Gröschls Mittwochskommentar: 21/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 25.05.2022 12:00 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Sie wissen was kommt? Gut! Europa täte gut daran endlich auf die Kriegsparteien einzuwirken, um das Sterben zu beenden. Man muss kein großer Stratege sein, um festzustellen, dass es der Ukraine nicht gelingen wird, militärisch zu reüssieren. Russland auf der anderen Seite scheint zwar auch deutlich mehr einzusetzen als geplant, aber solange (westliches) Geld nach Moskau fließt, wird sich auf der anderen Seite auch jemand finden, der es als Gegenleistung für was auch immer annimmt. Nicht schnell und eindeutig zu verlieren, bedeutet nicht, dass man gewinnt. Dass Europa weiterhin mit Sanktionen Druck aufbaut, können wir uns, fürcht ich abschminken und der Wille der eigenen Bevölkerung weiter Mittel in die Luft zu jagen, die man hier mit jedem Tag mehr brauchen wird, dürfte sich auch zusehends reduzieren. 

Aber nun weiter zu den marktnäheren Mysterien. Gestern erlebten wir wieder ein Re-Rating einer Tech Aktie, wie wir es dieses Jahr schon ein paar Mal gesehen haben, aber noch ein bisserl heftiger als zuletzt. Es ist schon faszinierend (in an odd sense of the word, nicht im Spock´schen Sinn ;-)) – zumindest für jemanden, der eher aus dem Anleihenlager kommt – wie es sein kann, dass ein Unternehmen am 24. Mai über 40% mehr wert war als es am 25. Mai ist. – und ja, ich hab das mit der runtergenommen Guidance gelesen usw. Die einfache Erklärung ist natürlich, dass hier eine Reihe von Leuten einen wirklich schlechten Job machen, von der Unternehmensführung angefangen über die Analysten bis hin zu den Investoren, die ja am Ende ihre Entscheidungen auch aufgrund irgendwelcher eigener Überlegungen anstellen sollten, oder?

Leider sind die einfachen Erklärungen in den seltensten Fällen, die richtigen, auch wenn sie manchmal plausibel klingen. Wo ist also das Problem bzw. der Paradigmenwechsel? Am Konsumentenverhalten liegt es, wenn ich in meinem Mikrokosmos blicke, nur bedingt, die Kinder schicken sich auch heut Früh noch ein Snap nach dem anderen. Ein bisserl über den eigenen Suppentellerrand (der ja grad bei Suppentellern recht hoch und steil ist ;-)) blickend, werden nach der offiziellen Beendigung der Seuche bis zum Herbst natürlich wieder mehr Aktivitäten in IRL (in real life :-)) stattfinden, aber ganz weggehen wird das Social-Media-Zeug (manch einer wird sagen: leider!) wohl nicht mehr. 

Was bleibt also als Ursache für diese doch recht aggressiven Anpassungen? – Die viele Touristen im Markt, die weder eine Bilanz lesen können noch eine Idee von den grundlegenden Zusammenhängen einer Volkswirtschaft haben? – Sicher auch, aber nicht nur. Es steht zu befürchten, dass wir es ob dem inflationsbedingten Regimewechsel im Zinszyklus und dem Ende der expansiven Globalisierung mit einem Umfeld zu tun bekommen, in dem wir zwar wissen, dass wir auch morgen noch Essen werden wollen, aber alles andere ziemlich uncharted sein könnte. Dass uns bzw. einen Teil der Anlegerschaft diese Erkenntnis allerdings immer so punktuell trifft, wenn irgendwem irgendeine Info auskommt, ist schon mittelmäßig beunruhigend, geht doch jedes Mal ein riesen Patzen Volxvermögen den Bach hinunter. An dieser Stelle möchte ich – Leser, die schon länger dabei sind, werden sich vielleicht erinnern – meine Forderung nicht nur nach einem Börseführerschein, sondern auch nach dem Ende des Fließhandels erneuern. :-) Eine Mittagsauktion mit verdeckten Geboten, wo jeder sein Fair-Value Bid/Offer abgibt, wäre absolut genug und würde dazu anregen, ein bisserl drüber nachzudenken, was ich eigentlich, um wieviel zu kaufen bzw. zu verkaufen bereit bin! 

Die Frage, die sich natürlich stellt und das insbesondere nach der letzten Woche an dieser Stelle ausgerufenen Sommerruhe, ist: Wo soll das noch hinführen? :-) Der allenthalben viel diskutierte Kapitulationsmove, der jetzt noch kommt oder eben nicht kommt, weil alle auf ihn warten, spielt sich vielleicht diesmal nicht bei allen Werten gleichzeitig ab und wir sehen sozusagen eine Salami-Kapitulation, wo´s halt scheibchenweise mal den einen, dann den anderen Wert erwischt, gestern war´s Snap, vorgestern Meta und übermorgen – wer fehlt uns eigentlich noch? ;-) Völlig wert- und illusionsfrei muss wohl festgestellt werden, dass es darüber, ob das Glas halb leer oder halbvoll ist, eigentlich keine Diskussion geben kann, da sich die Zentralbanken – zu spät aber doch – endlich dazu entschlossen haben, dass Töpfchen nicht mehr mit süßem Brei zu füllen. Töpfchen steh & aus! :-) 

 Mit Spannung harren wir also der Dinge, die bis nächsten Mittwoch und darüber hinaus passieren werden!

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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