Entgegen gängiger Verschwörungstheorien bin ich ja der Meinung, dass nicht Bill Gates die Seuche kontrolliert (oder waren´s die Impfungen?! ;-)), sondern Jeff Bezos, denn wer sonst sollte zuerst die Bevölkerung in Mitteleuropa davon überzeugt haben, dass eh alles nicht so schlimm ist und dann die diversen Bundesregierungen, das Weihnachtsgeschäft kurzerhand ins Internet zu verlegen!? Hier nochmal den Run-Up zu der völlig vorhersehbaren Situation oder die wenig vernünftigen Reaktionen der diversen Entscheidungsträger zu bejammern, können wir uns wohl ersparen, da es nach dem Winter eh nur mehr 3G (geimpft, genesen oder gestorben) geben wird. Ein bisserl aufstoßen tut die Geschichte natürlich schon, hat es doch noch nie in der Geschichte einen so großen Feldversuch mit so gutem, völlig frei zugänglichem Datenmaterial gegeben, worauf man durchaus individuell eine fundierte Entscheidung treffen hätte können. Die Freude und die Geduld derer, die sich – nicht aus Selbstschutz, sondern ob der Allgemeinheit Willen – durch ihr Handeln mit den exponierten Personengruppen solidarisch gezeigt haben, ist naturgemäß nun enden wollend. Ein durchaus verzichtbares gesellschaftliches Experiment offenen Endes, das wir hier gerade durchführen.
Der relativen ökonomischen Performance Europas dürfte es auch nicht gut tun, wenn unter anderem die größte Ökonomie des Blocks wohl zusperren wird müssen. Na wenigstens hat die EZB ausreichend Gründe, die Zinsen weiter tief zu halten und durch Anleihenkäufe direkt und unverblümt dort den Wettbwerb zu verzerren, wo es grade nötig erscheint. Die seit 2008 allenthalben etablierte Drogen-Analogie passt also mehr denn je, wobei wir hier auf was ganz Argem drauf sind, es aber immer weniger scheppert. Um bei den Gleichnissen zu bleiben, ist zwei Tage vor Thanks Giving der Truthahn und sein Dilemma natürlich nicht weit, nur wird es – dann irgendwann ex post ;-) – den nächsten Generationen schwer zu erklären sein, dass das Ende diesfalls nicht absehbar war. Ähnlich wie bei der Seuch schützt hier Glauben am Ende wohl nicht vor der Realität.
Unter den gegebenen Umständen einen Vorausblick ins Jahr 2022 zu wagen und darauf basierend sich auch noch auf anstehenden Allokationsentscheidungen vorzubereiten, macht zwar keinen besonderen Spaß, sollte inhaltlich aber durchaus machbar sein. Die Grundidee der letzten dreizehn Jahre bleibt auch für 2022 die Basisannahme: Zentralbankliquidität und Governmentspending über alles, Fixed Income als Ertragsquelle funktioniert nur inkrementell und in Nischen, Aktien bleiben, wenn man die Vola aushält also wohl alternativlos. Neu ist hingegen die bereits hinlänglich diskutierte Inflation, die, sollte sie sich nicht kleinreden lassen, irgendwann zu einer Reaktion seitens der Zentralbanken, allen voran wahrscheinlich der FED, führen wird müssen.
Wir wissen also, um beim Puter zu bleiben ;-), dass Thanks Giving kommen wird, allerdings ohne das genaue Datum zu kennen. Auf Portfolioeben bedeutet das wiederum, dass wir, wollen wir als Manager (der sich nicht auf seine Benchmark zurückziehen kann/will, wenn die Angelegenheit sauer geht :-)) nicht im Backrohr landen, entweder in Tail-Protection oder vermehrt in unkorrelierte Strategien investieren müssen. Die Downside ist natürlich, dass wir, während die anderen Viecherln immer fetter werden, eher rank und schlank durchs Leben gehen, was wenn Thanks Giving zu spät kommt, dazu führen kann, dass man vergisst uns zu füttern, weil sich´s eh nicht mehr auszahlt. Kommt der Tag des Hackebeils allerdings doch in absehbarer Zeit daher und es erwischt alle unsere Freunde, könnten wir diesem abgemagert aber doch entgehen. Ob das allerdings so lustig ist ganz allein und ob uns dann wer füttert und nicht zukünftig einfach die Gänse auch jenseits des großen Teichs dran sind, weiß natürlich keiner. (vgl. „Aus dem Leben eines Truthans“ Von John J. Turkey *lol*)
Aber genug der Viecherein. Auch nächstes Jahr wird´s wieder spannend und das wissen wir schon jetzt, obwohl es noch nicht einmal Dezember ist. :-) Das Positive an dem hierzulande, wohl halberzig, aber doch befohlenen Lockdown, der im Wesentlichen bedeutet, dass wir die Novemberdepression allein zuhaus und nicht gemeinsam beim Wirtn oder Punschstand ertränken können, ist sicher, dass wir nun Zeit haben, in Ruhe über alles Mögliche nachzudenken und mehr Zeit mit unseren Familien verbringen. Also mehr Scheidungen weil mehr Zeit mit dem Ehepartner, aber weniger weil weniger „Ausrutscher“ bei den diversen Weihnachtsfeiern… Halb voll, halb leer, Hauptsache der Inhalt passt. ;-)
Schönen Lockdown, alles Gute & bleiben Sie gesund!
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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