Gröschls Mittwochskommentar: 46/2022

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 16.11.2022 11:44 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Da ist sie nun die Jahresendrally. Bigger, better, faster, more. :-) Will man ein Haar in der Suppe finden, wäre das wohl, dass die ganze Sache schon wieder ein bisserl schnell vonstattengeht, wir dieses Tempo also wohl eher nicht bis zum Jahresende durchhalten werden können. Aktuell lassen sich zwei potenzielle – ceteris paribus – Endpunkte identifizieren: Der erste am 1. Dezember, einfach weil viele Bücher am 30. Nov. zugehen und uns dann eventuell die Käufer fehlen und der zweite am 13. bzw. 14. Dezember, weil da die nächsten US-Inflationsdaten veröffentlicht werden und tags darauf die FED die Höhe der nächsten Zinserhöhung bekannt gibt und uns hoffentlich einen Eindruck verschafft, wie es denn danach weitergeht. Haben wir diese beiden (bzw. drei) Tage gut überstanden, bleibt vor Weihnachten nur mehr der große Verfall am 16. Dezember für einen Markt-endogenen Auslöser.

Wie das mit dem Black-Friday und der Zeit drumherum heuer wird, ist natürlich auch spannend, wobei dem US Amerikanischen Konsumenten grundsätzlich eher eine marktunterstützende Haltung nachgesagt wird. (Kuh aus der belagerten Burg werfen und so… ;-)) Wir bleiben also bis auf Weiteres verhalten positiv, schauen durch den Nebel einer möglichen leichten Rezession hindurch und genießen die Tage, an denen endlich einmal nicht alles rot ist. Das Long-End-Rate Conundrum bleibt allerdings ein solches, wissen wir doch, dass die Bondies von der Macro-Ökonomie oftmals ein besseres Bild haben als die Kollegen von der Aktienseite. 

Lieber sind uns Marktmenschen - da sind wir auch deutlich besser ;-) – Erklärungen, warum etwas so gewesen ist (war eh alles immer allen klar ;-)) und nicht unbedingt, warum die Geschichte jetzt gerade so ist wie sie ist. Drum auch Condrum… Aber ich versuch´s mal trotzdem. Könnte es sein, dass es vornehmlich technische Gründe gibt, warum die 10+ jährigen nicht weiter rauslaufen? Die Zentralbanken (Stichwort QT) sind, wenn wo was nicht so ganz logisch erscheint, mit der Zinskurve, meistens ganz vorn dabei beim Manipulieren. Hier könnte man jedenfalls ein Alignment of Interest zwischen diesen, den großen Pensionsfonds und Versicherungen wähnen, die wohl ziemlich viele, ziemliche lange Bonds auf den Büchern haben und für die das Kapitalmarkt getriebene Ergebnis in absoluten Zahlen bisher eher nicht so positiv ausschauen dürfte. Hinzukommt, dass alle Anleihen, die auf Hold-to-Maturity Büchern liegen (also nicht zu Marktpreisen bewertet werden müssen, weil sie eh bis zum Ende der Laufzeit gehalten werden wollen) einen nicht unwesentlichen Stabilisierungsfaktor für die diversen Portfolien darstellen.

Das Interesse, Anpassungen am langen Ende nur graduell zuzulassen, ist also insbesondere bei diesen Marktteilnehmern ein vitales und der Rest freut sich natürlich auch, weil wenn die 10-jährigen US-Zinsen eher Richtung 5,5%+ und ihr deutsches Pendant mittelfristig wohl ebendort hingehören, dann haben wir noch einiges an Schmerzen vor uns. Passiert das, weil alles gut ist, na dann stehen uns wohl doch wieder gute Aktienjahre ins Haus. Naja, und wenn nicht und das lange Ende, weiß wieder einmal mehr, dann schauen wir wahrscheinlich eher blöd aus der Wäsche. Anyways, ob Ihr wirklich richtig steht, seht Ihr, wenn das Licht angeht…. :-)

Der Rest der Welt fliegt indes mit Privatflugzeugen zwischen ägyptischen und indonesischen Badeorten hin und her, um über CO2 Reduktionsmöglichkeiten zu diskutieren und die, die nicht eingeladen sind, schießen mit Raketen, die wohl eher auch nicht mit Biodiesel betrieben werden (ja, ja ich weiß, der ist auch nicht so toll…), durch die Gegend. Wobei es nicht einer gewissen Pikanterie entbehrt, wenn Stimmen aus der noch nicht voll-postindustrialisierten Welt laut werden, man möge doch über die Klimaziele nachdenken, nachdem man ihnen Klimaschadenreparationsfonds in Aussicht gestellt hat. Da muss man wohl kein großer Prophet sein, um den Eindruck zu bekommen, dass das so nur ganz schwer was werden wird. Möglicherweise müssen wir uns – again :-) – auf eine recht darwinistische Periode der Menschheitsgeschichte einstellen….

Und dabei ist heut so ein schöner, nebliger Novembertag. Hat man die eigentlich noch die Novemberdepression oder triggert das heutzutage niemanden mehr?! *lol

Liebe Grüße!
Florian

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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