Gröschls Mittwochskommentar: 40/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 05.10.2022 11:40 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Ist es zu früh für ein Weihnachtslied? :-) …bald aufi, bald abi, bald hin und bald her…. (Vgl. Es hat sich halt eröffnet). Durchaus interessant, was dem geneigten Beobachter da zurzeit auf den Finanzmärkten geboten wird, oder? Himmelhochjauchzend zu Tode betrübt; also eh so wie immer, aber aktuell mit einem gewissen Plus an Heftigkeit. Warum das so ist und wie sich FOMO mit Angst vor dem Ende abwechseln, brauchen wir im Monat Nr. 10 des Jahres 2022 nicht mehr zu diskutieren. Auch, ob es eines positiven Katalysators bedarf, um eine nachhaltige Aufwärtsbewegung in eh allen Assetklassen zu erzeugen, weil es sind ja auch alle gefallen oder ob die Abwesenheit von weiteren Horrormeldungen reicht, den Markt zu einer etwas verfrühten oder doch sehr langen Jahresendrally zu bewegen, steht auch eher im Kaffeesud.

Ob die aktuell gefühlt sehr hohe Korrelation zwischen Aktien, Spread, Rate und Rohstoffbewegungen etwas ist, an das wir uns längerfristig gewöhnen müssen, darf aber bezweifelt werden. Entweder alles wird (wirtschaftlich) gut, dann sollte es den Unternehmen möglich sein zu wachsen und Gewinne zu erzielen, was wiederum zu höheren Aktienkursen und einem Einengen der Risikoprämien für Unternehmensanleihen führen wird, aber für die längerfristigen Zinsen noch ein bisserl Raum nach oben lässt oder alles geht den wasserlosen (© ric :-)) Bach hinunter. Im zweiten Fall werden die Risikoassetklassen weiter leiden, weil so richtig billig sind einige Aktienmärkte noch nicht, aber die langen Zinsen, insbesondere in den USA, sollten sich dann einbremsen.

Wovon wir uns wohl verabschieden müssen, was vielen Marktteilnehmern, die mit dem New-Old-Normal noch Erfahrungen sammeln müssen, scheinbar noch recht schwerfällt, ist die Rückkehr des Zentralbankmethadons. The turkey has fallen… (wir erinnern uns an die Truthahn-Illusion) :-) Insbesondere die FED ist gegen die Inflation scheinbar zu einem Draghi´schen (zu plump der Schmäh? *lol*) What ever it takes – Feldzug aufgebrochen und ist entschlossen, ihr Ziel ohne Rücksicht auf Verluste zu erreichen. Rightly so, würde ich sagen. Dass es zu Kollateralschäden kommen wird, steht dabei außer Frage. Die Zeit des billigen Geldes und der Sozialisierung von Fehlentscheidungen scheint erstmal vorbei.

Was uns sozusagen nahtlos zu einer anderen Wiederentdeckung bringt: Es gibt wieder idiosynkratische Risiken und diese werden auch bepreist. Risiken lassen sich, insbesondere auf den Unternehmensanleihenmärkten gut quantifizieren und das ist recht und manchmal auch billig. Insbesondere mit zukünftigen Ausfallsrisiken werden wir uns in Zeiten von QT und einem wegbrechenden Buyer of last Resort wieder stärker auseinandersetzen müssen. Wissen, Analyse und Marktkenntnis rücken wieder in den Fokus, Gerüchte auf irgendwelchen Webseiten sind zwar nett, helfen am Ende dann doch aber kaum jemandem. Work first, tweet later! würd ich vorschlagen! :-)

Abgesehen von den obigen allgemeinen Erkenntnissen, tut sich rund um den Globus natürlich extrem viel, aber nicht viel Neues. In der Ukraine zeichnet sich weiterhin keine friedliche Lösung ab, was die Chance, dass es zu einer weiteren Eskalation kommt, natürlich nicht reduziert. Die russische Mobilisierung dürfte, wie schon der ganze Feldzug kein großer Erfolg für Putin sein. Von Exil-russsicher Seite ist aber zu hören, dass die Akkumulation an Misserfolgen noch nicht groß genug ist, um kurz bis mittelfristig ausreichend Druck auf Putin zu erzeugen, um ein Einlenken zu bedingen (falls das überhaupt möglich ist.). Aus nämlichen Kreisen war zu erfahren – und das könnte man vielleicht sogar etwas positiv beurteilen -, dass die russischen Atomstreitkräfte in genau dem gleichen Zustand sind wie die konventionellen und dass es an der breiten Einsatzfähigkeit durchaus berechtigte Zweifel gibt. – Anekdotischer Bericht eines einzelnen Reserveoffiziers….

Derweil scheint sich die konjunkturelle Situation in China auch nicht zu verbessern, der Immobilienmarkt, der ja seit längerem wie das sprichwörtliche Kaisersemmerl kracht, kommt nicht zur Ruhe und, wie Xi aus der Covid-Politik-Misere wieder rauskommt, muss er uns noch zeigen. Wenigstens scheinen´s ihn nicht unter Hausarrest gestellt zu haben, wie letzte Woche im Internet ;-) zu lesen war. Von der nach den Zentralbanken zweitgrößten Hoffnung auf Rettung der Weltkonjunktur und den Finanzmärkten können wir uns also eventuell auch verabschieden.

Positiv bleibt zu vermerken, dass wir wissen, was Sache ist, uns auf den Winter of Discontent sowieso schon eingestellt haben, auf den Dachterrassen der Luxuswohnungen im siebten Wiener Gemeindebezirk die Notstromaggregate und die Reservekanister mit dem Diesel für die SUVs zur Flucht aufs Land bereitstehen, uns also kaum mehr etwas wird überraschen können, außer vielleicht im Guten. :-)

Zum Abschuss muss ich mich entschuldigen, dass das Mittwochsmail momentan ein bisserl zum Bi-Weekly verkommt, ab November wird das wieder besser. Versprochen! :-)

Alles Liebe

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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