Börsenbarometer: 34% Discount - ein Sommerschlussverkauf?

Pünktlich zum Start in das Wochenende kommentiert e-fundresearch.com Gastkolumnist & Kapitalmarktexperte Dr. Josef Obergantschnig wöchentlich das Börsengeschehen aus erfrischend neuen Blickwinkeln. Markets | 11.08.2023 16:00 Uhr
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH / © e-fundresearch.com / Obergantschnig Management GmbH (Foto: Vicky Posch)
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Wöchentlicher Börsenbarometer von Dr. Josef Obergantschnig: 34% Discount - ein Sommerschlussverkauf?

Sommer, Sonne, Sonnenschein? Von wegen! Das betrifft sowohl die Wetterlage als auch das muntere Börsentreiben all jener, die sich nicht gerade im wohlverdienten Urlaub befinden. In den ersten Augusttagen sind die Aktienmärkte unter Druck geraten. Meine Kaffeemaschine rattert, als die Kaffeebohnen gemahlen werden. Das ist vergleichbar mit dem operativen Geschäftsbereich von Unternehmen. Wenn meine Kaffeemaschine ihren Job gemacht hat, rinnt ein wunderbarer Kaffee in meine Espresso-Tasse. Was für mich mein Espresso ist, ist für einen Investor der Unternehmensgewinn.

Passend dazu können wir einen Blick auf die aktuelle Gewinnsaison machen, die in Nordamerika und Europa schon weit fortgeschritten ist. Die Ergebnisse konnten zwar mehrheitlich die Erwartungen übertreffen, allerdings schlägt sich die abnehmende Konjunkturdynamik mittlerweile auch schon in den Unternehmensbilanzen nieder. Davon sind sowohl kleinere Unternehmen aber auch die großen Börsengiganten betroffen. So musste beispielsweise Apple, das wertvollste Unternehmen der Welt, einen leichten Umsatzrückgang im Vergleich zum Vorjahresquartal hinnehmen. Das liegt vor allem am Hardware-Bereich und betrifft sowohl das iPhone, das iPad aber auch den Mac. Positiv hingegen hat sich der Bereich Services entwickelt. Unglaublich, dass Apple mittlerweile die 1 Milliarden-Schallmauer an verkauften Abos überschritten hat. Aber nicht nur in Nordamerika und Europa war das Ergebnis durchwachsen. Auch Aktien aus Schwellenländern haben in dieser Berichtssaison mehrheitlich enttäuscht.

Von der Sektorenseite her betrachtet, konnte der Bereich Gesundheitswesen besonders überraschen, wohingegen Aktien aus dem Grundstoffsektor mehrheitlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben sind. Spannend dazu finde ich auch eine Analyse von SPDR Americas Research, welche die Top-Sektoren in unterschiedlichen Phasen des Wirtschaftszyklus für S&P 500 Unternehmen ermittelt hat. In einer Rezession konnten lediglich Unternehmen aus dem Basiskonsumgütersektor eine positive Performance erzielen. Darüber hinaus konnten klassische Versorger, der Gesundheits- und Energiebereich den Markt deutlich übertreffen. Unterdurchschnittlich entwickelten sich im Gegensatz dazu der Tech-Sektor sowie Immobilienaktien. Wenn die Wirtschaft aber wieder in eine Erholungsphase eintritt, haben in der Historie vor allem der Immobilien- und Technologiesektor ein überdurchschnittliches Ergebnis erzielen können.

Wenn wir uns nun die Aktienmärkte von der Bewertungsseite aus ansehen, sind europäische Unternehmen mit einem deutlichen Abschlag im Vergleich zu ihren amerikanischen Pendants zu erhalten. Das ist schon seit vielen Jahren der Fall. Allerdings ist zu bedenken, dass der aktuelle Discount bei 34% liegt und damit so groß ist wie noch nie in der Historie. Erleben wir hier einen Sommerschlussverkauf?

Aus meiner Sicht ist der große Bewertungsunterschied vor allem mit der Branchenstruktur zu begründen. Europa steht für Tradition, US-Unternehmen für Innovation und technologischen Fortschritt. Nicht umsonst ist das Mekka der Technologie in Silicon-Valley beheimatet. Wir erleben gerade einen wahrscheinlich auch historisch betrachtet einzigartigen Transformationsprozess. Und genau hier ist Schnelligkeit und Anpassungsfähigkeit das Gebot der Stunde. Das spiegelt sich auch im Börsenwert der teuersten Unternehmen wieder. Aktuell werden sechs Unternehmen mit mehr als einer Billion US-Dollar bewertet. Neben Apple befinden sich auch mit Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, und Nvidia fünf technologieaffine Unternehmen in diesem selektiven Klub. Einzige Ausnahme ist der saudische Ölgigant Saudi Aramco. Einziger Europäer in den Top-25 ist der französische Luxushersteller LVMH auf Rang 14. Der Börsenwert des Unternehmens liegt bei rund 450 Milliarden US-Dollar. Auch wenn es definitiv viel erscheinen mag, entspricht es nur 16% des Börsenwertes von Apple!

Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist

Dr. Josef Obergantschnig ist ein anerkannter Kapitalmarktexperte, Unternehmer, Autor und ehemaliger Chief Investment Officer eines Asset-Managers. Mit seinem eigenen Unternehmen berät er Kapitalanlagen, Versicherungen und andere institutionelle Investoren und will darüber hinaus auch seinen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz an Finanzexperten, Privatpersonen und vor allem auch an junge Menschen unterhaltsam weitergeben.

Infos zum aktuellen Buch: https://www.vonnullaufreich.com

Keynote Speaker: www.josefobergantschnig.at

Weitere Informationen unter: www.ecobono.com / www.obergantschnig.at

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