Gröschls Mittwochskommentar: 26/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 30.06.2021 10:24 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Guat is g´angen, nix ist g´schehn! So oder so ähnlich würde wohl der geneigte Ostösterreicher das erste Halbjahr 2021, das mit dem heutigen Tag auch schon wieder um ist, umschreiben, tät ihn wer fragen. Betrachten wir allenthalben die Ergebnisse auf den Märkten, im Fußball, rund um die Seuche oder auf den politischen Bühnen der Welt, wird man wohl zum dem Schluss kommen, dass das schon irgendwie stimmt. Schlimmer geht´s ja bekanntlich immer.  Wenden wir uns in diesem letzten Mittwochsmail vor der Sommerpause also der Zukunft zu, wobei wir das nicht in Form von Voraussagen tun wollen – Prognosen sind ja bekanntlich schwierig, besonders dann wenn sie die Zukunft betreffen – sondern ein paar Fragen formulieren werden, die sich rundherum so aufgetan haben.

Die erste – wohl wesentlichste aller – Fragen: Was ist hier eigentlich los? :-) Seuche, Arbeitslosigkeit, Asset Preis Inflation, Reallohn-Rückgänge seit 20+Jahren, virtuelle statt reale Wertschöpfung, Staatsschulden, dass die Schwarte kracht, Flucht in virtuelle Kaorimuscheln (Bitcoin etc), geo-politische Spannungen, die wir so seit Ende des Kalten Kriegs nicht mehr gesehen haben, Klimaveränderung und so weiter und sofort. Viele Dinge über die man sich also den Kopf zerbrechen kann, aber mit staatlicher Unterstützung (Brot) und vielen, vielen mittelsinnvollen Onlinekonferenzen (Spielen) legen sich natürlich Soma getränkte Nebelschwaden über alles….

Daraus ergibt sich natürlich sofort die zweite Frage: Kann das noch lange so weitergehen? Hoffentlich ewig… ;-) Allerdings steht zu befürchten, dass, wenn uns nicht was einfällt, das soziale Gefüge zwischen denen, die es mit ihrem Arbeitseinkommen nicht mehr schaffen ein adäquates Leben zu führen, Wohnraum zu schaffen oder zu erwerben und ihre Kinder vernünftig aufzuziehen, und den anderen, die an Köpfen weniger sind aber an Vermögen mehr haben, tiefe, unkittbare Risse bekommt. Wir sprechen hier schon lange nicht mehr von den sprichwörtlichen kleinen Leuten, sondern von gut ausgebildeten Jungfamilien, also dem zukünftigen ökonomischen Mittelbau, der die Hauptsteuerlast trägt.

Eng damit verbunden ist natürlich Frage Nummer drei: Sind Youtube, Instagram und Tik Tok  etc pp sinnvolle Arbeitsplätze, an denen wirtschaftlicher Mehrwert geschaffen wird oder nur Beschäftigungsplätze, um zu verschleiern, dass wir eines nicht haben, nämlich sinnvolle Arbeit für alle? Die gleiche Frage mag sich die eine oder der andere natürlich (berechtigterweise ? ;-)) auch zu den diversen Tätigkeiten in der Finanzindustrie stellen, haben wir doch den Illusionshandel quasi erfunden, aber bisher war zumindest im letzten Kondensat dann doch ein bisserl ökonomische Substanz versteckt. Betrachtet man nun allerdings Dinge wie zB Bumbel (Dating App, Market Cap über 10mrd USD), wo die Unternehmensführung erklärt die Belegschaft geht in eine einwöchige, kollektive Auszeit, weil sie sooo arm sind, weil sie sooo viel gearbeitet haben und der Aktienkurs reagiert drauf genau überhaupt nicht, dann scheint mir eines schon recht klar zu sein: Die braucht eigentlich keiner und mithin ist der gesamtwirtschaftliche Mehrwert wohl auch irgendwie überschaubar, oder? :-)

Womit die letzte allumfassende Sommerfrage auf der Hand liegt: Wo soll das noch hinführen? Nun, ob wir und das alle so genau vorstellen wollen?! ;-) Mindestsicherung, Umverteilung, Enteignung, Währungsreform und da haben wir die Klimasituation, noch gar nicht erwähnt. :-)

Das, damit wir genießen was wir haben, (hoffentlich) mit einem Lächeln in die Vergangenheit schauen, aber die Ohren spitzen und versuchen, das Hirn einzuschalten, wenn´s darum geht die Zukunft zu gestalten. Zum Abschluss noch eine Bemerkung am Rande, weil ich grad so schön in Fahrt bin :-): In meiner Jugend (früher war alles besser ;-)) hat Meinungs-/Rede- und mithin intellektuelle Freiheit bedeutet, dass man verschiedener Meinung sein durfte, diese äußern konnte und dann - im Idealfall – im Diskurs eine gemeinsame Position erarbeitet hat oder eben nicht, aber niemals wurde aus einer politischen Ecke das sprachliche Spielfeld derart diktiert, wie heute...  Sprache hat/muss und wird gesellschaftliche Entwicklungen immer begleiten, aber so lang in weiten Bevölkerungsteilen, die G´schicht so läuft, dass, wenn auf da Brettljausn amoi zwenig aufn Brettl is, die Gretel 's Brettl vom Fredl aufn Schädl kriegt (vgl Alkbottl No sleep till' Meidling), wirken Sprachdiktate, eventuell eher problemfördernd als lösend…

Damit darf sich das Mittwochsmail nun endgültig in die Sommerpause verabschieden. Planmäßig melden wir uns wieder in der letzten Augustwoche, dann wieder mit mehr marktrelevanten Themen. Versprochen! :-)

Schönen, sorgen- und seuchenfreien Sommer! Der nächste Winter kommt bestimmt. :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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