So, da sind wir wieder. Schön war´s! Das angenehme beim Urlaub ist, dass es ist wie im Fußball – nach dem letzten ist vor dem nächsten Spiel/Urlaub. :-) Nun aber finalemente back to work und zu den etwas ernsthafteren Themen des Lebens, wobei, wer mich kennt wird wissen, dass die Lage im allgemeinen sowieso fast immer als hoffnungslos, aber nicht ernst einzustufen ist. Erfreulich ist jedenfalls, dass in den letzten drei Wochen kaum etwas zu Tage getreten ist, mit dem nicht zu rechnen war. Vielmehr haben sich die üblichen Party-Crasher nahezu öffentlich als solche zu erkennen gegeben.
Die chinesische Zentralregierung ist sicher der weniger Spaß Verstehenden einer, wobei man sich kaum verwundert zeigen dürfte, wenn es aus dem Wald so widerhallt wie man hineingerufen hat. Die offensichtliche, allem zugrundeliegende Strategie ist dabei natürlich das von Trump für die USA postulierte „America First“ nur halt für China. ;-) Was die Angelegenheit ein wenig komplizierter macht, ist die potentielle Multipolarität der chinesischen Interessen. Weiß man bei den USA, dass es am Ende immer um wirtschaftliche Interessen geht und in Europa, dass die bottom line in der Regel ein zahnloser Kompromiss zum Schutz der einzelnen nationalstaatlichen Interessen sein wird, ist die G´schicht bei China nicht ganz so einfach.
Leider fehlen hier, entgegen der langläufigen Meinung, auch die Schluss-Möglichkeiten aus der Historie. China ist als Land zwar alt, hat aber eine sehr wechselvolle Geschichte mit – vom Kaiserreich und davor, zum Konfuzianismus zu Mao und jetzt Xi - unterschiedlichsten Staats- und Überzeugungsstruktur, die im Wesentlichen immer nur eines gemeinsam gehabt haben, nämlich, dass sie früher oder später mächtig eine auf´s Dach bekommen haben. Ob das die Engländer oder die Japaner waren, die Revolution ihre Kinder gefressen haben, oder ob sich mehr oder weniger lokale Capos die Schädel eingeschlagen haben, ist dabei weniger erheblich, macht aber die Prognosen für die Zukunft auch nicht leichter.
Was es also im Hinblick auf China und die dort getroffenen Entscheidungen zu beurteilen gilt, ist: Stehen wirtschaftliche oder sozial-politische Aspekte im Vordergrund? Wie sehr ist das Zentralkomitee bereit, kurzfristige wirtschaftliche Interessen einer längerfristigen Strategie zu opfern? Ist Xi stark genug denen Stand zu halten, die konstant an seinem Sessel sägen und was kommt danach? Wie sehr ist China bereit den Wohlstand der eigenen Bevölkerung zu opfern, um seinen Opponeten zu zeigen, dass man den großen Drachen nicht ärgern soll? Persönlich glaube ich, dass der Westen, bei allen Allianzen für oder gegen etwas, nur sehr bedingt Einfluss auf die Zukunft Chinas nehmen kann und wird, falls nicht irgendein völlig Wahnsinniger wegen irgendeiner kleinen Insel einen Krieg anfängt, die Wahrscheinlichkeit, dass man sich früher oder später selbst ein Bein stellt verhältnismäßig hoch ist… Schau mer mal, dann seh mer schon! :-)
Kurzfristig kann die Party aber offensichtlich nur ein Markteilnehmer abbrechen. Richtig! Die FED. Zentralbanken haben im allgemeinen ja keine sehr dankbare Aufgabe, müssen sie so tun als wären sie unabhängig, sich dann aber doch der politischen Richtung anpassen und dabei versuchen, möglichst wenig kapitalistisch zu sein…. Großartig hat sich wieder einmal die EZB aus der Affaire gezogen, die uns als Ergebnis ihres Strategie-Reviews präsentiert hat, dass sie zukünftig in einfacherer Sprache (das scheint irgendwie inn zu sein ;-)) kommunizieren will und ihr Inflationsziel von close to but below 2% auf mittelfristig 2% verändert hat. Völlig bedeutungsfrei? Natürlich, aber den Schwarzen-Agitations-Peter wird man Madame Lagarde wirklich nicht zuschieben können…
Der bleibt bei den Amerikanern, im Wesentlichen in den Händen weißer alter Männer *lol*, die jetzt die Aufgabe haben, die erwartete Inflation verbal einzufangen, eine kurzfristige Überhitzung der Wirtschaft hintanzuhalten, diverse regionale/sektorale Bubblets ohne allzu große Kollateralschäden zu deflaten, nebenbei die Banken über den Repo Markt mit konstant steigenden Summen mit Liquidität zu versorgen und den Staat zu finanzieren, ach ja Wirtschaftswachstum und Beschäftigung, sind im Gegensatz zur EZB, auch noch so Nebenziele… Glaub den Job von :-). Powell will man aktuell nicht unbedingt; und das aus dem Mund eines Vertreters der Generation für die Allen Greenspan so ziemlich der Allercoolste war….
Man darf also durchaus gespannt sein, wie es weitergeht, was, das nur am Rande, die eigentliche Faszination der Finanzmärkte ausmacht. Ausgelernt ist nie, was heute richtig war, kann morgen völlig falsch sein und es kommt eigentlich immer erstens anders und zweitens als man denkt. :-)
Unterdessen freuen wir uns im Ö.Reich der Mitte über tränenreiche, tschetschenisch stämmige Judokas, die in Japan eine Bronze Medaille für uns erkämpft haben und sind nach dem wir jetzt nach Ende bzw Ausscheiden bei der Fußball EM endlich die Tätigkeit als Bundestrainer niederlegen konnten, über die Berufung zum Verfassungsjuristen höchst glücklich. Was uns natürlich geradezu prädestiniert unsere Ansicht über die Anwendbarkeit des Paragraphen 101 StPO in der Sache das Volk gegen Kurz bei jeder mehr oder weniger passenden Gelegenheit zum Besten zu geben. Na so wird uns Österreicher*innen wenigstens nie fad…. :-)
Have a good one!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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