Gröschls Mittwochskommentar: 19/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 11.05.2022 10:12 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Ceterum censeo bellum esse finiendum! So oder so ähnlich :-) Bevor wir uns den Märkten zuwenden, auf denen sich ja auch das ein oder andere abspielt, ein paar Worte zur Ukraine. Wie wahrscheinlich ca jede/jeder von uns hab ich in den vergangenen Tagen eine Vielzahl von Gesprächen mit den unterschiedlichsten Menschen zum Thema geführt und dabei folgende Erkenntnis gewonnen: die stärksten Kriegsbefürworter sind oft die, die den Dienst an der Waffe lieber schon als junger Mann - junge Damen mit derartigen Ambitionen bzw. Verpflichtungen gab es in meiner Alterskohorte damals noch nicht - nicht angetreten haben. Hier gibt es eine starke Tendenz – wohl weil auch noch surrealer als für den Rest - dass man durchaus für die eigene Freiheit kämpfen (lassen ;-)) muss, dass dabei russische wie ukrainische Mädln und Buben sich gegenseitig erschießen und Dinge geschehen, die wir uns nicht im Ansatz vorstellen wollen, bleibt aber abstrakt und einem höheren Ziel untergeordnet.

Eine weiter Erkenntnis (danke Aljoscha!) die ich kürzlich auch gewonnen habe ist, dass ich persönlich das Leben (meiner Lieben) wohl höher bewerte als die Freiheit. Möglicherweise liegt mir als g´lerntem Österreicher Der Herr Karl doch recht nahe, vielleicht begreife ich Freiheit am Ende sogar als Ergebnis von Einstellung, Verhandlung, dem sich Arrangieren und dem sich Abfinden, was grundsätzlich nicht ganz leicht ist, liegt man einmal in der Kiste.  Zum Abschluss (dieses Abschnitts ;-)) ein Satz, den ich in seinem Nachhall noch aus meiner Kindheit (Vietnam und so) im Kopf hab (Achtung explicit language :-)): Fighting for peace is like screwing for virginity!  - So true, zumindest the latter part… *lol* 

Aber nun zum Markt. Hier gilt es zuerst einer meinem Gefühl nach recht verbreiteten Fehlwahrnehmung, wie sie vor allem in ein bisserl marktferneren Kreisen verbreitet ist, aufzuräumen. Putin ist zwar möglicherweise die Wurzel allen Übels, die über kurz oder lang ausgerissen werden muss/wird, aber für die aktuelle Korrektur, oder nennen wir es für den aktuell beginnenden Bärenmarkt, kann er nur bedingt was. Natürlich tragen steigende Energiepreise zur Inflation bei, allerdings sind diese Teile unter der Annahme, dass sie nicht unendlich weiter steigen (Nachfrage Elastizität und so), aufgrund der sich einstellenden Basiseffekte tatsächlich vorübergehend. Unter Umständen ist sogar das Gegenteil der Fall. Durch den Ukraine Krieg ist die europäische Zentralbank – im Gegensatz zur FED – noch länger bereit die Zinsen tief und das Geld billig (manche würden sagen wertlos ;-)) zu halten und mithin die Aktienmärkte weiter zu stützen.

Dass auch das einmal ein Ende haben wird, ist selbsterklärend, allerdings fehlt mir da noch ein bisserl die Fantasie bzw. selbige, wie das nicht im Tal der Tränen endet. Mancher mag sagen, dass Europa nicht ähnlich heiß läuft wie die US-Wirtschaft, aber das liegt möglicherweise an der unterschiedlichen Startbasis. Betrachten wir den Arbeitsmarkt, scheint der auch hier, wobei für mich etwas unverständlich, sehr eng zu sein. Das wiederum sollte die Inflation nachhaltig befeuern und je länger die EZB mithin mit Vollgas auf die Mauer zufährt, desto heftiger wird die Bremsung sein müssen oder aber man bremst nicht oder zu wenig. Der Mauer wird´s wurscht sein.

Kriege zu führen und die nicht unbedeutende Rüstungsindustrie anzuwerfen war eine Strategie, die die USA in der Vergangenheit immer mal wieder implementiert haben, lässt sich damit aus unterschiedlichen Töpfen relativ leicht eine Querfinanzierung der heimischen Wirtschaft darstellen. Zumindest das haben die Deutschen auch bereits gelernt. Ob das diesmal genau so funktioniert, wie bei direkt vom US-Militär geführten Feldzügen, bin ich nicht ganz sicher, aber wenn man sich die Kurse der diversen Rüstungskonzerne so anschaut, liegt die Vermutung natürlich nahe. Ganz ESG ist das natürlich nicht, aber da sind die Amis (noch) nicht so kritisch, wie die Europäer. Man könnte fast sagen, da hat Europa den USA einmal was voraus. :-)

Was in den letzten Tagen als zusätzlicher negativer Indikator dazugekommen ist, wollte man eine Einschätzung über die Aktienmärkte treffen (was wir ja hier explizit nicht tun! :-)), ist, dass die langen Bonds offensichtliche wieder Interesse finden. Es könnet also sein, dass die Masse der Pyjama-Trader nun aus dem Markt gespült wurde, und wir beginnen Asset Allocation Shifts zu sehen. Die Levels werden jedenfalls langsam spannend, zum Beispiel auch bei Bitcoin, wo wir, wenn wir uns dazwischen den 28.000 und 30.000 nicht einbremsen, am Beginn eines neuen und nicht am Ende des alten Halfing-Cycles befinden könnten….

Wie immer gilt: Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste, wobei einzelne Marktsegmente natürlich schon ziemlich stark gelitten haben…. 

Love, Peace & Happiness!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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