China. Heute eine sehr prosaische Einleitung, aber ein umso spannenderes Thema. :-) Abgesehen davon, dass die Chinesen – und das ist bitte in keiner Weise despektierlich gemeint! – überall Ihre Finger drin haben und mit ihrem eher abwartenden, analytischen Zugang, der vielleicht manchmal sogar ein bisserl subversiv ist, höchst erfolgreich sind, findet dort gerade eine ganz interessante demographische Entwicklung statt. Das Wien nicht Chicago und Europa wohl nicht Japan wird, scheint inzwischen relativ klar, wobei uns bei Zweiterem wahrscheinlich Kriegs- und Klimaflüchtlinge aus der Patsche helfen werden.
Die Anzahl der Bewohner Chinas ist erstmals seit 1960 zurückgegangen und zwar gleich um rund 850.000 Menschen. Absolut gesehen ist das natürlich bezogen auf die chinesische Gesamtbevölkerung noch nicht viel, aber dennoch bemerkenswert. Die Auswirkungen der Ein-Kind Politik sind bekannt bzw. waren/sind relativ leicht zu errechnen, weshalb da in den letzten Jahren auch versucht wurde gegenzusteuern. Aber dann kam die Seuche und die Geburtenraten gingen weiter zurück. Kommentaren war zu entnehmen, dass viele Paare den Kinderwunsch ob Coronas verschoben haben, was – wenn ich mich nicht irre – eine ziemlich diametrale Entwicklung zur westlichen Welt darstellt. Möglicherweise waren in China viele, aber einfach nur alleine im Lock-Down oder in der Quarantäne… ;-)
Ob Familienplanungen, sind sie erst einmal verschoben, nicht doch vielleicht ganz aufgehoben sind, wird sich zeigen. Der langfristige Trend wird sich aber wahrscheinlich so schnell (wenn überhaupt) nicht umkehren lassen, was wiederum auf lange Sicht die Signifikanz Chinas - hier verglichen hauptsächlich mit Indien - eher reduzieren dürfte, aber darüber werden dann unsere Kinder berichten. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Zugänge der anderen großen Volkswirtschaften. Japan hat sich entschieden, in Würde zu altern, den Status Quo – bis hin zur völlig fragwürdigen Yield Curve Control ;-) – so lange als möglich aufrecht zu erhalten.
Europa ist, wie immer unentschieden, würde gern, aber kann nicht so richtig, hat aber rein demographisch den Vorteil, dass rundherum Katastrophen passieren und die Stärksten und Entschlossensten aus aller Herren Länder herandrängen. Wird wahrscheinlich mittelfristig nicht ganz einfach mit der Integration bzw. mit der Anpassung der autochthonen Bevölkerung, die sich in den vergangenen Jahrzehnten eher auf ihre Schwächen konzentriert hat. Einen globalen Führungsanspruch wird man hierorts im Gegensatz zu den USA zukünftig wohl eher nicht stellen. Jenseits des Teiches lässt man mit America First, auch wenn das unter den Demokraten ein bisserl verklausulierter klingt, keinen Zweifel daran, wer zukünftig sagen soll, wo´s langgeht: Man holt sich die besten Köpfe ins Land, verabschiedet die, die man nicht haben will und kippt Abtreibungsgesetze aus den 1970 Jahren.
Wie jetzt welcher Ansatz aus moralisch-ethischer Sicht zu bewerten ist, überlass ich sehr gern anderen. :-) Dass der Markt, auch wenn wir ESG ja quasi erfunden haben ;-), eher auf die Bottom-Line schaut als darauf, ob sich eh auch alle lieb haben, ist wahrscheinlich für die meisten keine Überraschung. Ob sich das bei den heranwachsenden Generationen von Händlern, Portfolio- und Hedgefondsmangern ändern wird, darf durchaus bezweifelt werden, solang´s darum geht am Ende möglichst viel Kohle zu machen.
Und aus! :-) – der Deutschlehrer meiner Kinder würde schimpfen, keine Einleitung, kein Schluss und keine Moral. *lol*
Liebe Grüße
Florian
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.