Gröschls Mittwochskommentar: 44/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 03.11.2021 12:33 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Avis Budget Group ist bekannt, oder? Autovermieter, richtig. Nun, die Bude hat sich nach beiläufig geäußerten Meldungen, dass sie ihre Elektro-Auto-Flotte vergrößern wollen, gestern kurzerhand mal mehr als verdoppelt. Das wiederum hat dem alt ehrwürdigen Dow Transportation Average Index (früher bekannt als Dow Jones Railroad Average), in dem Werte wie Union Pacific, Delta oder United Airlines vertreten sind, den größten Punktegewinn seit seiner Auflage im Jahr 1884 beschert. Lauter Verrückte, oder?! Und bitte mir nicht mit der Demokratisierung der Finanzmärkte zu kommen, was hier abgeht, hat nichts mehr mit Fakten basierten Investmententscheidungen zu tun, das sind anarchische Flashmobs, die wie die Hausbesetzer in den 1980er Jahren sich Werte mit Methoden deutlich außerhalb des Gesellschaftsvertrags aneignen. Der Unterschied ist diesmal nur, dass das Ganze mit der eindeutigen Absicht geschieht, Profit zu erzielen, was es dem kapitalistischen Establishment offensichtlich schwer macht, adäquat auf die Angelegenheit zu reagieren. Persönlich kann ich die Forderung nach einem Befähigungsnachweis für alle Marktteilnehmer, die irgendwo direkt auf den Finanzmärkten unterwegs sind, nur mit Nachdruck wiederholen. Auf der Autobahn würde das auch nicht ganz so gut funktionieren, wenn plötzlich jeder so schnell wie er will fahren wollen würde oder plötzlich einige einfach die Richtung wechseln würden, oder? :-)

Das Thema könnte man natürlich jetzt in alle möglichen Lebensbereiche ausdehnen. :-) Das Internet und die darin existierenden Feedback-Räume haben in erstaunlich großen Bevölkerungsteilen das Streben nach Wissen und die Akzeptanz von Erkenntnissen durch den Glauben an alles Mögliche ersetzt. Besonders erstaunlich ist, dass es offensichtlich momentan so ist, dass zum Beispiel rund 30% der österreichischen Bevölkerung, wenn sie was über Tische wissen wollen, lieber den Lehrling fragen, der hauptsächlich mit Z´ammkehren und Einschlichten beschäftigt ist, als den Meister oder aber zum Bäcker gehen, wenn sie wissen wollen, warum die Karre in der Früh nicht anspringt. Besonders schlimm wird die Geschichte natürlich dann, wenn der Bäcker meint, er müsste ein Influencer werden und seine Meinung zu Autoreparaturen im Internet zum Besten geben. Noch Fragen? ;-)

Würden wir das jetzt weiterspinnen endeten wir wahrscheinlich damit, dass wir zuzüglich zur wachsenden Einkommens- und Vermögensschere hier auch eine gesellschaftliche Spaltung erleben, aber das würde den Rahmen sprengen. :-) Wenden wir uns also weiteren durchaus kontroversiellen Themen zu, wobei die Finanzindustrie hier einmal auf der „guten“ Seite zu finden sein könnte. COP26 ist ja ohnedies aktuell in aller Munde und wie es scheint, könnte es sein, dass dort sogar ein bisserl was weitergeht. Zeit wär´s ja irgendwie. Wobei natürlich spannend wäre herauszufinden, ob hier der Druck der Straße – die Klima Grettl hat da durchaus was angestoßen – oder die finale Erkenntnis, dass die Angelegenheit wohl den Bach hinuntergeht, wenn sich keiner drum kümmert, ausschlaggebend ist, dass da jetzt Bewegung reinkommt.

Beim Boris ist´s ganz klar, der hat Angst vorm Wähler, aber Frau Merkel, Herr Putin etc.. Wobei´s am Ende natürlich egal ist, wer die Richtung vorgibt, Hauptsache es ist die richtige. :-) In diesem Sinne ist die Initiative von Mark Carney, ehemaliger BOE Chef, zumindest erwähnenswert - hat er doch  unter dem mittelcharmanten Akronym Gfanz (Glasgow Financial Alliance for Net Zero) 130 Billionen komittiertes Kapital von mehr als 450 Finanzinstituten aus über 45 Ländern auf die Beine gestellt, um die Transition zu Net Zero in den nächsten drei Dekaden zu erreichen. Es tut sich also was und das ist erfreulich.

Wenig bis nichts tut sich dagegen auf den Aktienmärkten (außer natürlich bei den Meme Stocks J), wobei das natürlich auch als gut gelten muss. Die große Frage, die sich um diese Jahreszeit immer stellt ist: Gibt es eine Jahresendrally? Sind wir da gerade mittendrinn oder etwa schon am Ende? Der S&P 500 ist von seinem Low am 4. Oktober bereits wieder über 8% im Plus, der Dax noch nicht ganz 8%, wobei Zweiterer noch mit dem Überschreiten seiner August Höchststände kämpft. Schau mer mal dann seh mer schon! :-) Besonders spannend wird´s dann heute Abend, wenn die FED endlich bekannt geben wird, dass sie anfängt zu tapern und vielleicht nähere Aufschlüsse darüber gibt, wie sie sich den Zinsanhebungszyklus vorstellt. Bisher hat es Jay Powell geschafft, die Märkte auf alles perfekt vorzubereiten und mithin kaum Marktreaktionen hervorgerufen. Allerdings hat er bisher außer vorbereiten auch noch nichts gemacht, es wird also zu sehen sein, ob, wenn den Worten Taten folgen, immer noch alle so ruhig bleiben wie bisher.

À bientôt!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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