Da freuen sie sich die Ösis! :-) Wobei im Wembley Stadion gegen Italien in einem EM Achtelfinale, das würde sich sogar der Nichtfußballer gern vor Ort anschauen, auch wenn wegen der Seuche vielleicht nicht ganz soviele Zuschauer da sein werden wie ohne, aber sei´s drum. War das eine Überraschung, rein statistisch gesehen wohl schon, aber die Statistik lebt ja bekanntlich von Ausreißern und den Bewegungen links und rechts von der Normalverteilung, die es - by the way - sowieso eigentlich nicht gibt, aber das ist eine andere Geschichte :-).
Apropos Überraschungen, die fehlen heute ein bisserl, fürcht ich. Das ist insofern aber ganz gut, da wir aktuell mithin den Themenkreis leicht identifizieren können, der die Märkte bewegt. Wem Inflation und US Zinsentwicklung inzwischen ganz fad sind, dem kann ich zwar beipflichten, aber leider auch nicht helfen. :-) Ob wir uns zukünftig tatsächlich in inflationären Sphären bewegen werden, die Angst vor scheinbar unkontrollierten Zinsanhebungen durch die Zentralbanken rechtfertigen, steht noch in den Sternen, aber ein bisserl fürchten kann man sich ja immer. Tatsächlich wäre eine gesunde Inflation, wahrscheinlich irgendwo zwischen 2% und 4,5%, verbunden mit einem (zumindest nominell) klar positiven Zinsniveau ja total super, um unser auf Wachstumsillusion aufgebautes System weiter zu unterfüttern.
Unangenehm wird es dann, wenn sich die mehr oder weniger kontrollierte Preissteigerung zu einer davongaloppierenden Geldentwertung entpuppt. Womit wir sozusagen des Pudels Kern erreicht hätten. Bekanntermaßen ist die zukünftige realisierte Inflation eine Funktion der Erwarteten. Beginnen also die Konsumenten intensiv Anschaffung vorzuziehen, weil sie zukünftige Preissteigerungen fürchten, dann beginnt die Geschichte zu marschieren, wobei das insofern unwahrscheinlich scheint, da wir ja gerade erst dabei sind nachzuholen, was uns an Konsumrausch durch die Seuche vorenthalten wurde. Irgendwann wird das Geld aber wohl am Ende sein und wir uns doch wieder um Jobs und Einkommen sorgen müssen, also eine natürliche Bremse…
Die andere Seite derselben Münze dreht sich um die Werthaltigkeit der Währung an sich, wobei wir das ja hier schon mehrfach besprochen haben. Die FED sitzt mithin hier between a Rock, a hard Place and Abyss :-), sie muss die Erwartungen einfangen (only transitory..), den Eindruck erwecken, dass sie einen Plan hat (Dot Plot und Andeutung Tapering) und hoffen, dass zum einen der Druck falsch zu liegen nicht zu groß wird und zum anderen externe Faktoren, auf die sie keinen Einfluss hat (zb Öl Preis) nicht in irrationale Exuberances verfallen. Was, wie wir aus der Vergangenheit wissen, schlecht funktioniert ist ein graduelles Reagieren, wenn man als Zentralbank erstmal hinter der Kurve ist. Auf zu viele zu schnell aufeinander folgende Zinserhöhungen reagieren die Märkte im Allgemeinen eher verschnupft.
Kommt es soweit und ist die Inflation Nachfrage oder Lohndruck etc induziert, ist sie durch Zinserhöhungen natürlich in den Griff zu bekommen, mit dem kleinen, nicht so guten Nebeneffekt, dass dabei die Wirtschaft abgestochen wird und die rezessiven Tendenzen stark werden. Wird die Geldwertstabilität per se in Frage gestellt, dann wird´s generell unangenehm, wobei das für den USD aktuell eher schwerer vorzustellen ist als zum Beispiel für den Euro, aber man weiß ja nie an welchen Fronten und mit welchen Mitteln in einem heraufbeschworenen (?) neuen kalten Krieg so gekämpft wird….
Die Lage ist – eh wie meistens ;-) – also hoffnungslos aber nicht ernst. Das gilt im Übrigen auch für die Seuche und die zukünftigen damit verbundenen Imponderabilia. Genießen wir mithin die, aktuell für den leicht übergewichtigen, lange Hosen tragenden Kanzlisten eventuell schon einen Tick zu heißen, Sommertage. Der nächste Herbst kommt ganz bestimmt auch wenn es eventuell erst im Frühjahr 2023 ist… :-)
Nächsten Mittwoch gibt es uns noch einmal vor der wohlverdienten ;-) Sommerpause!
Alles Liebe & kühle Köpfe!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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