Zweitgrößter Anleihemarkt der Welt: Was Anleger über das Hong Kong China Bond Connect Programm wissen müssen

Im Mai 2017 gaben die People's Bank of China (PBoC) und die Hong Kong Monetary Authority (HKMA) die Bond Connect-Initiative bekannt. Offiziell startete das Programm am 3. Juli 2017. Wie Stock Connect soll es Anleihe-Investoren den gegenseitigen Marktzugang zwischen Festlandchina und Hongkong ermöglichen und damit ausländischen Investoren Zugang zum RMB-denominierten Bondmarkt verschaffen. Derzeit ist lediglich Northbound Trading (d. h. ausländische Investoren, die chinesische Onshore-Anleihen kaufen bzw. verkaufen) erlaubt. Markets | 24.08.2020 14:19 Uhr
Eric Tso, Fixed Income Analyst, JK Capital Management Ltd / © JK Capital
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Vor Bond Connect waren die Zugänge, über die ausländische Investoren in chinesische Onshore-Anleihen investieren konnten, in ihrem Umfang begrenzt und hatten ihre eigenen Beschränkungen: QFII, RQFII und der China Interbank Bond Market. Bond Connect als vierter Kanal soll die operative Effizienz für ausländische Investoren verbessern, insbesondere im Hinblick auf Kontoeröffnungen und Handelsabwicklungen. Ein weiteres Ziel von Bond Connect war die potenzielle Aufnahme chinesischer Onshore-Anleihen in wichtige globale Indizes zu fördern. Dies wurde 2019 erreicht, als Bloomberg chinesische Staatsanleihen und Anleihen von Policy Banks in den Bloomberg Barclays Bond-Index (mit einer Gewichtung von 6 %) aufnahm, und JP Morgan mehrere hochliquide chinesische Staatsanleihen verschiedenen Anleiheindizes hinzufügte. 

Überblick über Bond Connect: Wie funktioniert Bond Connect?

Im Rahmen von Bond Connect übermitteln Investoren Abwicklungsinstruktionen an die Central Moneymarkets Unit (CMU) von Hongkong, die als Nominee-Inhaber dieser Wertpapiere agiert und über Onshore-Clearingstellen abwickelt. 

Dadurch müssen ausländische Investoren kein Onshore-Konto eröffnen, sondern erhalten stattdessen eine CMU-Kontonummer für den Abwicklungsprozess. Die CMU kann Zertifikate als Nachweis für den Anleihebesitz der Investoren ausstellen, die von der PBoC anerkannt werden. 

Um Anleihen zu kaufen und zu verkaufen, müssen Investoren eine Anfrage zur Angebotsabgabe (RFQ) an ausgewählte teilnehmende Onshore-Händler auf Offshore-Handelsplattformen (z. B. Bloomberg oder Tradeweb) stellen. Anschließend müssen sie die günstigste Kursnotierung einholen bzw. ausführen. Diese Offshore-Handelsplattformen sind an die Onshore-Handelsplattform CFETS (China Foreign Exchange Trade System) angeschlossen. Sobald ein Trade abgeschlossen ist, übermittelt CFETS die Handelsinformationen an zwei Onshore-Zentralverwahrer – Shanghai Clearing House (SHCH) und China Central Depository & Clearing Co. Ltd. (CCDC). 

Die Finanzierungswährung kann entweder Offshore-Renminbi (CNH) oder eine Fremdwährung sein. Investoren können wählen, ob sie Fremdwährungen oder CNH in Onshore-Renminbi (CNY) umtauschen wollen, wobei sie den aktuellen Wechselkursen der Offshore-Banken unterliegen. Es sollte auch beachtet werden, dass die Rückführungswährung immer dieselbe sein sollte wie die Finanzierungswährung.

Akzeptanz von Bond Connect 

Am 3. Juli 2020 jährte sich die Einführung von Bond Connect zum dritten Mal. In dieser Zeit haben 2068 institutionelle Investoren (darunter JK Capital) aus 33 Ländern Konten bei Bond Connect eingerichtet, darunter 72 der 100 weltweit führenden Vermögensverwalter. Bei genauerer Analyse betrug das durchschnittliche tägliche Handelsvolumen von Bond Connect im Jahr 2017 etwa 2-3 Milliarden RMB und stieg in der ersten Jahreshälfte 2020 auf 19,9 Milliarden RMB (oder 2,8 Milliarden USD pro Tag).  Die folgende Grafik zeigt einem soliden Aufwärtstrend des monatlichen Umsatzes von Bond Connect.

Quelle: CEIC

Quelle: Bond Connect

Die Bedeutung des chinesischen Onshore-Anleihemarktes

Der chinesische Onshore-Anleihemarkt belief sich im Jahr 2020 auf über 97 Billionen RMB (14 Billionen USD) an ausstehenden Anleihen und ist der zweitgrößte Anleihemarkt der Welt hinter den USA, aber noch vor Japan, Großbritannien und anderen europäischen Ländern. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von über 20 % pro Jahr in den letzten 5 Jahren.

Quelle: SIFMA, Bloomberg

Trotz seiner Größe hielten ausländische Investoren laut CEIC Ende Juni 2020 nur etwa 3,5 % des breiteren chinesischen Onshore-Anleihemarktes. Dies ist weitgehend auf regulatorische Beschränkungen zurückzuführen, da die chinesische Regierung strenge Kapitalverkehrskontrollen durchführt. Mit der Einführung von Bond Connect will die PBoC jedoch den Zugang globaler Investoren zu den Finanzmärkten verbessern. Deren Zahl wird weiter wachsen, da die großen internationalen Anbieter von Anleiheindizes weiterhin chinesische Onshore-Anleihen in die jeweiligen Indizes aufnehmen.

Quelle: CEIC

Was haben ausländische Investoren gekauft? 

Die Kapitalströme ausländischer Investoren konzentrierten sich hauptsächlich auf die Policy Financial Banks (PFBs), die Staatskasse (d. h. chinesische Staatsanleihen) und die Negotiable Certificate of Deposits (NCDs) mit kurzer Laufzeit. Die Kapitalzuflüsse wurden durch Steuerbefreiungen  von Staatsanleihen und höheren Renditen von NCDs mit kurzer Laufzeit begünstigt.

Quelle: Bond Connect

Kapitalzuflüsse in „Sonstiges“ beinhalten Unternehmensanleihen. Das Interesse an diese Art von Anleihen waren aufgrund deren geringen Liquidität relativ verhalten. Darüber hinaus steckt der chinesische Onshore-Markt für Rating-Agenturen noch in den Kinderschuhen, da die US-Rating-Agenturen Moody's, Fitch und S&P erst 2017 ein 100%-eigenständiges Onshore-Geschäft eröffnen durften. Eine Hürde für den chinesischen Onshore-Ratingmarkt ist, dass 81 % der chinesischen Onshore-Anleihen über ein „nationales Skalenrating“ zwischen AA und AAA verfügen. Dies macht Vergleiche mit internationalen Anleiheratings angesichts der unterschiedlichen Gewichtung der verschiedenen Faktoren durch die Agenturen recht schwierig. Inländische Agenturen betonen beispielsweise die Vermögensgröße als positiven Faktor stärker, während globale Agenturen dem Leverage als negativen Faktor mehr Bedeutung beimessen. Auch Profitabilität und Staatsbesitz haben für internationale Agenturen ein positiveres Gewicht.

Wie geht es mit Bond Connect weiter?

Seit seiner Einführung vor drei Jahren hat sich Bond Connect stetig weiterentwickelt. Erstens wurden steuerliche Anreize für Offshore-Investoren eingeführt, die in Onshore-Anleihenmärkte investieren. Für Zinserträge aus Anleiheinvestitionen wird eine befristete Befreiung von Körperschaftssteuer und Mehrwertsteuer für drei Jahre gewährt. Zweitens erweitert Bond Connect ständig die Zahl der teilnehmenden Onshore-Händler und senkt gleichzeitig die Gebühren im Zusammenhang mit der Nutzung der Bond Connect-Plattform erheblich. Schließlich führte Bond Connect auch die DvP-Abwicklung (Lieferung gegen Zahlung) ein, um die Abwicklungseffizienz zu erhöhen und das Abwicklungsrisiko zu verringern.

Eine weitere Möglichkeit, die nicht außer Acht gelassen werden sollte, ist das „Southbound Trading“-Geschäft. Im Mai 2020 veröffentlichten vier chinesische Behörden, einschließlich der PBoC, ein Weißbuch mit dem Titel „Die Stellungnahmen zur finanziellen Unterstützung des Baus der Greater Bay Area Guangdong-Hongkong-Macau“, in dem zum ersten Mal die Optimierung und Verbesserung der Finanzmarktanbindung in der Greater Bay Area entlang des Perlflussdeltas vorgeschlagen wurde. In dem Dokument wurde die Studie über die Ausweitung des „Southbound Trading“ ausführlich besprochen. Wir erwarten, dass die Entwicklungen bald voranschreiten könnte und Festland-Investoren Zugang zu den internationalen Anleihemärkten erhalten.

Eric Tso, Fixed Income Analyst, JK Capital Management Ltd., ein Unternehmen der La Française-Gruppe

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