1. Das reale BIP der USA wächst so schnell wie seit zwanzig Jahren nicht mehr.
Zwar gibt es immer noch leidende Branchen, zum Beispiel die Reisen-, Freizeit- und Unterhaltungsbranche. Es haben aber auch viele Sektoren von der Pandemie profitiert können, zum Beispiel Teile des Technologiesektors und des Gesundheitswesens. Der Konsens für die BIP-Prognose im Jahr 2021 liegt bei 3,8 Prozent; wir gehen davon aus, dass das BIP um mehr als 4 Prozent wachsen wird, was das höchste jährliche Wirtschaftswachstum in diesem Jahrhundert wäre. Wir erwarten, dass die Wirtschaft im dritten Quartal, oder vielleicht sogar schon im zweiten Quartal, wieder expandiert.
2. Die Inflation nähert sich der Zwei-Prozent-Marke, während die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihen 1,5 Prozent erreicht.
Die allgemeine Erwartung ist, dass die Zinssätze und die Inflation steigen werden, aber unsere Zielwerte für das Jahr 2021 entsprechen den Konsenswerten für das Jahr 2022. Ein Schlüsselfaktor ist unserer Ansicht die veränderte Politik der Federal Reserve, ein durchschnittliches Inflationsniveau und nicht einen Inflationsspitzenwert anzustreben. Wir glauben auch, dass höhere Rohstoffpreise, ein schwacher US-Dollar und sektorale Bewegungen innerhalb der Aktienmärkte auf höhere Zinsen und Inflation hindeuten.
3. Der U.S. Dollar sinkt auf ein Fünfjahrestief.
Nach einem deutlichen Anstieg des US-Dollars zu Beginn des Jahres 2020 ist der Dollarkurs deutlich zurückgegangen. Er hat sich jedoch lediglich vom oberen zum unteren Ende seiner fünfjährigen Handelsspanne bewegt. Die deutliche schlechtere US-Zahlungsbilanz und niedrige Netto-Sparquote verbunden mit unserer Erwartung, dass sich das globale Wachstum schneller erholt als das US-Wachstum, veranlasst uns zu der Annahme, dass der US-Dollar im Jahr 2021 unter diese Handelsspanne fallen wird, wenn sich der handelsgewichtete US-Dollar-Index 85 nähert.
4. Aktien erreichen das zwölfte Jahr in Folge ein Hoch, können aber mit dem starkem Gewinnwachstum nicht Schritt halten.
Der US-Aktienmarkt hat seit dem Jahr 2009 jedes Jahr einen neuen Höchststand erreicht. Wir erwarten, dass dies auch im Jahr 2021 der Fall sein wird. Jedoch gehen wir auch davon aus, dass die Aktien nicht mit einem Gewinnwachstum von mehr als 20 Prozent Schritt halten werden. Mit anderen Worten: Die Kurse von US-Aktien sind seit dem Tiefstand im März um knapp 70 Prozent gestiegen. Diese steile Erholung ist wahrscheinlich zum Teil vom Jahr 2021 ‚geborgt‘. Die meisten Beobachter (uns eingeschlossen) sind sich einig, dass Aktien im Vergleich zu anderen Vermögenswerten nicht überteuert sind, vor allem zu Staatsanleihen, nicht überteuert sind, wohl aber im Vergleich zu ihren historischen absoluten Niveaus.
5. Aktien outperformen Barmittel, aber Barmittel outperformen Staatsanleihen zum ersten Mal seit dem Jahr 2013.
Wie die vierte Vorhersage andeutet, sind wir bei Aktien für das Jahr 2021 optimistisch. Wie die zweite Vorhersage zeigt, sind wir bei zinssensitiven Wertpapieren zurückhaltend. Folglich erwarten wir, dass Aktien in diesem Jahr besser abschneiden werden als Barmittel und Barmittel besser als US-Staatsanleihen. Aktien können im Jahresverlauf stagnieren und trotzdem besser performen als Barmittel, da Aktien derzeit höhere Renditen erreichen. Da die Anleihekupons aktuell sehr niedrig sind, müsste auch die Barmittelrendite nur gering steigen, um die Rendite auf US-Anleihen zu übertreffen.
6. Value-, Small- und Nicht-US-Aktien (insbesondere Emerging-Markets-Titel) schneiden besser ab als Growth-, Big- und U.S.-Aktien.
Viele Jahre lagen US-Large Cap- und Wachstumsaktien in den Aktienmärkten vorne. Und obwohl wir nicht dafür plädieren, dieses Trio zu verkaufen, sind Nicht-US-, Small-Cap- und Value-Aktien mit einer relativ besseren Performance zu neuem Leben erwacht – ein Trend, der sich unserer Meinung nach fortsetzen wird. Diese Entwicklung wird nicht gradlinig verlaufen, aber die vergleichsweise niedrige Bewertung von Nicht-US-Werten, Small-Caps und Value-Titeln verbunden mit voraussichtlichen Konjunktur- und Gewinnverbesserungen sollte diesen Trend beschleunigen.
7. Gesundheitswesen und Finanzwerte performen besser als Energie und Versorger.
Der Gesundheitssektor bietet Investoren ein gutes Gewinnwachstum und angemessene Bewertungen, vorausgesetzt, es entwickelt sich kein politischer Gegenwind. Finanzwerte scheinen unterbewertet zu sein und wir erwarten, dass das Kreditwachstum wieder zunimmt, was dem Sektor helfen sollte. Weniger attraktiv erscheint Energie, wo die Nachfrage schwach und das Angebot stark ist, und Versorger, wo eine allgemeine zyklische Gewinnmitnahme zusammen mit einer bescheidenen Inflation und einem Zinsanstieg ansteht.
8. Die US-Staatsverschuldung steigt auf ihr Allzeithoch von mehr als 100 Prozent des Bruttoinlandproduktes (BIP)
Die Coronavirus-Pandemie hat eine Explosion der staatlichen Hilfen und Konjunkturprogramme ausgelöst, wodurch das Haushaltsdefizit der USA von 5 Prozent des BIP im Jahr 2019 auf 15 Prozent im Jahr 2020 gestiegen ist. Wir gehen davon aus, dass die Verschuldung im kommenden Jahr erneut 100 Prozent des BIP übertreffen und mit zunehmenden Ausgaben und höheren Zinsen rapide steigen wird.
9. Der Kalte Krieg zwischen den USA und China geht weiter, aber die Verhandlungen werden ruhiger und multilateraler.
Die USA führen die Welt wirtschaftlich, technologisch und militärisch an. Aber China strebt danach, die USA zu verdrängen. Obwohl sich ihre Ansätze unterscheiden, teilen Republikaner und Demokraten ihre Sorge über Chinas Ambitionen. Eine der Prioritäten von Präsident Biden wird sein, das Thema multilateral anzugehen, im Gegensatz zum unilateralen Ansatz von Präsident Trump. Die Beziehungen zwischen den USA und China werden die Kapitalmärkte auch in den kommenden Jahren erheblich beeinflussen.
10. Trotz der Polarisierung werden Präsident Biden und moderate Kräfte Gesetzeskompromisse erreichen.
Die knappe Mehrheit der Demokraten im Senat begünstigt eine kompromissbereite Regierung. Wir erwarten ein Infrastrukturpaket sowie Reformen der Steuerpolitik und des Mindestlohns. Unwahrscheinlich ist, dass progressivere Maßnahmen der Demokraten wie der "Green New Deal" verabschiedet werden, was für mehr Sicherheit an den Märkten sorgt.