Gröschls Mittwochskommentar: 21/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 26.05.2021 10:51 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Life is short and so are we! :-) Tatsächlich war/ist das in der überwiegenden Zahl der Marktbewegungen kein G´schäft bzw. sind wir natürlich froh, dass es so ist, weil sonst wär´s in unserer Industrie seit 2008 nur mehr kalt und finster. Erfreulicherweise ist ja das Gegenteil der Fall! Dennoch gibt´s immer wieder Gelegenheiten sich so zu positionieren, dass man dann auf der richtigen Seite ist, wenn sich das ein oder andere Asset verabschiedet.

Shortgehen oder Leerverkaufen ist im allgemeinen Sprachgebrauch der vielleicht nicht immer Ganz-Wissenden und der unter Umständen etwas weniger Informierten fast so böse wie die Begriffe Hedgefonds oder Asset Backed Securities oder Derivate. Nun ist die Geschichte, wie so manche andere auch ;-), eine voller Missverständnisse, aber durchaus eine völlig ohne Mysterien. Shorten kann man so ziemlich alles und man muss nicht immer gleich die Absicht haben, ein braves Unternehmen, das eh alles für seine Stakeholder tut, in die Knie zu zwingen. Es gibt durchaus auch wirklich nicht so gute Companies, wo man durch (Leer)Verkaufen von Anteilen nicht nur Geld verdienen sondern durchaus ein Zeichen setzen kann, dass die Bude möglicherweise ein Betrugsfall ist (zB Wirecard) oder einfach viel zu teuer ist (zB Tesla :-)).

Fallende Kurse gibt´s natürlich nicht nur bei Aktien und drauf wetten (böses Wort, sagt man gar nicht, wenn man mit Kunden spricht. Nicht vergessen! :-)) geht auch fast bei allen Assetklassen. Zuletzt wär´s zum Beispiel bei Bitcoin durchaus ein G´schäft gewesen, wobei es bei etwas, das außer der begrenzten Verfügbarkeit keinerlei erkennbaren Wert hat, es natürlich nicht ganz einfach ist, sich in die eine oder andere Richtung zu positionieren.

Außerdem ist der Zeithorizont nicht ganz unentscheidend. Dem einen geht´s hier um den schnellen Schilling, der anderen eine Überzeugung umzusetzen… Manchmal geht das aber auch Hand in Hand, da der Markt zwar oft recht lang braucht um Dinge zu erkennen, wenn´s dann soweit ist aber ohne Rücksicht auf Verluste in eine Richtung zu galoppieren beginnt (Lemming*innen :-)). Blöd ist, dass das Naschen vom Baum der Erkenntnis manchmal – geblendet durch ein wunderbares Narrative (Professional Bullshitting :-)) – ziemlich lange dauern kann und auch höchst überzeugte und auch inhaltlich richtig liegende Shorties aus dem Markt gedrängt werden bevor ihre Idee Früchte trägt. Tesla hat zum Beispiel ein aktuelles KGV von 582,89, VW dagegen handelt bei 12,61. Möglicherweise ist das nicht ganz fair…

Natürlich könnte man einfach VW kaufen, aber vielleicht ist das Niveau auch gerechtfertigt, wenn wir doch noch in eine Post-Covid Rezession fallen. Tesla hingegen scheint nach allen gängigen Maßstäben teuer, aber Herr Musk ist halt ein toller (Aktien)Verkäufer. Was wäre also die Lösung? Long VW/Short Tesla, damit hätte man seine Meinung umgesetzt, das Risiko bleibt kalkulierbar und am Ende bleibt hoffentlich was über (WICHTIG: Sämtliche beschriebene Positionierungsideen dienen ausschließlich zur Veranschaulichung der Möglichkeiten und sind keine Empfehlung irgendwelche Positionen einzugehen!). Wo wir sozusagen nahtlos gleich ein weiteres großes Mysterium entmystifizieren können. :-) Geh ich eine Aktie long und eine andere in der gleichen Industrie short (Pairtrade) bleibt mir natürlich weniger Ertrag bzw. Verlust über, als wenn ich eine direktionale Position in nur einem Titel einnehmen würde. Was brauch ich also? – Leverage. Auch nix Böses! Durch Hebeln der Position, die nur eine sehr geringe Schwankung erwarten lässt, wird das Gesamtrisiko des Trades so eingestellt, dass es der definierten Verlust-Toleranz entspricht. Das wiederum geschieht zu meist durch Derivate. So, nun aber genug des Dirty Finacial Talks, mir ist schon ganz heiß… *lol*

Short Zinsen und long irgendeine Immobilie geht in unseren Breiten zum Beispiel fast jeder irgendwann, wenn der große Wohnimmobilien-Traum vor der Tür steht und wir uns auf Jahrzehnte variabel verschulden und uns dann vielleicht auch noch eine Option (ein Derivat :-)) zur Umstellung auf fixe Verzinsung oder gar in eine andere Währung verkaufen lassen. Der Unterschied zum Kauf irgendeines super regulierten und Risiko-kontrollierten Alt.Ucits Fonds ist aber, dass das dann gleich mit richtig Geld geschieht, weil Immobilien ja nur steigen können und die Zinsen für die nächste Ewigkeit niedrig bleiben werden. Der Rest ist – wie immer – Geschichte. :-)

Bevor wir schließen noch ein kurzer Blick auf die globale Risikouhr bzw. darauf, was uns in den nächsten Tagen beschäftigen könnte: Möglicherweise ist die blöde Seuch, die uns die letzten eineinhalb Jahre verkackeiert hat, doch einem chinesischen Labor entfleucht. Die Frage ist hier: Wollen wir das wissen und was passiert bzw. was muss wer tun, wenn´s denn tatsächlich stimmen sollte? Ein bisserl weiter westlich scheinen sich die Beweise zu verdichten, dass man mit dem Uran im Iran (platter geht´s kaum mehr, oder? *lol*) bzw. mit der Anreicherung desselben erheblich weiter sein könnte als angegeben. Was der Situation im Nahen Osten wenig zuträglich sein dürfte und natürlich die Verhandlungsposition des Iran deutlich stärkt, was wiederum Auswirkungen auf den Öl-Preis haben sollte. Weißrussland, die Reaktion der westlichen Welt auf die Ungeheuerlichkeit mit dem Flieger und letztendlich die Reaktion Putins auf die Reaktion sind natürlich auch Anlass für weitere Imponderabilia, wobei diese auf die Märkte wohl eher nicht stark durchschlagen dürften, wenn nicht alles völlig aus dem Ruder läuft. Last but not least ist die Seuche, auch wenn sie hier kurzerhand ;-) für abgesagt erklärt worden ist, auch noch allenthalben aktiv mit den aktuellen Hauptproblemzonen in Indien und Japan!

Zum Abschluss einen besonderen Shout-Out an eine lieben Branchenkollegen, den ich gestern zu Mittag getroffen habe und dem keine leichten Wochen bevorstehen. Alles Gute & halt die Ohren steif! Es wird alles gut gehen, weil es muss!

Live Long & Prosper!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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