Institutionelle Anleger-Statistik: Alternatives stützen Wertentwicklung

Krieg, Energiekrise, Inflation und ein schwächer werdendes Wirtschaftswachstum: Die Flut der schlechten Nachrichten reißt nicht ab und verstärkt die Unsicherheit an den Aktien- und Rentenmärkten. Die aktuelle Spezialfonds-Analyse von Universal Investment, einer der größten FondsService-Plattformen in Europa, zeigt, wie die Profis auch in schwierigen Zeiten durch Diversifizierung ihre Portfolios stabilisiert haben. Markets | 30.11.2022 14:10 Uhr
© e-fundresearch.com / Canva
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Mit 504 Milliarden Euro waren per 30. September rund ein Prozent mehr Vermögen in Spezialfonds angelegt, als im vorherigen Quartal. Der Trend fallender Kurse setzte sich dabei in den beiden traditionellen Assetklassen fort: In Aktien waren nur noch 22,5 Prozent angelegt, so wenig, wie zuletzt im Sommer 2020. Renten hingegen erreichten mit 36,5 Prozent sogar einen neuen Tiefststand, obwohl nach der Zinswende gerade kurzlaufende Staatspapiere mit attraktiven Renditen als Parkplätze in stürmischen Zeiten genutzt werden.

Fokus Aktiensektoren: IT, Finanzwerte und Healthcare sind Top 3

In den USA haben Energie-, Gesundheits- und Finanzunternehmen in der letzten Berichtssaison ihre Gewinnprognosen überschritten. IT-Konzerne hingegen haben die in sie gesetzten Erwartungen nicht erfüllt. Analysten blicken pessimistisch in die Zukunft. Dabei stellt sich die Frage, inwieweit die Kurse bereits eine Rezession eingepreist haben. Healthcare-Titel waren im dritten Quartal beliebt und haben mit mehr als elf Prozent beinahe wieder ihren Höchstpunkt vom Sommer 2020 erreicht. Der Gesundheitssektor agiert nach Ansicht vieler Experten relativ unabhängig vom Konjunkturzyklus und wird daher gerade in den aktuellen stürmischen Börsenzeiten als defensiver und stabiler Anker betrachtet. Auch Finanzaktien kämpften sich erneut nach oben und stellen fast dreizehn Prozent der Anlageklasse. Ihr Anteil war von 19 Prozent im September 2019 auf 11,5 im Januar 2021 gefallen. Angesichts der Sorgen um eine Rezession steigen zwar offenbar die Kreditausfallrisiken für die Banken, doch mit steigenden Zinsen zeichnen sich für viele Investoren auch wieder neue Ertragsmöglichkeiten ab.

Apple, Amazon und andere Sterne der IT-Branche leuchten zwar nicht mehr so hell, sind aber mit über 15 Prozent immer noch der stärkste Sektor. IT-Werte waren so lange der Liebling aller Anleger, dass sie nach den heftigen Kursverlusten für viele Kapitalmarktprofis jetzt ausgesprochen preiswert erscheinen. In letzter Zeit haben Anleger daher wieder zugekauft. Die Tendenz der Bewertungsmodelle weist für viele Tech-Werte allerdings noch nicht wieder nach oben, nicht zuletzt aufgrund der weiterhin steigenden Zinsen. Geschäftsmodelle, die aktuell bereits gute Gewinne vorweisen können, erscheinen daher attraktiver als Unternehmen, deren Profite mutmaßlich noch in weiter Zukunft liegen.

Bei den Aktienanteilen der Spezialfonds sind keine größeren Abgänge zu verzeichnen. Aktien haben auch weiterhin ihren festen Platz in der strategischen Asset-Allokation der Profis.

Alternative und Real Estate Investments nehmen stetig zu

Als Stabilisatoren und Diversifizierung für die Portfolios dienen den Fondslenkern zunehmend Anlagen in den Private Markets sowie Immobilien. Per 30. Juni machten Eigen- und Fremdkapitalstrukturen sowie Verbriefungen und Investments in Hedgefonds mit mehr als 86 Milliarden Euro rund 17 Prozent des gesamten Spezialfondsvermögens aus. Ganz vorne stehen dabei mit über 60 Prozent EquityStrukturen, die im Vergleich zum Vorjahr um rund zehn Prozent zulegten. Dazu gehören neben Private Equity-Beteiligungen an Infrastrukturprojekten oder Private Equity Real Estate. Anlagen in Fremdkapitalstrukturen, Unternehmensfinanzierungen, Beteiligungen bei Erneuerbaren Energien oder Kommunaldarlehen kommen auf insgesamt 15 Prozent der Asset Klasse.

Alternative Investments bescheren Pensionskassen, Versorgungseinrichtungen ebenso wie Unternehmen oder Versicherungen anhaltende Erträge, die sich häufig unabhängig von Marktgeschehen bei Aktien oder Anleihen entwickeln.

Auch Anlagen in Immobilien sorgen für mehr Vielfalt in den Portfolios: Hier waren zum Ende des dritten Quartals rund 6,6 Prozent des Gesamtvermögens investiert. Im Vergleich zum Sommer hat sich nur wenig bewegt. Die Zurückhaltung der letzten Monate setzte sich in den Herbst fort, da Profis weiterhin beobachten, welchen Effekt die gestiegenen Zinsen und die höheren Materialkosten insgesamt auf die Preise haben. Auf die Bestandsimmobilien auf der Plattform von Universal Investment dürfte sich die Wende in der Zentralbankpolitik allerdings erst sukzessive auswirken: Sie sind größtenteils langfristig finanziert.

Ein Blick auf die Nutzungsarten zeigt einen anhaltend starken Anteil von Büroimmobilien. Mit 39 Prozent ist dieser seit Ende Juli nochmal um über ein Prozent gestiegen. Objekte im Handel blieben im gleichen Zeitraum stabil mit 30 Prozent, Wohnen verloren etwa ein Prozent. Aktuell interessieren sich institutionelle Investoren besonders für attraktive Objekte in Nischensegmenten, wie zum Beispiel Sozial- und Pflegeimmobilien, Mikrowohnen, Rechenzentren oder Logistikimmobilien. Dabei sind die Anlagen global breit gestreut: 41 Prozent sind in Deutschland, 25 in Nordamerika und 24 Prozent im restlichen Europa investiert. Dazu kommen noch Bauvorhaben in Asien und Australien mit rund zehn Prozent.

2022 mit negativer Performance

Auch das dritte Quartal 2022 endete mit einer negativen Wertentwicklung auf Jahressicht: Minus 5,6 Prozent bedeuten noch einmal zwei Prozent weniger als Ende Juni. Auch auf drei, fünf und zehn Jahre gesehen ging die Performance zurück, kann aber mit 3,8 Prozent im langfristigen Bereich noch als solide bezeichnet werden. Als Stützpfeiler dienten wieder einmal spezielle Anlagen in Private Equity, die auf Jahressicht 18,6 Prozent erzielten.

von Markus Neubauer, Geschäftsführer, Universal Investment

Methodik und Relevanz

Die Auswertung erfasst alle Anlagen in Spezialfonds bei Universal Investment für den Zeitraum von Dezember 2011 bis zum 30. September 2022. Sie wird regelmäßig aktualisiert. Das Gesamtvolumen der analysierten Assets under Administration beträgt derzeit rund 504 Milliarden Euro.

Performanceergebnisse der Vergangenheit lassen keine Rückschlüsse auf die zukünftige Entwicklung eines Investmentfonds oder Wertpapiers zu. Wert und Rendite einer Anlage in Fonds oder Wertpapieren können steigen oder fallen. Anleger können gegebenenfalls nur weniger als das investierte Kapital ausgezahlt bekommen. Auch Währungsschwankungen können das Investment beeinflussen. Beachten Sie die Vorschriften für Werbung und Angebot von Anteilen im InvFG 2011 §128 ff. Die Informationen auf www.e-fundresearch.com repräsentieren keine Empfehlungen für den Kauf, Verkauf oder das Halten von Wertpapieren, Fonds oder sonstigen Vermögensgegenständen. Die Informationen des Internetauftritts der e-fundresearch.com AG wurden sorgfältig erstellt. Dennoch kann es zu unbeabsichtigt fehlerhaften Darstellungen kommen. Eine Haftung oder Garantie für die Aktualität, Richtigkeit und Vollständigkeit der zur Verfügung gestellten Informationen kann daher nicht übernommen werden. Gleiches gilt auch für alle anderen Websites, auf die mittels Hyperlink verwiesen wird. Die e-fundresearch.com AG lehnt jegliche Haftung für unmittelbare, konkrete oder sonstige Schäden ab, die im Zusammenhang mit den angebotenen oder sonstigen verfügbaren Informationen entstehen.
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