ich zuhaus eingesperrt bin, dann kann ich halt nix anderes machen (wenn ich des geschriebenen Wortes Anhänger nicht sooo bin), als fernschauen und Online-Shoppen. Klar ist uns auch, dass wenn groß-kapitalisierte Werte, die eh schon ein hohes Gewicht in den diversen Indizes haben, weiter steigen und die anderen Unternehmen vielleicht nicht ganz so, dass diejenigen immer mehr Anteil am Index bekommen und mithin für die Indexbewegung eine größere Bedeutung bekommen. No news so far…  Dazu kommt das gemeinhin als FOMO (Fear of missing out) bezeichnete Phänomen, die Bewegung nach oben zu verpassen, wobei das natürlich ganz eng mit der Greater Fool Theorie, also immer den Nächst-Deppertern zu finden, dem man den Wert zu einem noch höheren Preis umhängen kann, zusammenhängt. Soweit zu den unabänderlichen Wahrheiten des kleinen Ein-Mal-Eins der Börse. *lol*

Aber blicken wir nun ein wenig in die Zukunft. Die Arbeitslosigkeit rund um den Globus, aber vor allem in der entwickelten Welt, hat alles jemals Aufgeschriebene überschritten. Natürlich gibt es allenthalben Unterstützungspakete, Kurzarbeitsprogramme, Arbeitslosengelder und so weiter und sofort. Dass all diese nur durch Anwerfen der Druckerpressen finanziert werden können und mithin dadurch der Wert der Währungen wohl nicht größer werden kann, ist dabei ein nicht unwesentlicher, wie unangenehmer Nebeneffekt, wobei das heute nicht Thema sein soll. Worüber wir angesichts der hohen Beschäftigungslosigkeit und dem stattfinden strukturellen Wandel allerdings jedenfalls Einigkeit herstellen können müssten, ist, dass die durchschnittliche Kaufkraft pro Person, wenn nicht mittel- bis langfristig, so doch kurzfristig zurück gegangen ist bzw. geht. 

Saß bei vielen – auch weil´s mit der Vorausschau oft nicht ganz so gut hinhaut ;-) – am Anfang des Lock-Downs der Schilling vielleicht noch lockerer, wird´s im Monat zwei, drei, vier vielleicht doch ein wenig enger, auch wenn in den sozialistischeren Ländern zum Beispiel mit staatlichem Sanktus Mieten vielfach einfach nicht bezahlt werden müssen etc.. Wir können also davon ausgehen, dass die Konsumneigung overall weiter zurückgehen wird. Das wiederum – und jetzt wird´s wirklich einfach – muss irgendwann auch die Netflixe, mit weniger Wachstum bei den verkauften Zugängen, den Googles mit geringeren Werbeinnahmen, und die Amazons, mit weniger Umsatz treffen. 

Nein, hier sprechen wir nicht davon, dass Alphabet Verluste machen wird oder dass Apple Pleite gehen wird, sondern davon, dass die derzeitig gehandelten Bewertungen wohl eine Zukunft zugrunde legen, die so unter Umständen nicht stattfinden wird. Netflix handelt aktuell zu einem KGV von 87; Amazon hat eines von 112,61; dagegen stellen sich die PEs von Alphabet, Facebook und Appel in den hohen Zwanzigern ja fast konservativ dar! Möglicherweise ist diesmal einmal mehr nicht alles anders. Bäume wachsen nicht in den Himmel, dass tun nur Bohnenranken.

Soviel zu den großen Unabänderlichkeiten! :-) Weniger Angst vor Veränderungen und davor alles auszuprobieren, was bisher viele nicht einmal zu fragen wagten, haben offensichtlich derzeit die Zentralbanken, die mit einer Fülle von Programmen  (von PEPP über CSPP zu TALF und diverser andere Geschichten) versuchen das Frischgedruckte unter die Leute zu bringen. Wovor die Amerikaner allerdings bis dato zurückschrecken, und das ist ihnen hoch anzurechnen, finde ich, sind negative Zinsen, weil diese, wie auch an dieser Stelle :-) schon mehrfach festgestellt, ökonomisch einfach keinen Sinn machen! 

Zusammenfassend lässt sich wohl sagen, dass die Zukunft ungewiss ist und das blöde Virus uns in der einen oder anderen Form noch eine Weil begleiten wird! 

Schöne Eisheilige! :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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