Was für ein Blutbad! Und das alles nur wegen 0,1% mehr Inflation. Dass die Sache ganz so einfach nicht ist, brauchen wir glaub ich hier nicht mehr zu besprechen. Die Heftigkeit der Reaktion bzw. die explizite Positionierung vieler Marktteilnehmer auf der anderen Seite der Erwartungen, ist jedenfalls ein ganz guter Indikator dafür, dass die Hoffnung immer die letzte ist die stirbt. Tatsächlich ist, betrachten wir die Nasdaq, nicht viel passiert, stehen wir doch ziemlich genau wieder dort, wo wir am siebenten September, also vor rund einer Woche, gestartet haben. Was machen wir also? Wir wenden uns einmal mehr unserer Bibliothek zu und fokussieren uns auf den Buchrücken des Hitchicker´s Guide to the Galaxy. :-)
Ob mit gestern ein heißer Herbst eingeleitet wurde, ist natürlich schwer zu sagen, da wir aber davon ausgehen sollten, dass alle wesentlichen Informationen im Markt sind, ie sich mit der gestrigen Zahl nichts geändert hat, werfen wir die Flinte mal nicht schon wieder ins Korn. Ein langer, schmerzhafter und eventuell auch nicht (nur?) auf die Märkte abgestimmter Zinserhöhungspfad der FED ist jedenfalls der Base Case. Was mich sozusagen nahtlos zum eigentlichen Thema bringt, dass ich besprechen wollte. Allerdings geht´s mir da ähnlich wie den Prinzen (der Band :-)) und die Credits für die Idee gehen an die FT!
Also: Wir befinden uns aktuell in einer Übergangsphase von einer Ökonomie des Wachstums in eine der Widerstandsfähigkeit, von einer mehr als vierhundert Jahre langen Periode der Globalisierung, wenn wir da relativ willkürlich ;-) die Gründung der britischen Ostindien-Kompanie als Startdatum ansetzen, hin zur Re-Regionalisierung. Angefangen hat diese Entwicklung schon vor der Seuche, der Energiekrise, dem Ukrainekrieg und der chinesischen Immobilienkrise, aber die Schar von Schwänen (welche Farbe sie auch immer gehabt haben mögen, Fred :-)) hat dem ganzen sozusagen den Turboboost eingeschalten. Wie beim KITT, wo man ja auch nur selten die Landung gesehen hat, sind wir also erstmal losgesprungen und jetzt schau mer mal.
Was passiert nun? Na, die Beschleunigung presst uns in die Sitze, unsere Nägel krallen sich in die Armlehnen, die Unterarme des Nachbarn oder sonst irgendwo hinein und uns stockt der Atem. In der Flugphase gibt es dann drei Kategorien von Mitreisenden: die ersten, die unterwegs abspringen, die die´s rauschleudert und die die einfach sitzen bleiben und warten was passiert. Ist der Flug kurz, ist die Geschichte bald erledigt und alle drei Gruppen finden sich mit mehr oder weniger großen Blessuren, wenn eventuell auch etwas verstreut, doch gemeinsam am Boden liegend wieder. Nun, this time it´s different (ja, ja ich weiß: famous last words :-)), weil wir grad erst abgehoben haben und die realisierte Flugkurve ex post dann ausschauen wird wie die Zinskurve nach Abschluss der Zinserhöhungen, nur dort sind wir leider noch lange nicht.
Letzte Woche durfte ich an einer tollen Konferenz in Kopenhagen mit rund 70 Fondselektoren und Assetmanagern aus aller Welt teilnehmen (Danke Citywire!!!). Man sollte meinen einen Riesendiskussionsraum voller Marktmeinung und Ideen und - you can trust me on that ;-) – voller starker Persönlichkeiten, die mit ihrer (Markt)Meinung nicht hinter dem Berg halten. Nun, da wär man aber enttäuscht gewesen, so ruhig und überzeugungsarm war die Community zumindest seit der GFC nicht mehr. Angst essen Seele auf? Nö, aber unwillig sich aus dem Fenster zu lehnen, spüren wir doch alle, dass ich was verändert. Überzeugt war man dafür, dass man ESG wenn nicht zumindest erfunden, dann doch wenigstens als einer der ersten umgesetzt hat, Impact Investing seit 2005 *lol* und so. Aber das ist eine andere Geschichte…
Was also tun? – Brace for Impact! :-) Am Boden angekommen, wird man dann eh sehen, ob man sich in einem Firebird aus den 1980 Jahren (wahrscheinlich nicht so optimal ;-)), einer russischen Sojus Kapsel (als proxy für alte, aber zuverlässige Technologie, nicht wegen der Russen!) oder im Muske´n Starship (frei nach Wandaler: einer von vier Versuchen gelingt vielleicht) befindet. Abgesehen vom Vehikel wird natürlich die Fallhöhe ausschlaggebend sein, ob wir, wie in den USA über den Grad der Blessuren sprechen können (Sojus ;-)), oder ob es, wie in Europa(Starship ;-)) eher darum geht, ob man grad den Landungsversuch erwischt, der gut geht. Die von uns, die uns seit den 1980 Jahren (nicht nur durch den regelmäßigen Genuss von Knight Rider, einmal damals und dann nochmal mit den Kids :-)) auf die Landung vorbereitet haben, werden da schon irgendwie durchsegeln, aber alle passen wahrscheinlich nicht in den Trans Am… Schau mer mal!
An dieser Stelle schließen wir und sagen der Queen zum Abschied leise Servus! Möge sie in Frieden ruhen!
Liebe Grüße
Florian
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.