Gröschls Mittwochskommentar: 26/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 29.06.2022 10:11 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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FTs Martin Wolf schreibt, wir bewegen uns in die dritte Epoche der globalen Nachkriegsordnung, nach dem Kalten Krieg und dem Zerfall der Sowjetunion stolpern wir jetzt in das (ökonomische) Zeitalter des Chaos. Da gibt´s nach längerer Pause auch mal wieder einen Soundtrack zum Text: Disorder (Slayer feat. Ice T), der aber zur Situation passend eher was für Köpfe ist, die härtere Sachen gewohnt sind. :-) Der Schluss liegt, ob der aktuellen Situation und der Reaktionen der diversen Staaten natürlich nahe. Persönlich würde ich sogar einen Schritt weitergehen und attestieren, dass wir uns spätestens seit 2016 und der unsäglichen Abstimmung der Briten schon mitten in der Epoch of Disorder befinden. Ich mein, wie konnte die eigentlich…?!

Naja und dann kam Trump. – Nur kurz am Rande GFC 2008 und Griechenland Krise 2012 haben wir mit einem Common Effort der Gleichgesinnten, vielleicht nicht optimal, aber doch gelöst. – Die westliche, vermeintliche Wertegemeinschaft musste feststellen, dass die Freundschaft dort aufhört, wo das Deal-Making beginnt. Kam das überraschend? Wohl nicht für alle, aber wer steigt schon freiwillig aus der Hängematte im Wolkenkuckusheim. Er hat sie dann halt umgedreht, der Trump, was aber viele nicht daran gehindert hat, sich sozusagen Bauch nach unten in die Netzmaschen zu krallen und herabhängend den Kopf in den Sand zu stecken.

Friedenskaiserin Angela die Erste hat, ähnlich wie seinerzeit Kaiser Franz-Josef, in Ruhe über allem gewacht, aber die Zeichen der Zeit leider nicht erkannt und anstatt Blitze aus dem Mund die Energie durch die Raute in die Erde abgeleitet. Auf der (kleinen) Insel musste Theresa im May 2019 ihren Ascot Hut nehmen und dem personifizierten Chaos, Boris dem Schrecklichen, Platz machen.

Naja und dann kam die alles überdeckende Seuche, die alle in der unbestimmten Angst vor dem Unbekannten einte, Maßnahmen, Gremien, Ausschüsse, Macht und Ohnmacht in der gesamten (westlichen) Welt rechtfertigte und je nachdem, wie´s halt grad gebraucht wurde durch Unterstützung der mittelinformierten Fraktion oder der mehr rationalen auch noch durch gesellschaftliche Aufruhr, weitere Schweindeleien überdeckte. Ö.Reich war da insbesondere bei den innenpolitischen Furchtbarkeiten natürlich ganz weit vorn. Erfreulicherweise merkt man es nicht nur in Wien erst zehn Jahre nachdem die Welt untergegangen ist, sondern auch die Welt dreht sich weiter wenn Wien mal stillsteht. :-) 

Zum Unterschied dazu saßen die Führer der weniger demokratischen Nationen, allen voran China und Russland recht fest in ihren Sätteln. Hielten ihre Völker an der mehr oder weniger kurzen Leine, wiesen hie- und da darauf hin, dass der westliche Weg ihrer nicht ist bzw. sie durchaus Einwände gegen die eine oder andere Entwicklung hätten und bereiteten sich in Ruhe auf die Zukunft vor. Selbstredend, dass sie trotz aller Korruption und Misswirtschaft sich einen gewissen Wettbewerbsvorteil erarbeiten konnten.

Let´s face it: Wir sind weniger, uneinig, führungslos und saturiert. Wirtschaftlicher Druck alleine reicht gegen Nationen wie China nicht, Russland weiß mit Sanktionen umzugehen und scheint sich, dort wo es Nachholbedarf sieht, gerade im Iran Nachhilfe zu holen, wie man das letzte IPhone auch unter strengsten Sanktionen bekommt. Bei einem überregionalen militärischen Konflikt gibt´s am Ende doch nur Verlierer. Das Album zum Film: Chaos Ad von Sepultura 1993…

Also ja, wir sind wohl zweifelsohne in der Epoche des Chaos angekommen. Insbesondere das erste Halbjahr 2022 das mit dem morgigen Tag auch schon wieder vorbei ist, hat da die Märkte spät aber dafür gleich um so heftiger mithinein gezogen. Die Suche nach dem Gleichgewicht läuft quer über alle Segmente, Sektoren und Assetklassen, momentan scheints aber an Ideen, wo das sein könnte noch zu mangeln. Ob am Ende Ottilie, Odette, Siegfried oder doch der ganze Schwanensee den Bach runtergehen, scheint aktuell noch völlig offen. 

Mit diesen Gedanken und dem Wunsch auch in der Ukraine der Realität ins Auge zu sehen und dem Sterben ein Ende zu setzen entlasse ich mich bis Anfang August in die Sommerpause!

Mögen wir uns wiedersehen!

Liebe Grüße & schönen Juli

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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