Gröschls Mittwochskommentar: 35/2020

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 26.08.2020 11:56 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Die Tage vergehen und die Verwunderung wird nicht kleiner und um zu zeigen, dass ich nicht der aller Einzigste ;-) bin der die Welt nur mehr bedingt versteht, borg ich mir heute sozusagen als einleitende Worte, ein paar Zeilen von Cormac Mullen aus dem gestrigen 5 Things to Start Your Day – Bloomberg Morning Mail:

The sheer lack of risk evident in the European funding market is another sign of investor complacency. The main benchmark rate for borrowing between European banks, three-month Euribor, is trading around minus 0.49% and hit a record low last week. As my colleague Stephen Spratt points out, it continues to be lower than three-month Eonia -- a proxy for the risk-free rate -- with the spread between the two the most negative in almost two decades. In layman's terms that means investors see lending money to Europe's debt-laden banks as not only risk free, but better than that. On the surface, the pricing is understandable and reflects the flood of cheap money provided to the sector by the European Central Bank. But it still bears no reflection to the economic reality on the ground in Europe, nor the potential impact of the recent resurgence of virus cases in the region. And as Bank of America recently noted, it doesn't reflect the 29% of investors in investment-grade debt that reckon defaults are just around the corner in Europe. The ECB may have solved the liquidity risk issue, but that doesn't mean there's no credit risk. (vgl. 5 Things to Start Your Day – Bloomberg, 25.08.2020)

So. :-) Zwei weitere nicht ganz uninteressante Fakten sind mir außerdem diese Woche zur Ohren gekommen: 1. Die Aktienrückkäufe von US Unternehmen sind 2020 massiv zurückgekommen und 2. Die Shorts auf dem S&P sind so niedrig wie seit den 2000er Jahre nicht mehr, dafür sehen wir Record-Longs im Euro. Für mich liegt also, die eh schon wiederholt geäußerte, Vermutung nahe, dass die Robinhoods (ein us-amerikanischer Retail-Online-Broker, der wohl eher das Gegenteil seines europäischen Namensgebers bewerkstelligen dürfte ;-)) dieser Welt, den Markt hier auf seinen letzten Metern begleiten könnten. Das dürfte auch den unverbesserlichen Rindern, die seit Jahren (zurecht!) behaupten, dass der Bullen Markt erst aufhören kann, wenn auch der letzte Kleinanleger endlich Tesla gekauft hat, zu denken geben….

Das Market-Top zu callen ist natürlich immer eine schwierige, wie undankbare Geschichte, weil man nur in den allerseltensten Fällen recht hat, aber wenn man´s mit hinreichender Häufigkeit tut, steigt natürlich die Wahrscheinlichkeit, dass man irgendwann Glück hat. *lol* Sollte es jetzt, oder aber auch in zwei, drei oder 12 Wochen, aber stimmen, sind die Implikationen, basierend auf dem vorher geschriebenen, natürlich doppelt ungünstig, weil sich der US Konsument dann nicht nur einem prekären Arbeitsmarkt gegenüber sieht, sondern auch in einem möglichen Aktienmarkt Downturn massive Volksvermögen – und zwar nicht nur von den Oberen 10.000 – vernichtet würde. Sozusagen ein Super-Double Whammy

Sind wir also froh, dass wir hier zulande keine Aktieninvestitionskultur haben! ;-) Aber halt; dafür haben wir – und da kann man beinahe 10 Jahre nach der Gründung der EBA  nur den Kopf beuteln – immer noch Regionalbanken, die es schaffen über zwanzig Jahre hinweg ihr Bilanzen zu fälschen ohne dass es WPs, diversen Aufsichten oder sonst irgendjemanden auffällt. Aufsichtsräte solcher Institute, in den Wirten, Fleischhauer (bitte das nicht als Kritik an einzelnen Berufsgruppen zu sehen, aber ich sag ja auch nicht der Wirtin meines Vertrauens, wie sie ihr Schnitzerl panieren soll!) und Personen ähnlicher fachspezifischer Qualifikation drinnen sitzen und – und dass setzt dem Ganzen die Krone auf – dann noch öffentlich im Brustton der Überzeugung zu fragen wagen, wie sie da wo draufkommen hätten sollen, wenn sämtliche Prüfungsorgane versagt haben. Da wär´s wohl Zeit Verantwortung zu Übernehmen und zwar bei allen Beteiligten und die gesetzlichen Grundlagen zu schaffen, dass Personen in fachlich anspruchsvollen Positionen auch qualifiziert sein müssen. (Was für eine absurde Forderung! ;-)) Und, weil wir grad dabei sind: die Einlagensicherung zahlt nicht der Steuerzahler, sondern die Mitgliedsinstitute auch wenn diverse Medien gegenteiliges behaupten!

So, der Dampf ist draußen! :-) Ist doch aber wahr, das kann´s doch alles eigentlich gar nicht geben, oder. Davon ausgehend, dass die eine oder der andere, die/der das hier liest von der BAFIN, FINMA, FMA, etc… reguliert ist und schon angelegentlich ein Unzahl von Dokumenten für Prüfungen produziert hat, Wirtschaftsprüfer, Berater, Anwälte, Innenrevisionsiten etc. beschäftigt/bezahlt, dafür, dass der ganze Aufwand offensichtlich zu einem Gutteil l´art pour l´art ist, weil´s offensichtlich eh keinen kümmert…

Trotzdem noch ein paar schöne Sommertage & alles Gute!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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