Zehn Prognosen für 2023: Womit sollten Anleger rechnen?

Markets | 15.12.2022 18:00 Uhr
John Vail, Chief Global Strategist, Nikko AM / © e-fundresearch.com / Nikko Asset Management
John Vail, Chief Global Strategist, Nikko AM / © e-fundresearch.com / Nikko Asset Management
Archiv-Beitrag: Dieser Artikel ist älter als ein Jahr.

John Vail, Chief Global Strategist bei Nikko AM, erwartet vom kommenden Jahr zehn Entwicklungen:

1. 2023 wird ein Jahr wie kein anderes.
Anleger sollten keine „traditionelle“ Erholung erwarten. Die bewährten Modelle greifen nicht mehr. Anleger sollten vorsichtig und ausgewogen investieren und gezielt Risiken in ausgewählten Ländern, Sektoren und Aktien eingehen. Die aktive Aktien- und Managerauswahl wird wichtiger sein denn je.

2. Chinas positive Weichenstellungen machen Hoffnung.
Nach zögerlichem Start sollte sich das Wirtschaftswachstum in China deutlich verbessern, anders als im trägen Rest der Welt. Peking hat mit der Finanzierung von Immobilienprojekten die Weichen auf Wachstum gestellt, auch wenn die Konjunktur immer unabhängiger wird vom Immobiliensektor. Dies dürfte dazu beitragen, dass die Rohstoffpreise stabil bleiben.

Auch der jüngste Schwenk zu einer entspannteren Außenpolitik hat die globalen Aussichten erheblich aufgehellt. Diese Entspannungspolitik wird viele Herausforderungen zu bestehen haben, insbesondere einen wahrscheinlichen Taiwan-Besuch der neuen republikanischen Führung im US-Repräsentantenhaus sowie anhaltende Handelsbeschränkungen. China dürfte die Käufe von US-Staatsanleihen nach den umfangreichen Verkäufen im laufenden Jahr wieder aufnehmen. Das Land wünscht sich mehr Stabilität, um die Schwäche seines Immobiliensektors und von Teilen seiner Finanzmärkte zu beheben. Unternehmen aus den USA und anderen Ländern wiederum hoffen, dass sie trotz Beschränkungen verlässlich in China produzieren können, dass China ein wichtiger Abnehmer bleibt und dass die globalen Lieferketten funktionieren. 

3. Corona bleibt ein Faktor.
Das gilt insbesondere für die Angst vor dem Virus in China. Auch wenn Fall- und Opferzahlen zunehmen dürften, will die Regierung die Konjunktur fördern. Im Frühjahr dürfte es zu einer nahezu vollständigen Öffnung kommen, insbesondere nach dem Nationalen Volkskongress im März. Die Corona-Angst sollte dort – und weltweit – vernünftig und nachhaltig weichen.

4. Die Zentralbanken (Ausnahme Japan) halten die Zinsen hoch, um „Zweitrundeneffekte“ zu verhindern.
Diese „Effekte“ sind entscheidend für die Entwicklung der Inflation. Dazu zählen Lohnforderungen, Streiks und damit einhergehende Angebotsschocks, aber auch die „Preissetzungsmacht“ von Unternehmen und Vermietern. Alles wird darauf schauen, wie entschlossen die Zentralbanken bei einer weiteren Konjunkturabschwächung die Zinsen hoch halten werden. Dies gilt vor allem für Europa: Dort ist die Inflation am höchsten in der entwickelten Welt, die Beschäftigten sind einflussreich. Umgekehrt dürften Länder mit niedrigeren Arbeitnehmerforderungen im Vorteil sein, insbesondere Japan und ein Großteil Asiens (Ausnahme Südkorea).

5. Länder mit zu starkem Hardware-Fokus dürften unter Druck stehen.
Die Branche hat es schwer. Mittelfristig droht ein Überangebot an Halbleitern, da Länder auf der ganzen Welt nicht zuletzt aus Gründen der nationalen Sicherheit den Bau eigener Fabriken vorantreiben. Hersteller von Halbleiterproduktionsanlagen dürften wieder mehr Aufträge erhalten.

6. Weder Horrorschau noch paradiesische Zustände an den Risikomärkten.
US-Aktien sind nicht billig. Eine starke Rally scheint daher nicht gerechtfertigt. Die meisten anderen Märkte könnten sich von niedrigeren Bewertungen aus gut entwickeln. Europas besondere Schwierigkeiten könnten aber dazu führen, dass der Markt dort günstig bleibt. Die Auswahl von Aktien und Sektoren wird in diesem Umfeld der Schlüssel zu positiven Renditen sein.

7. Kurzfristige Ängste vermeiden!
Kurzfristig sind viele Schocks möglich – bei Gesamtwirtschaft, Unternehmensgewinnen und -anleihen. Die Weltwirtschaft gleitet weiter ab in eine halb-stagflationäre Phase, in der frühere Exzesse geheilt werden. In diesem Heilungsprozess verbessern sich die mittelfristigen Aussichten. Anleger sollten daher nicht in kurzfristige Panik geraten. Schocks bei den Unternehmensgewinnen sind auszuhalten, solange diese nicht weit unter den Erwartungen liegen, insbesondere wenn die Aussichten weiterhin positiv sind. 

8. Für die globale Krypto-Infrastruktur und einige wachstumsstarke Branchen bleibt es schwierig.
Die meisten „Wachstum um jeden Preis“-Unternehmen und -Branchen werden nach den jüngsten Ereignissen von Risikokapitalgebern, Anlegern, Banken und Aufsichtsbehörden unter die Lupe genommen. Dadurch werden zwangsläufig weitere Probleme aufgedeckt, die sich ausbreiten könnten. Unternehmen mit außerordentlichem Wachstum werden einen klaren Weg zur Rentabilität auf GAAP-Basis aufzeigen müssen, um Finanzierungen zu erhalten. Allerdings dürften sie ein größeres Investoreninteresse auf sich ziehen. 

9. Die Geopolitik bleibt ein Faktor.
Der „Kampf der Systeme und Philosophien“ wird weitergehen, insbesondere da Russland, Iran und China eigene Wege gehen. Der Krieg in der Ukraine wird andauern, möglicherweise aber weniger blutig als bisher, was die Risikomärkte beruhigen könnte. Im Nahen Osten muss man insbesondere den Iran beobachten, da die Spannungen angesichts interner Probleme und einer durchsetzungsfähigeren neuen israelischen Regierung weiterhin stark erhöht sind. Auch Taiwan sollten Anleger im Auge behalten. Beim unberechenbaren Nordkorea bleibt zu hoffen, dass China das Land von weiteren Provokationen abhält, um Spannungen abzubauen. 

10. Innenpolitik wird wichtig sein.
Weltweit sind die Möglichkeiten zu fiskalischen Anreizen stark eingeschränkt, da man inflationäre Auswirkungen und höhere Zinsbelastungen fürchtet. In den USA wird die republikanische Mehrheit im Repräsentantenhaus zu größeren Auseinandersetzungen führen. Kommt es an den Finanzmärkten oder in der Wirtschaft zu Problemen, muss gehandelt werden, da ansonsten die Finanzmärkte in Aufruhr geraten. Die Ermittlungen des Repräsentantenhauses in verschiedenen politischen Angelegenheiten dürften zusätzlich für Unruhe sorgen. In Europa dürfte der politische Dissens heftig werden, zumal die Energiesubventionen aufgrund der notwendigen fiskalischen Zurückhaltung zurückgehen werden. In Asien hingegen herrscht an der politischen Front sehr viel mehr Ruhe.

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