Gröschls Mittwochskommentar: 45/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 10.11.2021 16:31 Uhr
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Ein bisserl ist sie schon komisch die Welt momentan und das gleich an den verschiedensten Fronten. Starten wir, um dem Anspruch gerecht zu werden, eine Finanzmarktpublikation zu sein, mit der amerikanischen Notenbank, die uns doch glatt in ihrem Finacial Stability Report gleich mehrfach vor möglichen starken Korrekturen und möglichen Überbewertungen warnt. An sich eh gut, perfect clarity und so, nur scheint es niemanden wirklich zu kümmern. Mag natürlich daran liegen, dass der S&P500 hier als Proxy für den US Aktienmarkt mit einem PE von knapp unter 26 zwar teuer, aber nicht völlig außer Rand und Band zu sein scheint und sich das mit dem gesehenen Earningsgrowth durchaus nachvollziehbar argumentieren lässt. (Danke Martin!) Die Frage, die sich allerdings stellt: Wie gibt´s das, dass nach bzw. während der größten Seuche seit 100 Jahren, alles besser ist als davor?

Was mich gleich zum nächsten Mysterium dieser etwas schrägen Zeit bringt: Was ist da eigentlich auf dem Arbeitsmarkt los? Über viele Jahrzehnte schien es nahezu common knowledge zu sein, dass wir mittelfristig Schwierigkeiten haben werden in einer immer effizienter werdenden Ökonomie, Vollbeschäftigung zu erreichen. Hat anscheinend nicht ganz gestimmt, wenn man sich die aktuellen Arbeitsmarktzahlen in der Saturated Economies anschaut. Das kann natürlich mit der durch die Seuche reduzierten Mobilität der Arbeitskräfte, insbesondere auch was die Cross-Boarder Bewegung (Arbeitsmigration) von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern angeht, zu tun haben. Das wiederum würde einen ganz neuen Aspekt bei der Migrationspolitik und bei der Betrachtung der Lieferketten eröffnen. Möglicherweise ist die notwendige Reduktion der Globalisierung nur dann zu schaffen, wenn wir anstatt in Drittländern zu produzieren, Arbeitskräfte ins Land holen und hier die Wertschöpfung stattfinden lassen. Tür zu für Güter und Menschen wird eher zu reduzierten Angeboten in den Regalen führen, fürcht ich.

Nächster Punkt: Rohstoffe. Auch das matched hier nicht ganz. Natürlich lassen sich eine Reihe von Gründen für den Anstieg bei Erdgas finden, aber selbst wenn wir alle zusammenziehen, rechtfertigt das die aktuelle Kursbewegung nicht bzw. nicht vollends, wobei wir das vorige(?) Woche ja schon besprochen haben. Kurzum der Bauch – und der wird mit zunehmendem Alter und damit korrespondierender Größe immer wichtiger ;-) – sagt, da stimmt irgendwo was nicht und dabei haben wir noch gar nicht über Liquiditätsströme, die Verwerfungen am US Treasury Markt und die mögliche Inflation gesprochen. Kennen Sie das Gefühl, wenn Sie vor einem Puzzle sitzen, alle Teile am Tisch liegen und es will und will sich nicht zu einem Bild zusammenfügen? Meistens reicht dann ein kleiner Stein (des Anstoßes), um die Sache ins Laufen zu bringen, aber was, wenn genau der doch von der besten Ehefrau von allen eingesaugt worden ist… ;-) 

Zuzüglich zu diesen großen ungelösten Fragen mehren sich mit steigenden Infektionszahlen auch die Überzeugungstäter aller möglichen Richtungen. Nun nichts liegt mir ferner, als irgendwen zu irgendwas bekehren zu wollen, aber eine Frage hat sich mir bei all den in Umlauf befindlichen Verschwörungstheorien schon gestellt: Wovor haben die, die sich der Chance auf eine positive persönliche, wie gesamtgesellschaftliche Wirkung einer Impfung entgegenstellen, eigentlich Angst bzw. woran zweifeln sie? Wenn Bill Gates gemeinsam mit den Jesuiten und dem Papst die Weltbevölkerung reduzieren wollte, wär´s doch viel gscheiter die Seuche einfach ihre Arbeit tun zu lassen, als sich mit irgendwelchen Auswegen zu beschäftigen. Die persönliche Sorge vor Nebenwirkungen ist natürlich begründet, aber die Breite der Live-Daten zeigt offensichtlich keine signifikante Abweichung von vergleichbaren Impfungen. Bleibt die Fundamental-Opposition zur Mehrheitsmeinung und letztendlich die Infragestellung des Systems.

Da wird´s allerdings dann schwierig und der Pfad, der dann von den Trumpisten dieser Welt gegangen wird, führt mit einer relativ hohen Wahrscheinlichkeit nicht in eine prosperierende Zukunft. Stillstand ist Rückschritt, hat einmal einer gesagt. Möglicherweise sind viele der Innovation und Veränderung müde bzw. ist es eventuell einfach zu schnell gegangen und manch einer hat den Anschluss verloren. Nur logisch, dass man sich dann daran orientiert, was man zu kennen meint. Blöd ist natürlich dann, dass sich die Welt weiter dreht und die Herausforderungen nicht weniger werden bzw. warten bis man dann doch bereit ist. Das gilt für die Klimaveränderung genauso wie für die Seuche. Dinge zu glauben oder nicht, hat leider auf die Realität nur in der Religion einen Einfluss.

Veränderungslust statt Veränderungsfrust? Nun nicht immer, aber immer öfter… *lol*. Was uns zum Abschluss wunderbar zu dem schönen Podcast zum Thema Artificial Intelligence im Portfoliomanagment bringt, den ich letzte Woche besprechen durfte. Auch diese Veränderung gilt es zu umarmen und nicht ihr mit struktureller Ablehnung zu begegnen, weil sie längst da ist und in viele unserer Lebensbereiche bereits Einzug gehalten hat. Natürlich ist Skynet einer von vielen möglichen Pfaden, aber vielleicht löst die KI von morgen auch die Probleme die emotions- und wählergetriebene Politiker nicht zu lösen im Stande sind. Falls nicht bleibt uns immer noch die 42 (vgl. The Hitchhiker´s Guide to the Galaxy) als die Antwort auf die großen Fragen des Universums. :-)

Have  a wonderful day!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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