Gröschls Mittwochskommentar: 36/2020

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 02.09.2020 11:28 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Es ist schon wieder Mittwoch und es ist wieder dieses Office… (wir erinnern uns an die Fantastischen Vier :-)). Die Regelmäßigkeit bringt nebst der Möglichkeit in relativ kurzen Abständen seinen Senf zu Gott und der Welt zu geben, natürlich auch eine gewisse Form der kurzfristigen Überprüfbarkeit, drum sind ähnlich fristige Prognosen immer mit einer gewissen Gefahr des völligen Danebenliegens behaftet. So hat sich der Markt in den letzten sieben Tagen einmal mehr nicht an meine Prognose gehalten und ist nicht,  wie angekündigt, gefallen, er (oder sie ;-)) hat sogar den stärksten (in den USA) August seit 1986(?) hingelegt… Wenn schon daneben liegen, dann also wenigstens richtig! Wobei aufgeschoben ist natürlich nicht aufgehoben, irgendwann kommt er/sie schon noch in meine Gasse… :-)

Was uns quasi nahtlos zum nächsten Dilemma des Kolumnisten führt: Es passiert eigentlich nichts bzw. das Seuchen Thema und inzwischen auch die US amerikanische Wahl überlagern eigentlich alles. Nun sind das beide aber keine wirklichen News mehr, denn den Kollegen Trump kennen wir inzwischen und die Wahrscheinlichkeit, dass der noch blöder in seinen Aussagen wird als bisher ist relativ gering und auch mit der Seuche sind wir mittlerweile gut vertraut. Das wiederum ist natürlich die höchste Freude jeder Administration, weil sie sich mit anderen Themen im öffentlichen Diskurs überhaupt nicht beschäftigen muss und jedes Aufflammen selbiger mit neuen Statements zur pandemischen Prävention schnell und effizient überlagern kann.

Die Kurz´sche Regierung ist dafür offensichtlich ein perfektes Role Model, weil sie die Message Control ja schon in Prä-Covid-Zeiten perfektioniert hat, aber auch die meisten anderen Staatsführung dürften sich über die vorherrschende Eindimensionalität freuen. Was ist eigentlich mit Themen wie dem Brexit, dem Syrien Konflikt, Nordkorea oder – möglicherwiese am allerwichtigsten – mit dem Trade War passiert? Alles gelöst, alle brav? Sicher! ;-) Aus Kommentatorensicht lohnende, wiewohl wenig erfreuliche, Ausnahmen sind hier der türkische Präsident, der immer wieder mit höchst unerfreulichen Ideen glänzt und zuletzt der tschechische Senatspräsident Milos Vystrcil der vor dem taiwanesischen Parlament  - in Anlehnung an JFK seinerzeit – proklamiert hat, dass er ein Taiwanese sei. Da würde mich ja wirklich interessieren, was einen Vertreter einer kleinen europäischen Nation motiviert, der derzeitigen Supermacht Nr.1 so ans Bein zu pinkeln? – Nicht, dass die Unterstützung Taiwans nicht sinnvoll und notwendig ist, aber ob das aus Risikomanagement Überlegungen g´scheit war, sei wohl dahingestellt…

Wenn schon nicht Risikomanagement dann doch Expectationmanagement hat die FED mit der Ankündigung auch bei einem Überschreiten des zwei Prozent Inflationsziels nicht aktiv werden zu wollen, betrieben. Für die Märkte bedeutet das Wohl, dass man den US Rate Markt als Spielwiese – zumindest am kurzen Ende – längerfristig abschreiben kann, weil sich dort wenig bis gar nichts tun dürfte. Das lange Ende bzw. was dort passiert, ist noch zu früh einzuschätzen. Grundsätzlich sind aber nach zwölf Jahren der lockeren und lockersten Geldpolitik durchaus Zweifel angebracht, dass Zentralbanken irgendeinen Einfluss auf die Inflation (abgesehen von der Assetprice Inflation!)  haben, es also höchst unwahrscheinlich ist, dass wenn sich Inflation begünstigt durch die direkt bei den Verbrauchern ankommende Hilfsleitungen doch noch manifestieren sollte, diese dann auch nur irgendwie eingefangen werden könnte ohne das Wirtschaftswachstum vollends abzuwürgen.

Nicht weit von den Zinsen ist es dann auch noch zur Währung. Die 1,20 im Euro haben wir uns gestern kurz angeschaut, aber wie gesagt nur kurz.. War´s das jetzt? Auch das als Prognosen immanente Problematik, ist natürlich schwierig zu sagen, aber mehr kann von der FED an Ansagen eigentlich jetzt nicht mehr kommen, drucken können Sie natürlich ad infinitum, aber, das können wir in Europa, wie bereits gezeigt auch, ganz gut. Es ist nun also entweder Frau Lagarde am Zug – von der man eigentlich im Vergleich zu ihren männlichen Vorgängern relativ wenig hört – oder aber wir akzeptieren, dass der Dampf bzw. die Möglichkeiten der Zentralbanken irgendwo ein Ende haben und, dass der Grenznutzen von Zentralbankmaßnahmen ab einem gewissen Ausmaß an Sinnlosigkeit ein stark abnehmender ist. Es bleiben also unter Strich zwei Möglichkeiten: 1. Wir suchen uns irgendwo einen Fair Value (der durchaus hier irgendwo liegen könnte) oder 2. Wir fangen an darauf zu Wetten, ob die USA oder Europa zuerst in eine Währungsreform müssen…  Da gibt´s wohl einen klaren Favoriten, oder? :-)

Dafür, dass es eigentlich nichts Nennenswertes zu berichten gibt ;-), war das jetzt eh wieder recht lang. 

Schönen Schulstart wünsch ich!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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