Gröschls Mittwochskommentar: 16/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 21.04.2021 10:43 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Mit Covid sind wir durch! Das mag bei einer Rekordzahl an Neuinfektionen rund um den Globus ein wenig euphemistisch klingen, aber es geht uns ja hier im Wesentlichen um die Finanzmärkte und die Teile der Welt, die für diese wichtig sind. Sorry, falls hier jemand einen anderen Eindruck hatte, das war dann eher Zufall. :-) Die Frage, die natürlich sofort gestellt werden muss, ist, wie kommt der eigentlich auf die Idee?! Nun, das ist relativ einfach (RIP Niki!), wer sich heute Früh durch den Blätterwald geklickt hat, wird feststellen, dass die Top Schlagzeilen seit einer gefühlten Ewigkeit wieder einmal nicht der Seuche (oder anderen wesentlichen Inhalten) gehören, sondern der - für einige die wichtigste, für andere die sinnloseste - Nebensache der Welt gehört: Dem Fußball. Dass es bei der Super-League Geschichte um´s Geld geht ist selbstredend, aber das macht´s auch nicht wichtiger…

Nehmen wir das also als Symptom dafür, dass wir endlich wieder bereit sind – natürlich auch, weil zumindest in weiten Teilen der Welt ein (vorübergehendes?) Ende der Seuche abzusehen ist – uns mit anderen Themen zu beschäftigen. Diese sind, was für eine Überraschung :-), während der letzten fast eineinhalb Jahre nämlich nicht verschwunden, sondern wurden pausiert. Für den Finanzmarkt bzw. die dortigen Spieler wird nun wichtig sein, so tief als möglich ins Glaskugerl zu schauen, um zu erkennen, welches Thema wir uns als nächstes aufgreifen werden, wenn die Berichtssaison und das Stimulus-Spending in den USA aufhören, mit ihrem Rauschen weiteres Nachdenken zu überlagern. Der Markt ist , wir erinnern uns :-), nur in den seltensten Fällen fähig und willens sich mit mehreren Faktoren gleichzeitig zu beschäftigen und wenn er es tut, dann endet das manchmal durchaus ein wenig ungeordnet. :-)

Ökonomische Themen werden es aller Voraussicht nach nur dann sein, wenn es hier zu unerwarteten Ausreißern kommt, most likely also, wenn das Preisgefüge aus den Fugen gerät und die Inflation, wenn nicht zu galoppieren, doch in einen verstärkten Trab überzugehen versucht. Das wiederum scheint aber aktuell eher niemand zu erwarten, da allenthalben damit gerechnet wird, dass das Revenge-Shopping und der Nachholbedarf beim aushäusigen Biertrinken zwar heftig sind, aber nicht ewig anhalten werden und sich eher früher als später einpendeln wird. Was bleibt, ist die Frage, ob der Wert der Währungen, den wir ihr heute (noch) beimessen ein fairer ist, aber das ist eine andere Geschichte.

Auch immer für einen Hick-Up gut sind lokale politische Ereignisse, wobei Deutschland – eventuell zu unrecht, aber, betrachten wir die Historie, doch erfreulicherweise :-) - schon länger keine größere Rolle mehr spielt. Herr Laschet wird das wohl auch nicht ändern. Vielleicht ist Deutschland ja reif für eine weitere Kanzlerin – mangels vernünftiger Alternativen?! – und Frau Baerbock besteigt den deutschen Thron. Das wiederum könnte dann eventuell doch spannend werden und überregionale Beachtung finden. Apropos Thron: Langsam aber sicher müssen wir uns wohl damit abfinden, dass die beiden längst dienenden Damen der europäischen Politik, die Queen und Frau Merkel sich von der (politischen) Bildfläche verabschieden werden. Man mag über das Erreichte der beiden durchaus unterschiedlicher Meinung sein, fix ist, dass sie Europa durchaus mitgeprägt haben. Die eine länger, die andere intensiver.

Was also bleibt uns, um uns richtig Sorgen zu machen? ;-) Die Geopolitik. Und da raschelt´s aktuell ganz ordentlich, wobei insbesondere für die USA es durchaus spannend werden dürfte, ob es gelingt sich gegen China auf fast allen Ebenen als ebenbürtiger Partner zu behaupten. Von Führungsrolle zu sprechen, hat sich ohnedies erledigt. Biden tritt hier zwar durchaus selbstbewusst auf, aber ganz zweifelsfrei scheinen seine Ansichten nicht zu sein. Tatsächlich wäre eine Konzentration auf die Probleme zuhause gleich sinnvoll wie verständlich. Ob China tatsächlich imperialistische Bestrebungen hat, ist auch nicht ganz so sicher, bzw. wäre für das Reich der Mitte historisch betrachtet eher unüblich. Die ökonomischen Interdependenzen der beiden Staaten sind tatsächlich so groß, dass – und hier spricht natürlich auch ein bisserl die Hoffnung, die bekanntlich erst zum Schluss stirbt – ein lauwarmer, aufrechterhaltener Konflikt immer dazu gut ist auf beiden Seiten innenpolitisch zu punkten, aber drüber hinaus, die Ratio wohl allen Einhalt gebieten sollte. Schau mer mal…

Ein wenig anders gelagert und deshalb möglicherweise durchaus unheilbringender ist die Situation rund um Russland. Putin hat den Zenit seiner Macht überschritten, das Land ist ökonomisch schwer angeschlagen, die sozialen Probleme sind enorm, die vermeintlichen außenpolitischen Erfolge in Syrien etc. sind verpufft, weil sich der Rest der Welt aufhört für die Region zu interessieren (US Abzug aus Afganistan) und auch sonst fehlt allenthalben die Perspektive. Der Vergleich mit einem in die Ecke gedrängten, verletzen, aber durchaus immer noch gefährlichen Raubtier, das wenig bis gar nichts zu verlieren hat, drängt sich irgendwie auf. Hinzukommt, dass Europa durch die bevorstehende Demission von Frau Merkel die letzte, außenpolitisch Erwachsene verliert bzw. verloren hat und quasi führungslos durchs All treibt. Sollte da in der Ukraine irgendwas schief gehen, weil sich irgendwer zu profilieren gedenkt, wäre das wohl nicht so gut….

Fürchte mein Rahmen ist für heute gänzlich ausgereizt. Aber der nächste Mittwoch kommt bestimmt! :-)

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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