Wöchentlicher Börsenbarometer von Dr. Josef Obergantschnig: Narrische Schwammerl und die glorreichen Sieben
Norwegen ist ein sehr interessantes Land, dass auch aufgrund der 24.000 Kilometer Küstenlänge kulinarisch einiges zu bieten hat. Neben Rentier- und Elchfleisch gehören auch Fischgerichte zu den absoluten Spezialitäten. Der Norweger an sich trinkt auch gerne Kaffee. Und das nicht nur in den frühen Morgenstunden, sondern zu jeder Tages- und Nachtzeit in großen Mengen. Vielleicht ist mir das Land im Norden Europas auch deshalb so sympathisch. Darüber hinaus hat sich Norwegen auch im Finanzbereich zu einem weltweit viel beachteten Role Model entwickelt.
Der norwegische Staatsfonds ist für mich der Inbegriff für ein über Generationen ausgelegtes Investment. Der Fonds wird aus den Mitteln der Öleinnahmen gespeist und verfolgt das Ziel, einen Teil der Einnahmen auch zukünftigen Generationen zu vermachen. Darüber hinaus war der norwegische Staatsfonds auch ein Pionier im Bereich nachhaltiger Investments und hat bereits um die Jahrtausendwende die ersten Akzente gesetzt. Seit 1996 wird nun eifrig gespart und investiert. Mittlerweile verwaltet der größte Staatsfonds ein Volumen von 1,4 Billionen US-Dollar und damit das 2,4fache des norwegischen Bruttoinlandsproduktes.
Die Manager des Staatsfonds sind durchaus bereit, gewisse Risiken einzugehen. Knapp 70% des Portfolios werden in über 9.000 Einzelaktien in 63 Länder investiert. Damit besitzt der norwegische Staatsfonds rund 1,5% aller börsennotierten Aktien der Welt. So gehört ihm beispielsweise 3,4% der UBS, 2,1% von Siemens, 1,8% der Erste Bank, 1,2% von Microsoft, 1,1% von Apple bzw. Coca-Cola, 0,9% von Tesla sowie 0,6% von BMW bzw. der OMV. Dieses langfristige Investment macht sich durchaus bezahlt. In Phasen geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheiten des Jahres 2022 muss man aber auch bereit sein, empfindliche Verluste in Kauf zu nehmen. Die Halbjahresbilanz 2023 sieht im Gegensatz dazu schon wieder relativ erfreulich aus. Angetrieben von der Performance der Aktienmärkte konnte der Staatsfonds eine Performance von 10% erwirtschaften. Es macht sich also durchaus bezahlt, der eigenen Strategie langfristig treu zu bleiben. In der Krise die eigenen Grundsätze entnervt über Bord zu werfen, ist meiner Beobachtung nach ein kapitaler Fehler von Investoren.
Der Aktienmarkt pendelt dieser Tage unentschlossen hin und her. Ausschlaggebend für die Index-Performance ist vor allem die Entwicklung der großen Tech-Schwergewichte. Und dabei spreche ich nicht nur von Tech-Indizes wie dem Nasdaq-100 sondern auch von global ausgerichteten Indizes. Der MSCI All Country World Index (MSCI ACWI) setzt sich auch dem MSCI World, einem Welt-Index für Industrieländer, und dem MSCI Emerging Markets, einem Welt-Index für Schwellenländer zusammen. DER MSCI ACWI repräsentiert rund 85% der weltweiten Marktkapitalisierung. Von der Länderseite ist die USA mit 62% am stärksten vertreten. Mit deutlichem Respektabstand folgt Japan mit 5,5% bzw. Großbritannien mit 3,6%. Sektorenseitig dominieren IT (22%), Finanzdienstleistungen (16%) und Gesundheitswesen (12%). In Summe sind in dem Index knapp 3.000 Einzeltitel vertreten. Spannend finde ich aber, dass die sieben Indexschwergewichte Apple, Microsoft, Alphabet (Google), Amazon, Nvidia, Tesla und Meta in Summe 16% des Index repräsentieren. Der Börsenwert dieser glorreichen Sieben entspricht damit mehr als dem aufsummierten Wert aller Unternehmen in Japan, UK, China und Frankreich zusammen. Irgendwie unglaublich, meinen Sie nicht auch?
Die Notenbanker rund um den Globus waren in den letzten Monaten stark gefordert. Schließlich gilt es, die davongaloppierende Inflation einzufangen und darüber hinaus auch darauf zu achten, das zarte Konjunkturpflänzchen nicht gänzlich verdursten zu lassen. Janet Yellen, ist ehemalige Präsidentin der amerikanischen Notenbank und mittlerweile Finanzministerin der größten Volkswirtschaft der Welt. Eine durchaus beeindruckende Frau, die in ihrem Leben viel erreichen konnte. Janet Yellens Bekanntheitsgrad reicht aber weit über die USA hinaus. Dieser Tage erobert die Frau China. Grund dafür ist, dass die liebe Janet irrtümlich bei einem Abendessen ein Schwammerl-Gericht verdrückt hat. Das ist einmal nichts Ungewöhnliches. Die Pilze haben aber halluzinogene Eigenschaften, die bei falscher Zubereitung den Gourmet in ein anderes Universum beamen können. Janet Yellen gab an, keine Auswirkungen gespürt zu haben. Nichts desto trotz hat diese „Lanmaoa-Pilze-Affäre“ einen Sturm auf die Filialen der Lokalkette geführt. Notenbanker aufgepasst: Sollte Sie die US-Finanzministerin zum Abendessen einladen, achten Sie auf den Speiseplan. Die aktuelle Situation ist auch ohne Halluzinationen komplex genug!
Dr. Josef Obergantschnig, Gründer, Obergantschnig Management GmbH & e-fundresearch.com Gastkolumnist
Dr. Josef Obergantschnig ist ein anerkannter Kapitalmarktexperte, Unternehmer, Autor und ehemaliger Chief Investment Officer eines Asset-Managers. Mit seinem eigenen Unternehmen berät er Kapitalanlagen, Versicherungen und andere institutionelle Investoren und will darüber hinaus auch seinen jahrzehntelangen Erfahrungsschatz an Finanzexperten, Privatpersonen und vor allem auch an junge Menschen unterhaltsam weitergeben.
Infos zum aktuellen Buch: https://www.vonnullaufreich.com
Keynote Speaker: www.josefobergantschnig.at
Weitere Informationen unter: www.ecobono.com / www.obergantschnig.at