Hiermit darf ich Euch/Sie offiziell zum vorletzten Mittwochsmail des Jahres 2021 begrüßen. Was für ein Jahr, ein austauschbares. ;-) Wobei wir ja aus Kapitalmarktsicht nicht meckern dürfen, hätte durchaus schlimmer kommen können. Aber da die Finanzmärkte sich mit der Realität eh nur mehr wenig beschäftigen, weil falls was schief geht ohnehin die alles überstrahlende Druckerpresse angeworfen wird, gilt das wohl – nach 2020 – schon wieder für den Rest des Lebens außerhalb unserer rosaroten Blase. Worauf will ich hinaus? – Nun, man wird das Gefühl nicht los, dass das Jahr 2021 mit all seinen Imponderablia an vielen von uns einfach vorbeigezogen ist ohne wesentliche (positive Erinnerungs-) Spuren zu hinterlassen.
Der Alltag rund um die Seuche hat uns in vielen Fällen nicht nur permanent in Atem gehalten – Wirtn auf, Wirtn zu, Schule ja, Schule nein etc. -, so dass wir kaum dazu gekommen sind, über den täglichen Trott hinaus viel Positives, Erinnerungswürdiges zu erleben. Umso mehr gilt das für verpasste Urlaubsreisen, Konzerte, Partys etc. von denen wir gewöhnlich lange zehren und uns so über die weniger erfreulichen Regelmäßigkeiten drüber retten, bis zur nächsten Erfreulichkeit. Also vergessen wir´s, das Jahr 2021, viel zu erinnern gibt´s ja ohnehin nicht.
Ein, zwei Chancen – jetzt wieder zurück zu den Märkten :-) - was Denkwürdiges zu produzieren, gibt es allerdings noch. Eine hat zum Beispiel heute J. Powell bzw. die FED, sollte sie mit irgendeiner unerwarteten Ankündigung bezüglich Zinsanhebung und oder Beschleunigung des Taperings daherkommen. Die grundsätzliche Erwartung scheint zu sein, dass angekündigt wird, dass das Anleihenkaufprogramm schneller beendet wird, als ursprünglich angenommen. Ein bisserl schizo wie der Markt aber nun mal ist, wird bereits darüber spekuliert, dass das Gros der Spieler in Antizipation dessen bereits positioniert ist und es dementsprechend möglicherweise zu einer dovishen Überraschung kommen könnte. Da wiederum das aber bis in die Niederungen der Anlegerschaft in der Köstlergasse durchgedrungen ist, dürfte es dann auch niemanden überraschen. Wir gehen also von einer entscheidungsneutralen Positionierung aus bzw. mit einer solchen in das heutige FOMC Meeting. :-)
Ein bisserl die aufkeimende Weihnachstimmung verhageln wird uns aller Voraussicht nach auch Freund Omikron. Wobei hier wieder die Unsicherheit, wann wir uns wieder auf welche Einschränkungen werden einstellen müssen, das wirklich Störende ist. Dass das Ding da ist und sich beschleunigend übers Land ziehen wird, ist leider undiskutierbar. Flüchten kann nur die Fluchtmutante, wir leider nicht. Und ist es nicht Omikron, dann gibt es ja noch eine Reihe anderer Buchstaben im griechischen Alphabet und noch eine Reihe anderer Alphabete (true Ric :-)). Wobei vielleicht sollten wir irgendwann dazu übergehen, den Mutanten Namen zu geben, so wie bei den Wirbelstürmen, weil vielleicht legt man sich lieber mit Katharina oder Herbert ins Bett als mit Alpha oder Omega…. Wobei das unter Umständen dann eine Glaubensfrage ist. ;-)
Heut kommen wir, fürcht ich, aus dem Blödeln nicht mehr raus. Das im Angesicht des drohenden Untergangs, ist wohl ein ur Wiener Wesenszug: Humor ist wenn man trotzdem lacht…. Das dürfte sich auch die grüne EU Abgeordnete (sorry Name vergessen) gedacht haben, als sie im Hinblick auf die Regulierung der Internetriesen durch die EU gemeint hat, man solle doch die Marktmacht des größten Singel-Markets jetzt nutzen, weil, wer weiß wie lange das noch so ist. Nun war die gute Dame ja vielleicht mit Annalena beim Trampolinhüpfen und es ist ihr da einer ausgekommen, der so vielleicht gar nicht gemeint war, aber die Signalwirkung, wenn´s denn außer ein paar Ösis wer gehört haben sollte, ist jedenfalls keine gute.
Apropos Annalena: Die zweifelsohne unterhaltsamen Beiträge, die Frau Baerbock uns in den nächsten Tagen, Wochen und Monaten liefern wird, widmen wir uns as the occur und hoffen bis dahin inständig, dass sie lokale Umweltpolitik nicht mit globaler Außenpolitik verwechselt. Möglicherweise ist die Zeit ja reif für eine sozialeres (geht das?) und grüneres Deutschland, jetzt wo uns das Wasser bis zum Hals steht und das zu verteilende Geld eh nichts mehr wert ist, aber die großen, möglichen Konflikte dieser Welt, bei denen Deutschland unter der Führung von Frau Merkel oftmals eine wichtige Vermittlungsrolle eingenommen hat, werden auch nicht verschwinden. Hier hätte man sich – auch bzw. vor allem – im Sinne eines präsenten, ernstzunehmenden Europas wohl a more senior Person gewünscht.
In diesem Sinne noch zwei österreichische Literaturtipps für unter´m Christbaum: König Ottokars Glück und Ende (F. Grillparzer) und Die letzten Tage der Menschheit (K. Kraus) :-)
Liebe Grüße
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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