Gröschls Mittwochskommentar: 45/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 09.11.2022 11:16 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Da sind wir nun mitten im letzten Quartal des Jahres 2022. Eines wissen wir dabei schon jetzt: Das wird ein Jahr, an das man sich – nicht nur auf den Finanzmärkten – noch lange erinnern wird. Hoffentlich allerdings für das, was bereits geschehen ist und nicht für das, was in den nächsten ein-einhalb Monaten noch kommen wird (außer allerdings wir erleben die Mutter aller Jahresend-Rallys. ;-)). Blicken wir also ins kleine Glaskugerl, für die kurzen Fristen. Das Größere für den Jahresausblick 2023 werden wir dann Mitte Dezember herausholen…

Was wissen wir also: Die Welt ist allen Versuchen unserer netten Despoten, Autokraten und Machthabern zum trotz (noch?) nicht untergegangen. Die großen entwickelten Ökonomien laufen immer noch ganz gut, obwohl die Zentralbanken hüben wie drüben recht ordentlich auf die Bremse gestiegen sind. Der Arbeitsmarkt ist immer noch eng, obwohl wir uns allenthalben in Rezessionen befinden und auch der heraufbeschworene Defaultcycle lässt noch auf sich warten. Kann bzw. wird das alles noch kommen? Möglicherweise, aber sicher nicht in den nächsten drei bis sechs Wochen.

Tatsächlich könnte es sogar sein, dass doch nicht alles den Bach runter geht (und das aus meinem Munde *lol*). Abgesehen davon haben die meisten Anleger (groß wie klein) ein vitales Interesse, das Jahr zumindest in Frieden zu beschließen, vielleicht sogar die Schaufenster trotz Energiespargebot etc. noch ein bisserl herzurichten und vielleicht nicht mit den Portfoliotiefstständen aus dem Jahr zu gehen. Die Shorties haben ihren Spaß gehabt und werden bzw. haben ihre Gewinne mitgenommen, die Crypto Mädls und Jungs sind dorthin zurückgekehrt, wo sie hingehören, an den Rand des Interesses. Die Robinhoods und Reddits dieser Welt müssen doch wieder arbeiten, weil eben nur ein Moonshot in hundert Jahren wirklich gelingt und Herr und Frau Sparfuchs bekommen auch wieder ein bisserl Zinsen am Büchl… Könnte also sein, dass der Markt wieder von denen getrieben wird, die Arbeit machen und (zumindest meistens) verstehen, was sie da eigentlich tun. :-)

Wo sind sie also die Opportunitäten: Na persönlich kann ich viele schöne Anleihen finden, die unter Par notieren, eine durchaus erfreuliche Rendite aufweisen und für die Qualität des Unternehmens vielleicht einen Risikoaufschlag zeigen, der historisch eigentlich spannend ist. Es darf also davon ausgegangen werden, dass die Fonds- und PortfoliomanagerInnen dieser Welt, die auch sehen müssten. Nicht ganz so gut gefällt mir das längere Ende der Zinskurve, weil, wenn nämlich alles nicht so schlimm ist, wie befürchtet, dann sollten sich diverse Inversionen eigentlich noch auflösen (Bearish Steepening).

Weiter zu den Aktien: Auch da gäb´s durchaus Potential, Value deutet ja schon seit einiger Zeit an, dass es nach Jahren des Durstes auch outperformen kann, aber auch im Wachstumsbereich sind sicher Teile des Marktes relativ undifferenziert ausgekübelt worden. Innovation und Wachstum wird auch in Zukunft belohnt werden, allerdings brauchen wir vielleicht nicht jeden Schrott, der mehr oder weniger ausschließlich der Selbstdarstellung dient, insbesondere in Zeiten wo wir eigentlich produktiv sein sollten, um den Laden am laufen halten zu können. Rufen wir mal frech und frei das Ende der Zeit des geschenkten Geldes und der gestohlene Zeit aus! :-)

Hierzu noch ein Gedanke, den ich letztens von einem Familienfest (nebst der Seuche und andere Mühseligkeiten ;-)) mitgenommen habe (Danke Vinz, für den Gedanken, nicht die Seuche ;-)): Das unsägliche Konzept der Work-Life-Balance gehört endlich auf den Müllhaufen der historischen Fehlwahrnehmungen, impliziert es doch, dass wir einen guten Teil unserer Lebenszeit (nämlich die, die wir unserer Arbeit widmen) nicht leben. Das ist, zumindest in meinem Umfeld, nicht nur völlig falsch, sondern suggeriert den nachfolgenden Generationen auch, dass das Leben ausschließlich außerhalb des Erwerbslebens stattfindet. Innovation, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung wird nur stattfinden, wenn wir unsere Kreativität und unsere Energie produktiv einsetzen, also arbeiten!

Also: Frohes Schaffen & Glück auf! :-)

Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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