So, das war´s another year over, something new has began, zumindest aus Sicht des Mittwochsmails. Wir erwarten aber auch sonst in den letzten Tagend des Jahres keine wirklich großen Überraschungen mehr, die Aufregung sollte sich auf den Märkten bei ausdünnenenden Volumina langsam legen. Ob wir bereits nächste Woche Neupositionierungen größeren Ausmaßes sehen, wird sich zeigen, wichtig für die Statistiker sind jedenfalls die ersten drei Handelstage im neuen Jahr, weil da gibt´s historisch eine gewisse Korrelation zur Richtung der Gesamtjahresperformance. :-)
Nachdem wir letzte Woche diverse Base-Case Erwartungen besprochen haben, werfen wir doch zum Abschluss des Jahres einen Blick auf die möglicherweise fetten Tails der Möglichkeiten und da im Speziellen auf den Linken…. Welcome to the dark Side, sozusagen. (Und es geht hier nicht um uns Sales-Leute ;-)). In diesem Zusammenhang möchte ich Bernhard W. explizit erwähnen, der mir immer ein guter, persönlicher Dr. Doom ist! :-) Was wäre also, wenn wir/die FED doch rund vier Trillionen Überschußliquidtät aus dem System saugen muss, was wenn wir mittelfristig tatsächlich positive Realzinsen brauchen, und das eventuell auch in Europa?
Dann ist die Terminal-Rate in den USA wohl eher nicht bei 4,5% und in Europa sicher auch nicht bei 2,5%. Das wiederum müsste dann auch das lange Ende einsehen und alles, was wir 2022 an Schmerz bei den Anleihen gesehen haben, würde sich etwa so anfühlen, wie Omikron zu Delta. Höhere Zinsen bedeuteten natürlich höhere Refinanzierungskosten und – zwei Schritte überspringend – einen echten Defaultzyklus, wie wir ihn wohl seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen haben. Das Mittelgute dabei wäre, dass es in Europa wohl in erster Linie die Euro-Peripherie Staaten erwischen würde und erst in zweiter Linie die Unternehmen.
Deutschland als europäischer Lender of last Resort, würde wahrscheinlich dann auch irgendwann das Naserl voll haben und den – bereits 2008 im Markt diskutierten – Schritt eines Austritts aus der EU erwägen. Alle anderen müssen sowieso dabei bleiben, je schlechter die Situation desto mehr… Dass das darauffolgende Chaos ein reinigendes wäre und man bei einem zweiten Anlauf, möglicherweise viele Dinge richtiger machen würde, als im ersten Versuch, wäre natürlich zu hoffen. (Das Einstimmigkeitsprinzip, würde ich persönlich zB nicht mehr einfordern. ;-)) Der Weg dorthin wäre aber ein äußerts schmerzvoller.
Depression, Arbeitslosigkeit, Kollaps auf den Finanzmärten und ein Sieclé de l`obscurité wären die Folge (auch wenn die Jahrhunderte bekanntermaßen heutzutage schneller vergehen. ;-)) Aber da wir uns darauf, insbesondere aus Assetalloctaion Gesichtspunkten, eh nicht wirklich vorbereiten können, gehen wir davon aus, dass die systemische Resilienz und das allgemeine Interesse die Angelegenheit nicht vollends scheitern zu lassen groß genug ist, um das Schlimmste zu verhindern. Wie wir´s aber drehen und wenden, lange Govies wollen wir wahrscheinlich wirklich keine und im Credit-Bereich ist auch eher Fahren auf Sicht ausgerufen.
Was bleibt also? TINA 2.0 :-) – Aktien guter Unternehmen haben auch in der Krise Saison bzw. sind wahrscheinlich tatsächlich alternativlos und natürlich ein bisserl Gold und eine paar Äcker.
In diesem Sinne wünsch ich uns ein frohes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch ins neue Jahr, Mut zur bzw. der Mitte, weniger Alternativen dafür mehr Realität, mehr Zeit zum Lesen, weniger Rauschen, dass am Ende doch alles gut wird und natürlich Frieden für die Welt!
Wir sehen uns – hoffentlich – wieder am 11. Jänner 2023!
Love, Peace & Happiness!
Florian
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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