Ziemlich rot alles. Na schauen wir mal wo das noch hinführt. :-) Dass Korrekturen im schönsten Bullenmarkt nichts Ungewöhnliches sind, ist hinlänglich bekannt, dennoch kommen sie für die eine oder den anderen oftmals überraschend, aber doch unerwartet. Ob und womit wir es aktuell zu tun bekommen, wird sich weisen. Zeit wär´s ja irgendwie. Da wir uns dem Thema Korrektur aber bereits hinlänglich in mehreren Sessions gewidmet haben, möchte ich nur ganz kurz auf ein paar Dinge hinweisen, die möglicherweise zur allgemeinen Sorge beitragen könnten.
Also: Die Aktienrückkäufe vor allem in den USA waren im Q1 wieder sehr stark. Zuflüsse in (Retail?)Aktienfonds versuchen sich genauso an Rekordmarken, wie der der Anteil an Aktien im S&P, die über oder um ihr 52 Wochen-Hoch handeln. Dem gegenüber steht eine Zahl an neu geschaffenen Stellen – wir wissen wohl um die historische Schwankungsbreite der spezifischen Nummer - die anstatt sich über eine Million zu schwingen eher unter dem Teppich daher gekommen ist. In diesem Zusammenhang weniger ins Bild passt vielleicht die (jetzt?!) allenthalben kolportierte Angst vor Inflation, aber sei´s drum. Der Effekt ist der gleiche… (right for the wrong reason :-)). Verschärfend kommt natürlich die Situation in Israel dazu… Aber das wissen wir ja alles längst.
Was also tun bzw. was kann uns als Assetmanager jetzt noch helfen? – Wenn alle Stricke reißen, dann hilft nur noch der Strick oder wie war das? ;-) Oder aber wir versuchen´s ein paar Levels früher auf Portfolioebene. Mein Gefühl wäre, dass die meisten Portefeuilles über die letzten Jahre zu hohe Aktienquoten, zu lange Anleihenportfolios und viel zu aggressive Spreadpositionen aufgebaut haben. Das einerseits aufgrund des Drucks marktkonforme Erträge zu erwirtschaften, aber auch deswegen, weil sich durch steigende Aktienmärkte, fallende Renditen und mithin Coupons, aus denen viel längere Durationen resultiert haben und der defacto Ausfallsgarantie für fast jeden Mist, das Gesamtrisiko des Marktes völlig verändert hat.
Wenn´s jetzt also ein bisserl shaky werden würde, dann wissen wir aus der Historie, dass die Korrelationen zumindest bei den Risikoassets ansteigen. Lange Staatsanleihen dürften, wenn wir entweder eine kommende Inflation oder eine defacto Überschuldung der Emittenten unterstellen, auch nicht unbedingt the place to be sein. Echte Diversifikation in liquiden Portfolios wird man dann wohl nur mehr bei Cash, Gold und unkorrelierten Strategien finden können, wobei – um hier einmal mehr das Offensichtliche auszusprechen – unkorreliert bedeutet nicht negativ korreliert. Also bitte nicht dann dem Manager/Berater etc vorwerfen, dass der CTA am Tag eins nicht gleich gestiegen ist, als sich der Markt verabschiedet hat… Zu Risiken und Nebenwirkungen lesen Sie die Packungsbeilage und fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, oder so. :-)
Während wir also abwarten, Tee trinken und darüber nachdenken ob Diversity und Diversifikation ähnlich oft Verfeigenblattet werden, wie es mit den Feigenblättern ist, wenn die Ebbe kommt und ob uns dann die SFDR Artikel schützen, sind wir hierzulande mit ganz anderen Problemen konfrontiert. Will doch unser Nationalratspräsident die Wahrheitspflicht – wobei man hier fairerweise festhalten muss, dass, was da aus ihm rausgeblubbert ist, in der Intention wohl etwas anders gelagert war, als dann gegen ihn verwendet wurde – in parlamentarischen Untersuchungsausschüssen abschaffen. Der Herr Finanzminister tut sich mit der Rechtsstaatlichkeit offensichtlich überhaupt ein bisserl schwer. Spannend ist dabei auch zu sehen, wie politische Macht über alle Fraktionen und ideologischen Richtungen hinweg korrumpiert und wie man schnell alles jemals Geglaubte vergisst, wenn man es endlich zum Futtertrog geschafft hat…
Harren wir also der Dinge die da kommen mögen. Der Sommer, die Ferien, die nächste Seuchen-Welle, steigende Arbeitslosigkeit, Staatsschuldenkrise, Geldentwertung und so weiter und so fort… ;-)
Have a good one!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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