Gröschls Mittwochskommentar: 14/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 06.04.2022 11:10 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

Nachdem die G´schicht mit der möglicherweise persistierenden und/oder auch zumindest stärker trabenden (nur um die nächst schnellere Gangart hier noch(?) nicht verwenden zu müssen ;-)) nun auch beim letzten österreichischen Hinterbänkler angekommen ist, wobei hier vielen - allen voran dem Obergewerkschaftler  - die volkswirtschaftlichen Zusammenhänge offensichtlich nur bedingt klar sind, ist es wohl an der Zeit sich zu überlegen, wie eine mögliche positive Zukunft ausschauen könnte. Mit dem Alles-geht-den-Bach-runter Scenario, dass persönlichkeitsbedingt natürlich das Base-Case-Szenario ;-) ist, brauchen wir uns schon allein deshalb nicht beschäftigen, weil das kriegen die Politiker dieser Welt auch ganz allein hin…

Also: Wir haben es diesmal scheinbar nicht mit einem regionalen Phänomen zu tun, was man ja aufgrund der seit 2008 bei jeder möglichen und unmöglichen Gelegenheit in den westlichen post-industriellen Staaten verschenkten Geldern hätte glauben können, sondern ob der steigenden Nahrungsmittelpreise mit einem globalen. Das wiederum macht die Angelegenheit zwar dramatischer, könnte aber zu einem konzertierten Vorgehen führen. Womöglich ist hier eine globale Preisbindung für zum Beispiel Weizen die Ultima Ratio, wobei das nur ein kleines Eckerl aus dem großen Kuchen ist und man natürlich für die meisten (alle ?) Rohstoffe das freie Spiel der (Markt)Kräfte aussetzen müsste, was dann doch eher unkapitalistisch wäre bzw. da und dort auf Widerstand stoßen würde.

Möglichkeit Zwei wäre eine Reform des Währungssystems, wobei hier von Bretton Woods II (danke Mark :-)) bis hin zur russischen Rubel/Goldpreisbindung auch alles irgendwie möglich wäre. So oder so müsste es aber zu einem Einfrieren des Status Quo kommen, bevor die Geschichte vollends aus dem Ruder läuft. Das wiederum wird aber in den USA, die ja bei allem Gerede über die De-Dollarisation, zumindest noch eine Zeit lang den wirtschaftlichen Ton angeben dürften, nicht passieren. Die FED hat nicht nur das Problem, spät aber doch, erkannt und scheint jetzt entschlossen zu handeln. Kann das zu einem kompletten Abwürgen der Wirtschaft führen? Natürlich. Aber wahrscheinlich ist es meiner Ansicht nach nicht, rennt die Maschine einerseits aktuell sehr gut und andererseits gibt es durch das Ende (bzw. den Rückgang) der Globalisierung einiges an innerstaatlichen Substitutionsbedarf.

So das so kommt, wird auch der USD als Reserve- und Handelswährung Nr. 1 sobald nicht abgelöst werden, konkurriert er doch mit Währungen von Ländern, in denen die Zentralbank verlautbaren lässt, dass sie die zehnjährigen Zinsen nicht über 0,25% steigen lässt (das erklär mir mal einer :-)) und solchen wo die Zentralbank eigentlich nichts tun kann außer zuzuschauen, wenn sie nicht die Hälfte ihrer Mitgliedsländer in den Bankrott schicken will. Länder, die zwischen Volksgeld und Fremdgeld unterscheiden, solche die Kriege vom Zaun brechen oder Subkontinente, die zwar groß und bevölkerungsreich sind, aber aus dem Emerging Country Status sobald nicht rauskommen werden, eignen sich wohl weder dafür, den Notgroschen dort zu parken noch dazu internationale Finanzströme abzuwickeln. Zur Diversifikation, klar, aber hauptsächlich, nicht. Abgesehen davon: Der Finanzmarkt – und der wird, solange wir nicht die geldlose Star Trek Ökonomie eingeführt haben, was möglicherweise tatsächlich nicht ganz blöd wäre, weiterhin bestimmen, wo, welche Musik g´spielt wird – mag es einfach. Einfach, schnell und standardisiert (außer natürlich, wenn wir dem Endkunden irgendwelche Wundertüten verkaufen, die man nicht nachrechnen können soll :-)) 

Es spricht also einiges dafür, dass die USA aus dem derzeitigen Debakel, so es denn irgendwann einmal vorbei sein wird, eher gestärkt hervorgehen werden. Eventuell auch deshalb, weil man in Zeiten der Krise und fehlender Visibilität dazu tendiert, auf Verhaltensmuster zurückzugreifen, die - entweder gelernt oder aus eigener Erfahrung - bei der letzten Katastrophe funktioniert haben. Leider spricht aus nämlichen Gründen sehr wenig für Europa, dass ja auch schon vor Corona und dem Ukraine Krieg ein ziemlicher Sauhaufen war, über den nur ob der oberflächlichen Einigkeit, wobei die ja zB bei der Impfstoffbeschaffung dann so groß auch nicht war, bei den beiden akuten Dramen der Teppich des Schweigens gebreitet wurde. Blicken wir zum Beispiel von Calais nach Dover, macht es nicht den Eindruck als hätte Boris Johnson wahnsinnig viel im Griff. Auf der anderen Seite des Kanals sind Steuersenkungen auf Sprit-Preise sicher dazu angetan, kurzfristig Wähler zu gewinnen, aber als längerfristige (Klimapolitische) Lenkungsmaßnahem wohl eher nur beschränkt geeignet. Und so weiter und so fort…

All das oben beschriebene wird hoffentlich kaum zu binären Ereignissen führen und lässt uns mithin Zeit, uns zu positionieren, wie auch immer wir das Anstellen ;-), aber die Wahrscheinlichkeit, in eine entscheidungstechnische Sackgasse zu geraten, ist vor allem für die europäische Zentralbank und mithin für das Euro-System zuletzt deutlich gestiegen. Eine Gemengelage mit steigenden Preisen für nahezu alles, einem Krieg und einer damit verbunden Flüchtlingsbewegung, wie wir sie seit dem zweiten Weltkrieg nicht mehr gesehen haben und einem Wirtschaftsraum der völlig ungleiche Partner mit einer einzigen Währung, als kleinsten gemeinsamen Nenner verbindet, bereitet den Nährboden für fast alles, aber dabei für ganz wenig Gutes, fürcht‘ ich.

Nun aber genug geunkt, noch ist´s nicht so weit, noch was zu tun befiehlt die Übelkeit (© Alkbottle :-))

Alles Liebe!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

Verpasste Mittwochskommentare können Sie hier nachlesen

Gastkommentare werden von anerkannten Experten verfasst, deren Meinungen nicht mit jener der e-fundresearch.com Redaktion übereinstimmen müssen.

Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
Klimabewusste Website

AXA Investment Managers unterstützt e-fundresearch.com auf dem Weg zur Klimaneutralität. Erfahren Sie mehr.

Melden Sie sich für den kostenlosen Newsletter an

Regelmäßige Updates über die wichtigsten Markt- und Branchenentwicklungen mit starkem Fokus auf die Fondsbranche der DACH-Region.

Der Newsletter ist selbstverständlich kostenlos und kann jederzeit abbestellt werden.