Gröschls Mittwochskommentar: 17/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 27.04.2022 10:31 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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So, nun haben wenigstens auch die Amerikaner die Karten auf den Tisch gelegt in Ramstein. Es geht offensichtlich um eine längerfristige, strategische Schwächung Russlands. Nur, zu welchen und auf wessen Kosten? Dass man die ukrainische Zivilbevölkerung zu opfern bereit ist, war in den letzten 3 Monaten ja schon zu sehen, wobei für Präsident, Volk und Vaterland zu sterben ja gemeinhin als hehres Motiv gilt. (Lied Tipp: Hero of War - Rise Against)  Die Frage, die sich jetzt stellt und die sich vor allem Europa wird stellen müssen ist, wie weit lassen wir die Eskalationsspirale noch drehen? Dass jeder amero-europäische Schritt mit einer russischen Vergeltungsmaßnahme beantwortet wird, sollte sich ja schon rumgesprochen haben.

Spulen wir also die einzelnen Maßnahmen und Gegenmaßnahmen schnell vor, ist das Ende ein höchst unerfreuliches, vor allem wenn man wenige hundert Kilometer von der ukrainischen Grenze zuhause ist und die wesentlichen Spieler in Moskau (der, der eh nichts zu verlieren hat) und Washington (weit weg und auch schon sehr alt) und nicht in Paris, Berlin oder Wien sitzen. Europa darf und kann eigentlich nur ein einziges Interesse haben: Den Krieg unter Wahrung seiner eigenen Interessen, die zwangsläufig weder mit den russischen noch den amerikanischen übereinstimmen müssen, möglichst sofort zu beenden. Wie´s dann weitergeht, wird man besprechen, wenn das Sterben aufgehört hat. Solange die Amis Rammstein(die Band) in Ramstein und Putin selbige in Moskau auftreten lassen und uns Bück Dich (Lyrics im Internet :-)) entgegengrölen lassen und wir das bereitwillig mal in die eine mal in die andere Richtung tun, werden die Kollateralschäden für uns und unsere Kinder größer werden. Die Götter (jeder die seinen! :-)) mögen abhüten, dass am Ende der Russe doch auf´s falsche Knopferl drückt!

Apropos Kollateralschäden: die Konsequenzen der unmäßigen Geldgeschenke der letzten Jahre scheinen uns nun doch schneller einzuholen, als das die eine oder der andere gehofft haben. (Akademisch ;-)) Interessant ist dabei, dass die monetär-politischen Maßnahmen auf die Kreation von real-wirtschaftlicher Inflation offensichtlich keinerlei Einfluss haben. Alles was hier von den Zentralbanken seit 2008 ins System gepumpt wurde, hat zwar den Weg zu den Vermögenswerten (Aktien, Immobilien etc.) gefunden, aber ist beim Konsumenten offensichtlich nicht angekommen. Fiskalischer Maßnahmen bedarf es dafür aber offensichtlich nur relativ kurzer, um das Gleichgewicht massiv zu erschüttern. Ob jetzt die Zentralbanken das Chaos, dass die Politik angerichtet hat, werden wieder einfangen können, werden wir sehen.

Was das Endergebnis anbetrifft stehen die Chancen natürlich gut. Weil, so es nicht zu einem kompletten Vertrauensverlust in die eigene Währung kommt (was für die USA und den USD momentan eher nicht zur Debatte steht, in Europa wär ich da nicht ganz so positiv), sich durch Zinserhöhungen die ganze Geschichte schon wird bremsen lassen. Der Weg dorthin könnte/wird ;-) aber ein ausgesprochen steiniger werden und – das ist besonders bitter – wir hätten den Wahnsinnigen in Moskau gar nicht gebraucht, die aufgestauten, nicht abgearbeiteten Probleme hätten durchaus allein für gröber ökonomische Imponderabilia gereicht.

Erschwerend für die Kapitalmärkte – und da gibt´s jetzt gar nix blöd zu lachen *lol* - kommt hinzu, dass der Mai ein ganz ein gemeiner Monat ist und wir uns, weil uns oft nix besseres einfällt, auch gern an den Mustern der Vergangenheit orientieren. Sell in May and go in away, ist nicht nur ein Sprichwort, sondern eine Handlungsanweisung. Warum das Theater dann schon am 26. April losgeht? Na, hier will natürlich keine der letzte sein. Anders als das zum Beispiel beim Ergebnis von Netflix letzte Woche oder Meta Anfang Februar der Fall war sind die diversen Analysten beim Prognostizieren von Kalenderdaten ja recht firm. ;-) Sollten wir uns deshalb (nicht wegen der richtigen Datumsprognosen ;-)) um die Industrie Sorgen machen? Naja, vielleicht ein bisserl… 

Die Frage, die wir uns nun also stellen müssen (gell Martin :-)), ist einmal mehr: Are you short enough?

Live long & prosper!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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