Gröschls Mittwochskommentar: 37/2020

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 09.09.2020 11:01 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © interfoto
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Na da ist sie doch noch gekommen die Korrektur, halt ein paar Tage zu spät. Ich glaub damit können wir – aus Sicht des Prognostikers – durchaus leben. Ob wir es hier nun mit einem Paradigmenwechsel und einer nachhaltigen Änderung des Sentiments zu tun bekommen, ist noch zu früh zu schreiben/sagen. Fundamental hat sich natürlich nichts geändert, aber kurzfristige Marktbewegungen in ein fundamentales Rahmenwerk zu integrieren funktioniert sowieso immer nur im Rückblick, da haben´s dafür aber alle eh schon immer gewusst… ;-) Eine wunderbare alte Weisheit lautet hier, dass es rund um eine Bubble immer nur zwei Kategorien von Investoren gibt, nämlich die einen, die bis zum Platzen derselben recht haben und die anderen, die nachher dran sind mit richtig liegen! :-)

Abgesehen von der viel diskutierten wirtschaftlichen Gesamtsituation und den langfristigen Auswirkungen auf Konsum und Kaufkraft und die damit einhergehenden strukturellen Veränderungen – die große Teile des US Aktienmarkts aus den unterschiedlichsten Gründen bisher ignoriert haben - müssen wir uns zukünftig eventuell damit auseinandersetzen, dass die digitale Revolution, die die Seuche bis ins Kinderzimmer des kleinsten Schulkinds ausgelöst hat, auch den Stellenwert von Big-Tech im globalen Wertekontext völlig verändert hat. Aus Wachstumsunternehmen sind über Nacht Versorger geworden, die Infrastruktur und Dienstleistungen vergleichbar denen von Supermärkten und öffentliche Verkehrsmitteln bereitstellen.

Hier hat das Erwachsenwerden etwa so stattgefunden wie wenn man in den Late-Teens die Eltern verliert. Die Zeit der Spielerei ist vorbei. Umgelegt auf die Googles und Amazons etc dieser Welt bedeutet das meiner Ansicht nach, dass sie wohl einem stetigen aber deutlich langsameren Wachstum entgegensehen, aber sie auf der anderen Seite auch wesentlich strikteren Regulatorien unterworfen werden werden, weil die Nutzung im Prinzip nicht mehr optional ist. Das es immer Gewinner und Verlierer geben wird, ist selbstredend und dass Anpassungen schneller von statten gehen werden, weil es weniger aufwendiger ist eine andere Suchmaschine einzusetzen als zum Beispiel den Stromanbieter zu wechseln, ist auch klar. Das Ausschließen von Nutzern, aus welchen (wirtschaftlichen) Gründen auch immer, wird jedenfalls schwieriger werden und mithin wird die ökonomische Bedeutung eventuell eher wieder mehr in der realen als in der virtuellen Welt zu messen sein. Ein ähnliches Schicksal dürfte den Datensammlern blühen, weil die Neuigkeit einfach verloren geht und jeder eh alle Daten sammelt, diese also eine völlig generische Commodity werden bzw. geworden sind.

Soviel zum heutigen Blick ins Kristallkugerl! :-) Kaum Prognosefähigkeiten braucht man aktuell, um festzustellen, dass (leider wesentliche) Teile des britischen Inselvolkes einen höchst gefährlichen Weg zu gehen beginnen. Ist man es von diversen Schurkenstaaten ja bereits durchaus gewohnt, dass sie wissent- und willentlich gegen internationales Recht verstoßen, hätte man es einer altehrwürdigen Nation wie dem Vereinten Königreich eigentlich nicht zu getraut. Pacta sunt servanda! Und aus! Dass Boris Johnson vergleichbar dem US-Amerikanischen Präsidenten ein rückgradloser Opportunist ist, dem es ausschließlich um den eigenen Vorteil geht, ist natürlich keine Neuigkeit, allerdings hat die ganze Sache nicht zuletzt durch die entstehende Signalwirkung eine völlig neue Dimension erreicht. Die Aussicht auf Zeiten, in denen bewährte internationale Vertragswerke und Werte allenthalben missachtet und mithin außer Kraft gesetzt werden, weil´s eh keinen kümmert, bereiten mir persönlich ein ganz unangenehmes Gefühl in der Magengegend. Keine Ahnung wie´s Euch dabei geht, aber gut ist das nicht.

Bei so viel Ernsthaftigkeit beliebt uns zur allgemeinen Erheiterung nur noch ein Blick in die Niederungen der heimischen Politik, wo das Sommer-Kabarett um den Ibiza-Untersuchungsausschuss nahtlos in die Herbstrunde geht. Nicht nur, dass unser aller Nationalratspräsident nun Vorsitzender des Ausschusses und Auskunftsperson in Personalunion ist, hat der Ausschuss nun endlich eine weitere, offensichtlich wieder nicht ganz vollständige Version des Videos bekommen. Einer VP nahen Tageszeitung scheint der ganze Film hingegen schon seit längerem bekannt zu sein… Man hat irgendwie das Gefühl, dass dem Instrument des Untersuchungsausschusses hier nicht ganz die Bedeutung beigemessen wird, die ihm eigentlich zukommen sollte, oder… ;-)

Der geübte Redner/Schreiber aus dem anglo-amerikanischen Raum würde jetzt wohl „to finish on a positive note“ was versöhnliches, inklusives, lebensbejahendes und freundliches sagen. Na da kann ich nur empfehlen: Lest halt den! *lol*

Möge die Macht mit Euch sein!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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