Georg von Wallwitz: „Zweiter Kalter Krieg ausgebrochen“

Markets | 25.02.2022 08:00 Uhr
Dr. Georg Graf von Wallwitz, CEO, Eyb & Wallwitz / © Eyb & Wallwitz
Dr. Georg Graf von Wallwitz, CEO, Eyb & Wallwitz / © Eyb & Wallwitz
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Von mehreren Seiten aus ist die russische Armee in der Nacht zum Donnerstag in die Ukraine eingedrungen. Explosionen sowie Kampfhandlungen wurden unter anderem aus der Hauptstadt Kiew sowie Charkiw und Odessa gemeldet: Die Ukraine hat den Kriegszustand ausgerufen. Wie geht es nun weiter? „Es sieht nicht danach aus, als würde sich Putin mit weniger zufrieden geben als der vollständigen Eroberung der Ukraine. Warum sollte er auch?“, fragt Georg von Wallwitz, Gründer und Geschäftsführer des Asset Managers Eyb & Wallwitz rhetorisch. Möglicherweise werde Russland die Ukraine annektieren oder einen Vasallenstaat wie Belarus daraus machen. Dies allerdings mache kaum einen Unterschied, so von Wallwitz weiter. „Die Konsequenz wird unendliches Leid für die ukrainische Bevölkerung sein. Dieser Krieg hat das Potenzial, sehr blutig zu werden.“

Mit dem Krieg in der Ukraine sei zudem auch ein neuer Kalter Krieg zwischen Russland und dem Westen ausgebrochen. „Ich hoffe, dass nicht die baltischen Staaten das nächste Ziel einer ,Friedensmission‘ sein werden“, sagt von Wallwitz.

Wirtschaftliche Folgen: steigende Energiepreise, Stagflation, Rezession?

Die wirtschaftlichen Folgen der Auseinandersetzung seien bereits absehbar: Massiv steigende Energiepreise dürften der Inflation weiteren Auftrieb geben. „Die Zentralbanken werden nicht umhin kommen und die Zinsen eher stärker anheben als bislang geplant“, so von Wallwitz, der zuletzt in seinem Buch „Die große Inflation“ eingehend die ökonomischen Auswirkungen des Ersten Weltkrieges analysiert hatte. „Hohe Zinsen und hohe Energiepreise könnten eine Kombination sein, die in Europa und den USA eine Rezession hervorruft. Das Gespenst der Stagflation geht um. Hohe Zinsen werden ein großes Problem für die überschuldeten Staatshaushalte darstellen.“

Die deutsche Wirtschaft müsse zudem der Tatsache ins Auge sehen, dass ein großer Teil der Investitionen in Russland als verloren gelten müsse: „Unternehmen mit engen Verbindungen nach Russland werden große Abschreibungen haben. Aber auch der Rest der Wirtschaft wird unter der Rezession leiden“, sagt von Wallwitz. „Viele Unternehmen werden aber nur am Rande betroffen sein und keine nennenswerten Einbußen haben. Russland und der Westen sind wirtschaftlich im Wesentlichen über den Energiesektor verbunden – und sonst kaum.“

Einstiegschancen für kaltblütige Anleger?

Gerade für Anleger an der Börse bieten Krisen jedoch stets auch Chancen. „Die alte Weisheit, ,Kaufen, wenn die Kanonen donnern‘, gilt nach wie vor für alle, die kaltblütig genug sind. Oder sollte man sagen kaltherzig?“, fragt der Fondsmanager. In den nächsten Tagen und Wochen werde es tiefere Kurse geben, die nichts mit der fundamentalen Entwicklung von Unternehmens zu tun haben, sondern nur mit allgemeiner Angst und Unsicherheit. Die Schlussfolgerung daraus: „Wer seine Unternehmen gut kennt und weiß, wie sie durch eine Rezession kommen, kann demnächst relativ billig einkaufen.“ Das scheine allerdings trivial gegenüber dem, was derzeit in der Ukraine passiere, so von Wallwitz: „Das menschliche Leid dort ist das Wesentliche. Und damit hat es noch lange kein Ende.“

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