Gröschls Mittwochskommentar: 24/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 16.06.2021 08:55 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Früher war alles besser! ;-) Naja vielleicht nicht alles, aber anders war schon vieles. Nehmen wir zum Beispiel die Fußball EM, die ja, soweit ich das übersehe, insofern historisch ist, da Österreich erst zum zweiten Mal nach 1960 aus eigener sportlicher Kraft mitspielen darf. 2008 zählt irgendwie nicht, weil da haben wir uns gemeinsam mit der Schweiz in den Bewerb eingekauft. - Zur Schweiz kommen wir gleich noch in andere Sache. -  Jedenfalls scheint die ganze Geschichte kaum jemanden  - außer die Leute, die sonst auch Fußball begeistert sind – zu interessieren. Das war früher gänzlich anders, oder? Ich kann mich in EM oder WM Jahren an kaum ein Meeting erinnern, in dem nicht nahezu ausschließlich über Fußball diskutiert wurde. In meinen Augen kein Schaden, ich kenn mich eh nicht aus… :-)

Aber zurück zur Schweiz bzw. in die Schweiz, wo sich dieser Tage am Genfer See Sleepy Joe Biden und Vladimir „The Rock“ Putin treffen, um möglicherweise völlig anachronistische Männlichkeitsrituale durchzuführen. Erwarten wir ein Ergebnis? Nicht wirklich, Putins Russland ist größer, dafür hat Bidens Amerika mehr Power. ;-) Aber worauf ich eigentlich hinauswill: Zuerst der G7 Gipfel, dann das, wenn auch nicht inhaltlich, doch exemplarisch richtungsweisende Boeing-/Airbusabkommen und jetzt das große Treffen der beiden alten Rivalen - alles ohne China – und keinen an den Märkten interessiert es auch nur peripher. Ein weiterer, alter Spruch aus der Fondsmanager Schule war, soweit ich mich erinnere, politische Börsen haben kurze Beine. Nun hatten so wilde Dinge wie die Brexit Abstimmung oder die Trump Wahl zumindest (zeitlich!) noch kurze Beine, haben sie jetzt gar keine mehr.

Natürlich sind auch daran die Zentralbanken schuld. (Wer sonst?! ;-)) Es geht nur mehr und ausschließlich um die Suchtmittelbereitstellung. Heute Tage der alten Sprüche: Geld regiert die Welt! – Das hat sich natürlich nicht geändert, aber so Zentralbank-Liquiditäts-abhängig waren wir noch nie. Was mich wiederum zu den kurzen Beinen der politischen Börsen bringt: Der Umkehrschluss der Fokussierung auf einen Faktor, der noch dazu kein Ökonomie getriebener, sondern ein (geld)politischer ist, birgt natürlich enorme Gefahren. Zwar billigen wir den Währungshütern rund um den Globus mehr Wissen und Verständnis um die Materie und auch weniger Wahlgetriebenheit als den allermeisten anderen Politikern zu, aber die politische Abhängigkeit der Zentralbänkler ist seit der GFC sicher nicht kleiner geworden. Wenn wir eines wissen, sind politische Entscheidungen mit einer nicht unwesentlichen Bandbreite bei der Richtigkeit und Treffsicherheit behaftet, um das mal vorsichtig zu formulieren.

Der Markt scheint allenthalben drauf eingestellt zu sein, dass bisher alle alles richtig gemacht haben, die bisherige (Zentralbank)Politik richtig und gut war und die einzige Konsequenz, die sich daraus ergeben kann, nur die sein kann, dass auch zukünftig die richtigen Entscheidungen getroffen werden. Der Hund bei der Sache könnte aber sein, dass sich die Anzahl der möglichen, richtigen Abzweigungen, je weiter man an seinem Entscheidungsbaum hochklettert, immer kleiner wird. Je mehr verästelt das Bäumchen wird und je weiter man vordringt, desto dünner werden die Astln und desto schwieriger wird es umzudrehen, bis am Ende eventuell nur mehr ein Weg überbleibt… Die Skills von Fondsmanagern wurden (auch früher ;-)) oft mit dem Afferl verglichen, das auf eine Dartscheibe schießt und wohl durchaus zufällig dadurch irgendwelche Werte auswählt. Nun, wir haben gelernt, dass man Prozesse so schwierig darstellen muss, dass die Affen da ganz sicher nicht mehr mithalten können… ;-)

Das potentielle Drama ist – und ich sage diesfalls wirklich nicht, dass es zwangsläufig eintreten muss -, dass, sollte die Inflation nicht transitorisch sein, sondern persistierend und sich die FED et al. sich hier am falschen Fuß erwischen lassen, dann gibt´s den sprichwörtlichen Cold Turkey Entzug. Na wenigstens wissen wir dann, wer Schuld dran ist, wenn das Christkind dieses Jahr nicht kommt. Needless to say, dass jetzt noch den richtigen Pfad zu finden, selbst für den Last Boy Scout schwierig werden dürfte.

In diesem Sinne: Jippie ja Jeh Schweinebacke! :-)

Schöne Sommertage!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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