Gröschls Mittwochskommentar: 39/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 29.09.2021 11:05 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Die Gemengelage ist wieder einmal höchst unübersichtlich, würde ich sagen. Dass das diesmal sogar die Aktienmärkte (an)erkennen, ist allerdings – zumindest für die jüngere Vergangenheit – ein Novum. Wie schon mehrfach betont, macht natürlich eine Schneeflocke, insbesondere in Zeiten des Global Warmings – noch keinen Winter, aber der Jahreszeit entsprechend scheint es allenthalben doch ein bisserl kühler zu werden, was natürlich das Auftreten von Schneeflocken durchaus begünstigen könnte. Das wiederum würde auch die Schneeräumer und Viel-Heizer auf den Plan rufen, die dann für einen höheren Öl- und Gaskonsum sorgen könnten.

Das bzw. die Antizipation desselben wiederum könnte, wäre man auf der Suche nach einer Erklärung, auch den zuletzt doch signifikanten Anstieg der Energiepreise verursacht haben. Wenn das nämlich nicht so ist – und da gäbe es eine Reihe von dagegensprechenden Fakten, aber davon später – und auch der russische Bär nur bedingt dafür verantwortlich gemacht werden kann, auch wenn das natürlich eine einfache von manchen gern gesehene Erklärung wäre, könnte es sein, dass sich viele Marktteilnehmer hier gegen die erwartete Inflation abzusichern versuchen. Funktioniert natürlich kurzfristig, bringt nur das ganze Gefüge etwas durcheinander. Was wir nämlich sicher wissen - und das können wir in der Ökonomie ja nur äußerst selten behaupten :-) - ist, dass es einen wesentlichen Inflations-verursachenden Faktor gibt und das ist die erwartete Inflation.

Glaubt also der Markt die Geschichte von der vorübergehenden (was immer vorübergehend eigentlich bedeutet) Inflation den Zentralbanken nicht und positioniert sich dementsprechend, dann müssten diese wiederum schneller und aggressiver reagieren als geplant. Das wiederum deutet sich eh schon an und wäre natürlich für die Kapitalmärkte und in weiterer Folge auch für den Rest der Welt,  nicht ganz so prickelnd. Dass nämlich seit 2008 der Schwanz (die Märkte) aufgehört hat mit dem Hund (der Realwirtschaft) mögen wir uns vielleicht eine Zeit lang einreden können, nur die Realität schaut dann wieder ganz anders aus. You can trust me on that! :-)

Kurz zurück zum Öl und Gas: Wir können, glaub ich, Einigkeit darüber herstellen, dass wir in den nächsten Dekaden das Verheizen von fossilen Brennstoffen einschränken werden müssen, es also mittelfristig zumindest zu einer Stabilisierung der Nachfrage kommen sollte. Die Peak-Oil-Story, hat sich insbesondere auch dadurch, dass die USA ein netto Öl Exporteur geworden sind, als nicht wirklich haltbar herausgestellt. Dass Russland das Gas künstlich verknappt, damit Nord Stream II schneller in Betrieb geht oder damit man, wenn´s denn endlich soweit ist, mehr Gas zu höheren Preisen in den Westen schicken kann, mag möglicherweise ein Faktor sein, aber sicher nicht der einzige. Auch die OPEC wird sich kaum dagegen wehren, wenn sie mehr Dollars fürs Barrel bekommt, aber auch hier scheint eine konzertierte Aktion eher unwahrscheinlich. Was also bleibt sind die Kräfte des Marktes.

Etwas holprig aber doch kommen wir von der Pipeline zur deutschen Wahl, von dort – diesmal ganz leicht ;-) – nach Berlin und weiter nach Graz. Wobei uns die letzteren zwei Städte ein bisserl mehr zum Stirnrunzeln bringen, als der ganze Rest. Hat doch das Volk in Berlin dafür gestimmt große Immobilienfonds zu enteignen und Graz bekommt eine Bürgermeisterin der Kommunistischen Partei. Nun mag das auf der Mikro-Ebene alles seine Gründe haben und aus Sicht der Abstimmenden durchaus Sinn gemacht haben, allerdings ist die Signalwirkung – nämlich dass die Vergemeinschaftung von Privateigentum und, wenn auch vielleicht nur die formale Unterstützung, einer Ideologie, die letztendlich in allen ihren Ausprägungen immer Demokratie feindlich war, Mehrheiten finden könnte, mir´s kalt über den Rücken laufen lässt.

Auf der positiven Seite verbuchen wir (ich ;-)), dass Deutschland wohl einen FDP Finanzminister und eine grüne Umwelt/Klimaministerin bekommen könnte, also hier das relative zufällige Wahlergebnis doch zu einem sinnvollen Ergebnis führen könnte. Ob der Kanzler dabei nun Scholz oder Söder heißt, macht wahrscheinlich relativ wenig Unterschied. Liefern würden wohl beide müssen, weil Europa, will es nicht ein Jahrhundert der Finsternis abgleiten, ein starkes reformfähiges Deutschland braucht.

Ein schönes Schlusswort, oder? :-) So long….

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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