No, war ganz spannend die vergangene Woche! ;-) Two banks down, a couple more to go? – Glauben wir eigentlich nicht, wissen wir doch seit Lehmann, dass es keine besonders vertrauensbildende Maßnahme ist, größere Banken Pleite gehen zu lassen. Persönlich find ich auch die Lösung der CS Übernahme durch die UBS ganz charmant, hätte aber auch die Equity Holder noch mehr zur Kasse gebeten. Die ursprüngliche Aufregung, dass – und jetzt wird´s ganz kurz technisch – die AT1s komplett ausgefallen sind, dürfte sich legen/gelegt haben, scheint es doch so zu sein, dass die Bedingungen dieser immer im nationalen Recht verankert sind und wir davon ausgehen können, dass die Schwitzer da schon wissen, was sie reingeschrieben haben. Aber sei´s drum, zum Streiten gibt es sicher etwas!
Die grundsätzliche Entwicklung, dass eine Großbank von einer noch Größeren, ausgestattet mit bedingungslosen Staatsgarantien, aufgefangen wird, wirft natürlich schon die Frage auf, wo das einmal alles enden soll. Die UBS neu hat eine Bilanzsumme, die etwa doppelt so groß ist wie das Schweizer BIP, das ist etwa so als ob Holwing Mad Murdoch B.A. Baracus garantiert, ihn im Ringkampf zu unterstützen. Nett, aber wohl kaum über die Kraft der Symbolik hinausgehend. So es ein Problem gibt, wird es also einen größeren Garantor brauchen. Möglicherweise wäre es jetzt – wiedereinmal ;-) – Zeit darüber nachzudenken, welche Teile des Bankensystems ´zur Basisversorgung gehören und mithin auf die eine oder andere Art geringfanced gehören und welche Teile auf Gewinnerzielung ausgerichtet sein sollten und mithin letzten Endes dem freien Spiel der Kräfte unterliegen müssten.
Wie beim Rauchen, Impfen und diverser anderer kontroversieller Themen der jüngeren Vergangenheit müssen wir uns wohl oder übel irgendwann über den Grad an Eigenverantwortlichkeit, der der Bevölkerung zuzumuten ist, unterhalten. Muss jeder, der sein Geld bei der CS oder SVB angelegt hat(te), wissen, dass das Ding den Bach runter gehen kann? Gibt es eine monetär bezifferbare Größe der Unwissenszumutbarkeit? Muss die Breite der Leistenden, die das System durch Steuerbeiträge aufrechterhält, immer die Sozialisierung jeder Fehlentscheidung der Einzelnen tragen und wenn ja, ab wann und bis wohin? Damit einhergehend stellt sich natürlich unweigerlich die Frage: Wieviel Katastrophe vertragen wir noch?
Fürchte, da sind wir bereits ziemlich am Anschlag. Wie war die Geschichte mit den Interferenzen bei den Wellen? Aus dem Internet :-): Bei Interferenz überlagern sich kohärente Wellen, sodass sich ihre Amplituden addieren. Dabei kann es zur Verstärkung (konstruktive Interferenz) oder zur Abschwächung (destruktive Interferenz) kommen. Zu befürchten steht, dass wir es eher mit Variante 1 zu tun bekommen… ;-) Wobei wir hier explizit (im Moment ;-)) nicht von einem Dominoeffekt im Bankensystem ausgehen, es aber ja noch eine Reihe andere Baustellen gibt, wo man sich drüber den Kopf zerbrechen könnte und wir uns fast überall eher auf dem Pfad zur weiterer Eskalation befinden, egal ob wir jetzt regional in die Ukraine oder nach Israel blicken, oder den kürzlich erschienen IPCC Report überfliegen.
Reduziert auf die Finanzmärkte hat sich hier ein gewisser Fatalismus etabliert. Wir operieren sozusagen unter dem Going Concern Prinzip. Ist wahrscheinlich auch völlig rational, weil a) zu Tode gefürchtet eh auch gestorben ist und b) sich innerhalb der liquiden, elektronisch gehandelten Instrumente im Falle des Falles kein Versteckerl bieten wird. In diesem Zusammenhang bin ich auch nicht ganz sicher, ob sich die Insider Party bei den Kryptos wirklich auszahlt, weil´s ja doch – im Gegensatz zu Gold und Valuten – einer gewissen Infrastruktur bedarf, um die Dinger umzudrehen.
Aber zurück in die Unmittelbarkeit: Kaum eine Zentralbankentscheidung der letzten Zeit wird mit so viel Spannung erwartet, wie die heutige der FED. Der Markt ist höchst unentschlossen, was da heut passieren wird. Tatsächlich macht es ökonomisch auch eher keinen Unterschied, ob die Zinsen um 0,25% mehr oder weniger erhöht oder gar gesenkt werden (highly unlikley!), was wir uns aber alle erhoffen ist eine gewisse Guidance, wie´s weitergehen könnte. Zu prognostizieren, was tatsächlich entschieden werden wird, gibt´s sicher berufenere Köpfe. Der aus meiner Sicht - die sich möglicherweise mit dem Markt einigermaßen deckt ;-) – präferierte Ausgang wäre eine Erhöhung um 25bp. Mit dem dazu passenden Statement würde das signalisieren, dass man die Probleme des Bankensystems ernst nimmt, die Situation aber für unter Kontrolle gebracht hält, die Inflation nicht aus den Augen verliert, aber Vertrauen in die Wirksamkeit des eingeschlagenen Kurses hat. Alles andere wird JP schon ganz gut argumentieren müssen, um nicht einige verschnupfte Naserln und traurige Kinderaugen zu produzieren.
Zum Abschluss noch ein Blick ins Ö.Reich der Mitte und in die hierigen Abgründe der kommunalen Innenpolitik. Nein, nicht nach N.Ö. - so tief dann doch wieder nicht ;-) – sondern in die Engen der Sozialdemokratie. Völker, hört die Signale! Auf, zum letzten Gefecht! Gilt dabei möglicherweise nicht nur für die Pam - der Dosko hat ja als burgenländischer LH eh null Downside - , sondern für die ganze SPÖ. Jedem sein Knittelfeld, könnte man meinen… Wo sind die Zeiten hin, in denen es hierzulande einen breiten Konsens zwischen Mitte Links und Mitte Rechts (die Betonung liegt hier ganz klar auf der Mitte :-)) gegeben hat? GroKo forever! :-)
Und aus! :-)
Alles Liebe
Florian
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH
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Florian Gröschls obiger Kommentar stellt eine Markteinschätzung aufgrund von selbstentwickelten Systemen und persönlichen Erfahrung dar. Keinesfalls ist obiger Kommentar eine Empfehlung oder Meinung der ARC und/oder Florian Gröschl, Positionen welcher Art auch immer einzugehen.