Wie manche vielleicht mitbekommen haben, hatten wir gestern ein wunderbares, nahezu CO2 neutrales (weil online :-)) Fixed Income Panel mit einer wirklich hochkarätigen Besetzung aus China, Indien, Russland und Frankreich. (Sollte jemand Interesse haben schicken wir natürlich gern den Link zur Aufzeichnung!) Nun ist die G´schicht a so, dass man als Moderator ein bisserl aufgeregt ist, ob das alles so hinhaut mit der Technik, man alle wird hören und sehen können und so weiter. Steigern tut sich die Aufregung dann noch wenn man selber nicht hineinkommt in den Raum, dann mehr oder weniger angstvoll in die Runde schreibt, dass das irgendwie nicht klappt und die geschätzten Kollegen zurückschreiben, dass sie noch in der U Bahn sind. Eine Stunde später – zur vereinbarten Zeit *lol* - hat dann aber alles reibungslos geklappt. (Danke an das Team von e-fundresearch.com!!!) Jedenfalls bekommt man inhaltlich nicht immer alles so ganz genau mit…
Was bei mir aber hängen geblieben ist – und damit schlagen wir jetzt die Brücke zum inhaltlichen Teil :-) -, dass allenthalben Volatilität erwartet wird und das bedeutet bei den Anleihen, weil die ja nicht ganz so einfach gestrickt sind, wie die Aktien ;-), ein breites Opportunity Set für aktive Manager. Um das als allgemeine Plattheit nicht so stehen lassen zu müssen – wir verkaufen auch heuer keine ETFs ;-) – ein kurzer Abstecher in die Tiefen des mehrdimensionalen Fixed-Income-Raums. Also: alle reden von Inflation, die es kurzfristig wohl fraglos geben wird, aber davon eventuell später. Die Erwartung zukünftig steigender Inflationsraten drückt, worauf wir bereits einen Vorgeschmack bekommen haben, die langfristigen Renditen nach oben, da das aber keine Einbahnstraße ist (Prognosen und so ;-)), steigt dort die Schwankungsbreite (Volatilität 1). Das gilt natürlich vor allem für länger laufende Staatsanleihen.
Der zweite wesentliche Faktor bei (Unternehmens)Anleihen ist der Risikoaufschlag (Spread). Auch dort wird die Volatilität(2) steigen, weil wir immer noch nicht wissen wie sich die Welt entwickeln wird, wenn die Seuche erstmal durch ist und die überschüssige Liquidität aus dem System abgezogen wird. Das wiederum bringt uns mehr oder weniger direkt zum untersten Ende der Unternehmensschulden, dort ist die Volatilität(3) dann eher binär. Nicht jedes Unternehmen, das mit wertlosem Geld finanziert wurde, wird zwangsläufig weiter mitspielen können. Wobei sich hier für Spezialisten (Stichwort Recovery Rates) weiter Opportunitäten ergeben.
In zweiter Linie wird natürlich auch die Währungssituation nicht ruhiger werden (Volatilität 4) und sowohl auf relativer wie auch absoluter Basis eine breite Spielwiese für die, die dürfen, eröffnen. Last but not least gibt´s dann in immer breiteren Bereichen der Anleihen ETFs, die wohl als kostengünstiger Baustein in hoch liquiden Marktsegmenten durchaus Sinn machen können, aber in weniger tiefen Gebieten wirklich nichts verloren haben und durch das naive Auf- und Abstocken weitere ausnutzbare Schwankungen (Volatilität 5) gebären. Gar nicht sooo unspannend die Bonds, oder?! Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass Volatilität in der Regel was symmetrisches ist und aus den Opportunities auch ganz schnell Threats werden können. :-)
Ganz kurz, weil wir´s schon angesprochen haben und es gut dazu passt zum wiederholten Male zur Inflation. Wobei ich im Wesentlichen auf einen Webcast von JP Morgan zurückgreifen darf: Eine beispielhafte US-amerikanische Familie mit einem Jahreseinkommen von USD 145.000.- scheint in der letzten Stimulus Welle USD 7.000.- geschenkt bekommen zu haben. Nun dreimal dürfen wir raten, was der US Konsument damit tun wird. Richtig. Ausgeben. Revenge-Shopping (Rache an der Seuche?! :-)) nennen sie das anscheinend und blasen aus vollen Rohren raus was geht. Dass das kurzfristig zu einem recht anspruchsvollen Wirtschaftswachtum führen wird, ist weder ein unbedingtes Mysterium noch ein Mirakel, die Frage, die sich allerdings stellt ist, was kommt danach? Im gleichen Tempo wird die G´schicht wohl kaum weitergehen können, außer – und eventuell schaffen die Amis das – der Aufschwung wird selbst tragend und die Wirtschaft läuft wie das sprichwörtliche Duracell Haserl.
In Europa können wir wohl davon ausgehen, dass die Bäume nicht in den Himmel wachsen werden, was uns mit Sicherheit eine langsamere aber mit hoher Wahrscheinlichkeit nachhaltigere Erholung bescheren wird. Vorausgesetzt wir schaffen es irgendwann – one way or the other – die Seuche hinter uns zu lassen. Leider macht es – und wieder müssen wir hier das unter Umständen traurige Einzelschicksal unbetrachtet lassen – nicht den Eindruck, dass wir das bald hinbringen werden, wenn wir Impfstoffe, bei denen unter sieben Millionen verimpften Dosen sechs Fälle mit schweren Komplikationen auftreten, nicht einsetzen. Um hier die Seuchen Analogie zu strapazieren, wird irgendwann zu beurteilen sein, ob die EU nicht eh schon an der ICU hängt. Wenn dem so sein sollte, sind die Prognosen leider weniger gut, sagt uns die Statistik…
Aber noch ist´s nicht soweit, noch was zu tun befiehlt die Eitelkeit(Übelkeit ;-))… (je nach ob STS oder Alkbottl:-))
Have good one!!!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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