Gröschls Mittwochskommentar: 46/2021

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 17.11.2021 11:00 Uhr
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Während wir hier im Ö.reich der Mitte wieder einmal im Seuchenwahnsinn versinken (Welle Nummer 4, glaub ich, aber wer zählt da noch…), dreht sich die Welt andernorts erfreulicherweise weiter (oder auch nicht). Ob wir hier genereller Inkompetenz gepaart mit mangelnden Möglichkeiten zur Extrapolation von Vermehrungsraten oder einfach nur selbstverliebten politischen Nullnummern aufgesessen sind, ist dabei nun wirklich unerheblich. Was man aber entgegen den in unserer Branche so beliebten Disclaimern hier mit Fug und Recht behaupten kann, ist, dass Past Performance manchmal – diesfalls leider – doch ein Indikator für zukünftige bzw. aktuell gegenwärtige Entwicklungen sein kann, ist das Seuchen-Playbook doch dem aus dem letzten November sehr ähnlich. Wieder trifft es uns scheinbar völlig unvorbereitet, die Entscheidungsträger glänzen durch Zaudern, Uneinigkeit und durch den Unwillen unpopuläre Entscheidungen zu treffen. Möglicherweise hilft die Kombination aus einem Diplomaten und einem Mediziner in den zwei aktuell durchaus wichtigsten politischen Ämtern da natürlich auch nicht, aber diese Zusammenarbeit könnte sich ja ohnedies bald erledigt haben.   

Verlassen wir also - zumindest gedanklich – diesen mittelgastlichen Ort und schauen auf eine vermeintlich durchaus wichtige Entscheidung in die Vereinigten Staaten, wo diese Woche endlich die Nominierung des neuen FED Chairman bekannt gegeben werden soll. Dem Vernehmen nach stehen eh nur mehr der amtierende :-). Powell oder seine Vorstandskollegin Lael Brainard zur Wahl. Zweitere hätte den Vorteil, dass sie zumindest Brain im Namen hat. ;-) Inhaltlich dürfte sich dagegen wenig bis nichts ändern. Lower for Longer ist beider Kandidaten bevorzugtes Mantra. Das mag zwar vordringlich eine gewisse Beruhigung für die Aktienmärkte sein, was nicht nur, aber auch für Herrn Biden und die bevorstehenden Midterms zumindest kein Schaden wäre, wird aber mittelfristig an den bestehenden Problemen nicht viel ändern. Past Performance und so… 

Da die Hoffnung natürlich immer zuletzt stirbt klammern wir uns also an das Narrativ der transistorischen Inflation, spielen den Vogel Strauß und hoffen, dass alles gut wird.  - Parallelen bzw. Ähnlichkeiten zu Entscheidungsträgern in der österreichischen Politik sind weder zufällig noch unbeabsichtigt. :-) - Ob das allerdings bei einer Headline Inflation von 6,2% in den USA noch tatsächlich jemand zu glauben im Stande ist, muss man wohl mehr und mehr bezweifeln. Die Lösung kann und wird früher oder später sein, die Zinsen schneller und stärker anzuheben als das der Ökonomie gut tun kann. Möglicherweise wär´s g´scheit gewesen die Seuchen bedingte Rezession schon letztes Jahr zuzulassen um dann zwar von einem niedrigeren Niveau zu starten, aber dafür auf einem gesundeten Fundament aufzubauen. Vgl. dazu Lukas/Matthäus und so. :-)

Ein bisserl Bewegung scheint hingegen in Glasgow in die Klimageschichte gekommen zu sein. Nicht, dass die Welt schon gerettet wäre, aber scheinbar hat sich die Erkenntnis breit gemacht, dass das Problem auch nach persistierenden und tiefem Kopf in den Sand stecken noch da ist und das auch unter den bisher weniger überzeugten Führern aus China, Russland, den USA und Indien. Da die Erkenntnis immer der erste Schritt ist und wir dazu neigen nahezu ausschließlich erst dann was zu verändern, wenn wirklich Feuer am Dach ist, werten wir das mal positiv. :-)

Gleiches Holz andere Kerbe: Zwischen den USA und China dürfte sich, wohl dem Eingeständnis vor allem auf Seiten der USA geschuldet, dass Geopolitik ohne China in den nächsten Jahrzehnten nicht stattfinden wird, ein gewisses Tauwetter abzeichnen. Zumindest scheint man sich auf ein rotes Telefon, wie wir es aus diversen Kalten Krieg Filmen kennen, geeinigt zu haben. Die westliche Propaganda verspricht, dass man jenseits des allenthalben stattfindenden Wetteiferns sich auf Gebiete und Themenkreise verständigt hat, die es gemeinsam zu besprechen lohnt. Ob das ein gutes Zeichen für ein führungslos durch´s All treibendes Europa ist, dass sich im Kleinkrieg mit Weißrussland und einem möglicherweise falsch verstandenen Ukraineproblem verstrickt sieht, darf bezweifelt werden. Aber tatsächlich sind wir das ja inzwischen gewohnt. 

Regional ist freilich die Russland/Europa Beziehung aktuell auch ein bisserl unglücklich. Sich explizit auf die Seite Lukaschenkos zu schlagen war wohl nicht eine der besten Ideen Putins, zumal er sich da offensichtlich jetzt sehr schwer tut wieder rauszukommen. Ein paar Häuser weiter steht dafür die russische Armee an der ukrainischen Grenze, was natürlich auch nicht zur allgemeinen Entspannung beiträgt. Persönlich halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass Putin in die Ukraine jenseits des Donbass einmarschieren wird. Wofür? Damit er seiner ohnehin schrumpfenden Bevölkerung noch mehr Gebiet zur Verfügung stellt? Sollten allerdings die geschaffenen Tatsachen von ukrainischer Seite militärisch in Frage gestellt werden und sich da vielleicht die Nato auch noch irgendwie einbringen, wird es wohl krachen. 

So und wieder ist es uns gelungen vom Hundertste ins Tausendste zu kommen und mit einem klimaneutralen, völlig gewaltfreien Rundumschlag die ganze Welt zu umarmen! :-) 

Alles Liebe & bleiben Sie gesund!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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