Gröschls Mittwochskommentar: 17/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 28.04.2021 11:05 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Capital Gains Tax, Real Estate Tax, Tax on High Incomes – Sounds like a pretty socialist agenda to me! :-) Na die republikanische Reichshälfte wird sich freuen, paart man all diese Ideen, die der Herr Biden da hat, noch mit doch zumindest ehrgeiziger werdenden Klimazielen, dann wird die eine oder der andere Trumpist – wohl zurecht – meinen: Na ich hab´s Euch aber g´sagt! :-) Die Grundideen mögen für den leidgeprüften Mitteleuropäer, der sowieso schon mit einer Abgabenquote um die 43% konfrontiert ist, weder weit hergeholt noch völlig irrational wirken, leben wir doch in einer Transferunion, in der wir uns den sozialen Frieden erfolgreich (wie wohl durchaus nicht ganz günstig, wobei da ja auch ein ziemlich großer Bürokratieapparat gefüttert werden will) erkaufen. Nur bedeutet das jetzt, dass die Amerikaner auf eine vernünftige, gesellschafts-evolutionär ohnehin unvermeidbare Linie einschwenken oder öffnet – maybe not so - Sleepy Joe hier die Büchse der Pandora?

Interessant in diesem Zusammenhang ist, wie ich finde, auch, dass die New Monetary Theorie als ultimativer Heilsbringer für die Lösung unseres Problemchens mit dem eventuell nicht ganz nachhaltig aufrechtzuerhaltenden Niveau der Staatsverschuldungen plötzlich wieder im Ladl – wo sie möglicherweise auch hingehört ;-) – verschwunden ist. Als bekanntermaßen nicht unbedingt intimer Kenner der US Politik hätte ich zwar einiges erwartet, aber, dass der Versuch der Sanierung der Staatsfinanzen unter einem Demokratischen Präsidenten einen konservativeren Weg nimmt, eher nicht. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass Herr Biden der Jüngsten einer nicht mehr ist und für so ganz neue Ideen nur mehr eher schwer zu begeistern sein könnte… Wer weiß. :-)

Aber zurück zur Pandora und ihrer Büchse. Mögen ein bisserl höhere Steuern für die USA sicherlich ein vernünftiger Ansatz sein - insbesondere wenn man sich das Tempo, mit dem die Wirtschaft aus der Seuche emporschießt -, wäre das in Europa wohl nicht ganz die richtige Strategie, leiden wir hier ohnehin schon an zu viel Staat, zu wenig Innovation und viel zu wenig kreativer Zerstörung. Bewahrung um jeden Preis – und das aus meinem Mund ;-) – kann diesfalls nur an einen Ort führen, den ich ob der diversen, sprachlichen Sensibilisierungsfanatiker*innen lieber nicht beim Namen nennen will. In extremo führt Bestrafung von wirtschaftlichem Erfolg und indirekte Vergemeinschaftung  von Eigentum über Vermögensbesteuerung zum Ende jeder Initiative und mithin zur Aufgabe jeder intellektuellen Ambition. Und ja Wissenschaft und Forschung gehen nicht ohne Wirtschaft und Kapital, auch wenn das manche gerne glauben mögen. Flexibler wäre ich da zum Beispiel bei Übertragungen großer, liquider, unproduktiver Vermögen von Todes wegen, aber das steht auf einem anderen Blatt… ;-)

Das geschrieben habend, stehen die Zeichen in Europa unter Umständen nicht ganz so gut. Unter dem Deckmäntelchen des Klimaschutzes – don´t get me wrong, dieser ist extrem wichtig und es ist höchst an der Zeit hier endlich vernünftige Maßnahmen zu setzen, die by the way auch höchst wertvolle wirtschaftliche Impulse setzen können – schleichen sich hier vermehrt Ideen ein, die möglicherweise dazu führen, dass wir uns alle viel mehr lieb haben, aber wohl nicht dazu geeignet sind, den Platz Europas in einem globalen kompetitiven Umfeld zu behaupten oder gar auf Augenhöhe mit den großen Jungs mitspielen zu können. Das viel zitierte Level-Playing-Field führt zwar zu – zumindest in meinem Kopf ;-) – schönen Bildern, allerdings scheint es doch ein wenig abschüssig zu sein und wir spielen sicher nicht Spielfeld abwärts.

Den Briten mag hier, bei all dem Mist den Boris heute, gestern und morgen verzapft hat bzw wird, etwas gelungen sein, um das wir sie, wenn dann letztendlich alle kleinen und größeren Details geklärt sein werden, um das wir sie eventuell doch noch beneiden könnten. Ob David Cameron seinerzeit hier vom Baum der Erkenntnis genascht hat oder ob die ganze G´schicht völliger Zufall gewesen ist, werden die Geschichtsschreiber der Gewinner, dann schon festlegen. Fakt ist, dass man sich hier natürlich mit extremen Kosten eine Freiheit erkauft hat, die – richtig genutzt – doch ein Vorteil sein könnte. Die Ironie dabei ist, dass die Seuche hier zu einer Nivellierung des Unbills (Level-Playing-Field und so :-)) geführt hat, die es in normalen Zeiten niemals gegeben hätte. Die wirtschaftliche Erholung wird auch in Großbritannien spürbar sein, Brexit hin oder her, und der Rest der Welt wird höchst motiviert sein neue, flexible Handelsverträge zum gegenseitigen Vorteil abzuschließen, um das eigene Kuchenstückerl der globalen Erholung möglichst groß erscheinen zu lassen.

Schlusswort? – Heute nicht! :-) 

Live long and Prosper!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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