Gröschls Mittwochskommentar: 36/2023

Der wöchentliche Blick auf die Märkte, (Geo-)Politik, Known Unknowns und andere wichtige Entwicklungen. Verfasst von e-fundresearch.com Gastautor Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH. Markets | 06.09.2023 10:56 Uhr
Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH / © e-fundresearch.com & interfoto
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Im Prinzip liegt eine eher ereignisarme (um hier explizit nicht friedlich zu schreiben!) Woche hinter uns. Keine Big News bei den großen Themen und – was vielleicht noch wichtiger ist – keine neuen Einschätzungen zu eben diesen. Die großen Erkenntnisse kommen einem am Strand ja nur eher selten. ;-) Aber nun heißt es für die meisten dann doch back to school/back to work und da kann einem im Post-Urlaubs-Sturm & Drang dann schon mal einer auskommen, ein neuer Gedanke. ;-) Erfolgreich bremsend wirkt hier, wenn sich genug administrative und Reporting Aufgaben angesammelt haben, die sämtliche positive Energien gleich wieder ersticken. Tage lassen sich trefflich mit dem Schreiben von Berichten und Kommentieren vergangener Entscheidungen etc. verbringen und am Abend hat man dann auch noch das Gefühl, was gearbeitet zu haben, nur gelernt und Neues erkannt, hat man leider nichts. :-)

Aber es scheint sich ein gewisser Bedarf an PortfoliomanagerInnen abzuzeichnen und die Nachfrage an Risikomanagern und Administrativkräften ein bisserl zurückzugehen. Bitte nicht falsch verstehen, wir lieben unsere RMs usw, aber Geld verdienen, tun die leider halt alle nicht. War auch wurscht in der Ära des geschenkten Geldes, weil das Risiko sich eh nur auf operationale Angelegenheiten beschränkt hat. Der Markt und alle dortigen Hick Ups wurden von den Zentralbanken und mit Abstrichen von den Regierungen gemanagt. Ob Staaten, Banken, Corporates oder der Konsument - alle wurden aufgefangen, unterstützt und beschenkt. Wer immer Risiko genommen hatte, konnte davon ausgehen, dass seine Fehlentscheidungen, so es denn welche gewesen sind, sozialisiert und durch die Gelddruckmaschinen ausgeglichen wurden. Nun das dürfte vorbei sein, sind wir nach 15 Jahren „New Normal“ jetzt zum alten Normalzustand zurückgekehrt, indem Zinsen ein Maß für Opportunitätskosten sind und man wieder durchaus drüber nachdenken kann, wie man Kapital bestmöglich allokiert.

Die Stichworte der Era of Free Money, die man dereinst in Wirtschaftsgeschichtsbüchern wird finden, sind wohl zweifelsohne Start-Up & Bitcoin. :-) Don´t get me wrong, es hat das geschenkte Geld sicherlich großartige Entwicklungen und tolle Unternehmen hervorgebracht und auch die Kryptowährungen haben ganz sicher ihre Berechtigungen (auch wenn sie sich mir noch immer nicht wirklich erschließen ;-)), aber unterm Strich waren die Fehlallokationen zu unproduktiven, wirtschaftlich und gesellschaftspolitischen Sinnlosigkeiten, bei denen sich die „Gründer“ erfolgreich durch Runde eins und Runde zwei gespielt haben und dazwischen gut gelebt haben, Legion. No sorrow no remorse, jeder Generation ihre Blödheit, das Geld ist ja nicht weg, es hat jetzt nur wer anderer. :-)

Die vielbemühte Analogie zum Süchtigen, der 2008 anstatt auf kalten Entzug auf Methadon gesetzt wurde, ist natürlich weiterhin gültig. Allerdings scheint, und das kommt tatsächlich ein bisserl überraschend, der Markt es – zumindest bisher – ganz gut zu vertragen, dass man ihm die Ersatzdroge stückweise wegnimmt. Möglicherweise leben wir hier aber noch von versteckten Notfallreserven und die richtig harte Zeit kommt erst. In den USA dürfte momentan der Konsument, der uns ja schon das ein oder andere Mal den Popsch gerettet hat, einspringen und die Kreditkarten etc glühen lassen, allerdings muss man Ottilie Mustermann und ihrer Familie hüben wie drüben durchaus das Fehlen eines gewissen Weitblicks attestieren. Shop till you drop, sozusagen.

Der Herbst könnte also ein ganz guter Indikator dafür werden, wie es in den nächsten Jahren weitergeht. Eigentlich sollte sich der Arbeitsmarkt abkühlen, die Konsumausgaben zurück gehen, die Sparneigung steigen und zumindest ein bisserl Ruhe einkehren. Was diese volkswirtschaftlichen Grundbewegungen und ihre erwartbaren Auswirkungen auf den Märkten zumindest bisher völlig überlagert, ist der ungebrochene Hype rund um den zukünftigen Einsatz künstlicher Intelligenzen und deren Einfluss auf ca alles und jeden. Nun hat hier in den letzten Jahren eine Revolution stattgefunden? Mit Sicherheit. Aber wird die KI den Replikator entwickeln, die Gier der Menschen einfangen und Love, Peace & Happiness über uns bringen und das auch noch in einem Zeitraum der den aktuellen Zyklus zu beeinflussen im Stande ist? Schau mer mal… Wäre nicht die erste Revolution, die ihre Kinder frisst. ;-)

Und aus! :-)

Florian Gröschl, Geschäftsführer und Miteigentümer der Absolute Return Consulting GmbH

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